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Zerfetzte Flaggen

Zerfetzte Flaggen

Titel: Zerfetzte Flaggen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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jetzt, woher der Feind einen großen Teil seiner Munition und seines Pulvers bekam. Doch diese Information würde Konteradmiral Coutts wenig nützen, wenn ihr tapferes Unternehmen hier zu Ende ging.
    Wenn er nur erst wieder auf der Trojan wäre, dachte er plötzlich.
    Er wollte sich auch nie wieder beklagen, selbst wenn er den Rest seiner Dienstzeit als Leutnant an Bord dieses Schiffes verbringen mußte.
    Der Gedanke ließ ihn trotz seiner Unsicherheit lächeln. Er wußte insgeheim, daß er wieder genauso eifrig nach einem eigenen Kommando streben würde, wenn er diesmal überlebte.
    Da hörte er Leutnant Raye von den Marineinfanteristen der Trojan die Leiter heraufkommen und d’Esterre Meldung machen.
    Für Bolitho war dies eine ganz andere Welt. Eine Taktik, die mit der Geschwindigkeit von Fußvolk oder Kavallerie rechnete, nicht mit majestätischen Segeln, wie verletzlich diese auch sein mochten, wenn die Kanonen donnerten… Nur mit Männern in Uniform, die auf festen Boden fielen, wenn ihre Zeit gekommen war. Aus, vergessen… Er fühlte eine Kälte im Nacken, als d’Esterre zu den beiden Leutnants sagte: »Ich bin sicher, daß sie heute nacht angreifen werden. Erst einmal, um uns auf den Zahn zu fühlen, dann mit voller Stärke, wenn wir nicht mehr damit rechnen. Ich brauche zwei Züge in Sofortbereitschaft. Die Geschütze werden über ihre Köpfe hinweg feuern, also halten Sie die Soldaten in ihren Löchern, bis ich Angriff befehle.« Er wandte sich um und blickte Bolitho an.
    »Ich brauche zwei Kanonen unten am Damm, sobald es dunkel ist.
    Möglicherweise müssen wir sie beim Zurückweichen aufgeben, aber wir haben keinerlei Chance, wenn sie sich nicht gleich zu Anfang ein paar blutige Nasen holen.«
    Bolitho nickte. »Ich lasse sie hinschaffen.« Wie ruhig seine Stimme klang, wie die eines Fremden.
    Er erinnerte sich an die Gefühle, die ihn beherrscht hatten, als das Floß sich in der Dunkelheit auf das drohende Fort zu in Bewegung gesetzt hatte. Wenn der Feind die Wachen am Damm überrannte, dann war es ein langer Weg bis zu den schützenden Toren für diejenigen, die sich zurückzogen.
    D’Esterre beobachtete ihn ernst. »Es klingt schlimmer, als es ist.
    Wir müssen nur vorbereitet sein, unsere Leute zusammenhalten und den Wachen einschärfen, daß wir nach Einbruch der Dunkelheit mit Besuchern rechnen müssen wie diesen.« Er wies auf die beiden kanadischen Späher.
    Als die Schatten länger wurden, begaben sich die Leute auf ihre Stationen und warteten. Der Strand war wieder leer, nur der aufgewühlte Sand verriet, wo Reiter und Soldaten gestanden hatten.
    Paget bemerkte beiläufig: »Eine klare, mondlose Nacht.« Er wischte sich die Augen und fluchte: »Nur dieser verdammte Wind erinnert uns ständig an unseren wunden Punkt!«
    Gefolgt von Stockdale, verließ Bolitho das Fort und sah zu, wie die beiden Geschütze zum Damm geschafft wurden. Es war harte Knochenarbeit, man hörte dabei keine Witze, wie sonst üblich.
    Nach der Hitze des Tages kam es ihnen jetzt kalt vor, und Bolitho fragte sich, wie er und die anderen eine weitere Nacht ohne Schlaf durchhalten sollten. Er kam an den Löchern vorbei, deren Insassen nur an ihren weißen Brustriemen zu erkennen waren, während sie – das Gewehr im Anschlag – übers Wasser spähten.
    Er fand Quinn mit Rowhurst beim Montieren des zweiten Geschützes.
    Sie legten Munition und Pulver so zurecht, daß im Dunkeln alles griffbereit war.
    Stockdale keuchte: »Wer wird bloß freiwillig Soldat, Sir?«
    Bolitho dachte an die Soldaten, wie er sie in England erlebt hatte, die Garnison in Falmouth, die Dragoner in Bodmin. Sie exerzierten am Sonntagmorgen zur Freude der Kirchgänger und der kleinen Jungen… Dies hier war etwas völlig anderes: rohe Gewalt und die Entschlossenheit, mit allem fertig zu werden, was sich ihnen in den Weg stellte. Ob in der Wüste oder auf schlammigem Feld, das Los der Infanteristen war immer das schwerste.
    Quinn kam herübergelaufen und redete schnell und unzusammenhängend auf ihn ein.
    »Sie sagen, es geht heute nacht los. Warum können wir uns nicht ins Fort zurückziehen? Als wir angriffen, hieß es, die Geschütze beherrschen Damm und Floß. Warum gilt dasselbe nicht jetzt auch für den Feind?«
    »Leise, James! Wir müssen sie von der Insel fernhalten. Sie ke nnen sich hier genau aus, wir selbst meinen nur, das Fort zu kennen.
    Wenn auch nur ein paar von ihnen bis hierher durchbrechen, wer weiß, was dann geschieht.«
    Quinn

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