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Zerfetzte Flaggen

Zerfetzte Flaggen

Titel: Zerfetzte Flaggen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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zog, daß andere es sicher seltsam fanden, wenn ein so dienstalter Offizier das Kommando über ein so kleines Schiff erhielt.
    Probyn stand auf; sein Gesicht drückte seine Genugtuung besser aus, als Worte es vermocht hätten.
    Paget fuhr fort: »Ich werde die nötigen Befehle ausschreiben, außer wenn –«, dabei blickte er Bolitho an, »Sie vielleicht anderer Meinung sind?«
    Probyn reckte sein Kinn vor. »Nein, Sir, so kommt es mir zu.«
    Der Major starrte ihn an und knurrte: »Nur, wenn ich es befehle.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Gut, es bleibt also dabei.«
    D’Esterre murmelte: »Tut mir leid um die verpaßte Gelegenheit, Dick, aber es freut mich, daß du bei uns bleibst.«
    Bolitho versuchte zu lächeln. »Danke, aber ich glaube, der arme George Probyn wird bald wieder auf der Trojan sein. Möglicherweise trifft er ein größeres Schiff, dessen Kommandant mit der Ladung anderes vorhat.«
    Pagets Augenbrauen zogen sich drohend zusammen. »Wenn Sie fertig sind mit Ihrer Unterhaltung, meine Herren…«
    D’Esterre fragte höflich: »Was geschieht mit dem französischen Leutnant, Sir?«
    »Er bleibt bei uns. Konteradmiral Coutts will ihn sicher sprechen, bevor dies die Behörden in New York tun.« Er rang sich ein etwas gezwungenes Lächeln ab: »Sie verstehen, was ich meine?« Damit stand der Major auf und klopfte sich ein paar Sandkörner vom Ärmel. »Bitte weitermachen, meine Herren, und achten Sie darauf, daß die Wachen ihre Pflicht tun.«
    Probyn wartete an der Tür auf Bolitho und sagte kurz: »Sie sind jetzt hier der Ranghöchste–«, seine Augen glitzerten trotz seiner Müdigkeit –, »und ich wünsche Ihnen viel Glück mit diesem Sauhaufen!
    «
    Bolitho betrachtete ihn gelassen. Probyn war nicht viel älter als er selbst, sah aber beinahe so alt aus wie Pears. Er fragte: »Warum diese Bitterkeit?«
    Probyn schnaubte. »Ich habe niemals wirklich Glück gehabt und auch nicht die guten Beziehungen Ihrer Familie.« Zu Bolithos Ärger hob er drohend die Faust. »Ich kam aus dem Nichts und mußte mich mit Zähnen und Klauen hinaufarbeiten! Denken Sie, ich hätte zu Ihren Gunsten verzichtet? Was ist schon ein elender, kleiner, französischer Blockadebrecher für einen älteren Offizier wie mich – das haben Sie doch gedacht, nicht?«
    Bolitho seufzte. Probyn war noch vulgärer, als er sich vorgestellt hatte. »Ja, es ging mir durch den Kopf.«
    »Als Sparke fiel, kam meine Chance, und ich habe die Absicht, sie in jeder Weise zu nutzen.«
    Bolitho blickte weg; es war ihm unmöglich, Probyn in seiner Raserei länger anzusehen.
    »Sie können hier warten, bis Sie blau sind. Und dann sagen Sie Ihrem blöden Cairns und den anderen Idioten, soweit sie überhaupt dafür Interesse haben, daß ich nicht mehr auf die Trojan zurückkehre, oder höchstens besuchsweise. Aber dann als Kommandant meines eigenen Schiffes!«
    Er drehte sich abrupt herum und ging. Was Bolitho auch an Mitleid oder wenigstens Verständnis für ihn empfunden haben mochte, war verflogen, als er feststellte, daß Probyn nicht einmal die Absicht hatte, noch einmal mit seinen Leuten zu sprechen, bevor er ging, oder die Schwerverwundeten und Sterbenden zu besuchen.
    D’Esterre trat zu ihm auf die Brustwehr, und sie beobachteten Probyn, der entschlossen über den Strand zu einem der beiden Boote ging.
    »Hoffentlich bleibt er weiterhin nüchtern, Dick. Mit einem Schiff voller Schießpulver und einer verängstigten Eingeborenencrew könnte es sonst eine denkwürdige Reise werden!« Er sah, daß sein Sergeant auf ihn wartete, und ging eilig zu ihm.
    Bolitho stieg die Leiter hinunter und fand Quinn an einer Wand lehnen. Er sollte die erbeuteten Waffen und Pulverfässer inspizieren, überließ dies jedoch seinen Leuten.
    Bolitho sprach ihn an: »Hast du gehört, was der Major uns zu sagen hatte, und auch, was Probyn mir eben an den Kopf geworfen hat? Ich habe dazu ein paar eigene Ideen, aber erst möchte ich wi ssen, was heute morgen während des Angriffs vorgefallen ist.« Er dachte an den fürchterlichen Schrei, der so plötzlich verstummt war.
    Quinn erwiderte heiser: »Ein Mann kam aus dem Wachturm. Wir waren alle so damit beschäftigt, die Tore zu suchen oder nach Wachtposten Ausschau zu halten, daß ihn niemand bemerkte. Er schien aus dem Nichts zu kommen.« Unglücklich fuhr er fort: »Ich war ihm am nächsten und hätte ihn leicht niederstechen können.«
    Er schauderte. »Es war ein halbnackter Junge mit einem Eimer, wahrscheinlich

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