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Zerfetzte Flaggen

Zerfetzte Flaggen

Titel: Zerfetzte Flaggen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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erschießen sollen, Mr. Couzens, verdammt! Jetzt wird er zweifellos gegen einen unserer Offiziere ausgetauscht. Verdammte Freibeuter, ich würde die ganze Bande aufhängen, ihre und unsre!«
    Stockdale rief plötzlich: »Die Flagge, Sir!«
    Bolitho blickte zur Rebellenflagge auf, die Paget vernünftige rweise hatte hissen lassen. Es wäre unklug gewesen, vorzeitig Verdacht zu erregen, sei es nun an Land oder auf See.
    Trotzdem begriff Bolitho, was Stockdale meinte. Anstatt schlapp in Richtung Land zu hängen, zeigte die Flagge jetzt seewärts zum heller werdenden Horizont. Der Wind hatte über Nacht um hundertachtzig Grad gedreht, und in der Erregung hatte dies bisher niemand bemerkt.
    Leise sagte er: »Die Spite wird nicht einlaufen können.«
    Probyn fuhr sich nervös mit der Hand über die Bartstoppeln und meinte: »Er wird auch wieder zurückdrehen, ganz bestimmt!«
    Bolitho wandte sich dem Hang zu, auf dem er und Couzens gestern in der Morgensonne geschmort hatten; sorgfältig suchte er ihn mit den Augen ab: er wirkte jetzt dunkel und drohend.
    »Aber bis dahin sind wir hier die Verteidiger!«
    Major Paget stützte sich auf den schweren Tisch und musterte grimmig seine müden Offiziere.
    Sonnenlicht flutete durch die Fenster des Kommandeurszimmers, und durch eine Schießscharte sah Bolitho Bäume und einen kleinen Streifen Strand.
    Es war schon Vormittag und noch immer weder Freund noch Feind in Sicht.
    Mit dem französischen Offizier als Geisel und einer Eskorte Marinesoldaten hatte Probyn sich zum Logger hinüberrudern lassen.
    Das Schiff war bis unters Deck voll von westindischem Schießpulver, französischen Gewehren, Pistolen und anderem militärischen Gerät.
    »Ein wertvoller Fang«, sagte Paget. »Der Feind und Mr. Washington wird ihn schmerzlich vermissen, das kann ich Ihnen versichern, meine Herren. Wenn wir hier angegriffen werden, bevor Hilfe kommt, ist es wahrscheinlich, daß der Feind den Logger samt Ladung in die Luft zu jagen versucht, falls er ihn nicht zurückerobern kann. Auf alle Fälle werde ich verhindern, daß er wieder in Feindeshand fällt.«
    Bolitho hörte den Marschtritt der Marineinfanteristen und die schroffen Kommandos ihrer Unteroffiziere. Pagets Feststellung war sinnvoll. Fort Exeter mußte mit allen Waffen und Ausrüstungsstükken vernichtet werden, die während der letzten Monate hier gehortet worden waren.
    Aber es würde einige Zeit dauern, alles vorzubereiten; und der Gegenangriff des Feindes konnte nicht lange auf sich warten lassen.
    »Ich befehlige dieses Unternehmen.« Paget ließ seinen grimmigen Blick über die Gesichter schweifen, als erwarte er Wide rspruch.
    »Mir steht es also zu, eine Prisenbesatzung für den Logger einzuteilen, die ihn unverzüglich nach New York segelt oder sich unterwegs bei einem Schiff seiner Majestät meldet.«
    Bolitho versuchte, seine Erregung zu zügeln. Der Logger hatte eine Besatzung von Eingeborenen aus Martinique. Kein Wunder, daß man einen fähigen Mann wie Leutnant Contenay für solch ein schwieriges Unternehmen ausgesucht hatte; er schien den meisten Offizieren, die Bolitho bisher getroffen hatte, weit überlegen. Es war eine nicht zu unterschätzende Aufgabe gewesen, den Logger von Martinique durch die Karibische See hierher in diese schlecht vermessenen Gewässer zu segeln.
    Selbst mit ihrer gefährlichen Ladung war die Prise eine angenehme Abwechslung, jedenfalls besser als dies hier. War er einmal in New York, konnte so manches geschehen, bis er wieder in die strenge Autorität der Trojan zurückkehren mußte. Eine Fregatte vielleicht? Zu den jüngeren Leuten auf einer Fregatte zu stoßen, wäre schon Belohnung genug.
    Bolitho glaubte, nicht richtig verstanden zu haben, als Paget fortfuhr: »Mr. Probyn erhält das Kommando und wird einige Leichtverwundete mitnehmen, die ihm helfen, die Eingeborenencrew in Schach zu halten.«
    Bolitho wandte sich in der Erwartung um, Probyn in lauten Protest ausbrechen zu hören, aber dann wurde ihm klar: Warum sollte dieser nicht genauso denken wie er? Er durfte mit der Prise nach New York segeln, sich beim Oberbefehlshaber melden und hoffen, ein besseres Kommando und einen höheren Rang zu bekommen.
    Probyn war so besessen von dieser Idee, daß er bisher keinen Tropfen Wein oder Brandy angerührt hatte, nicht einmal, als das Fort schon genommen war. Er war nicht intelligent genug, um über die neue Prise und sein Einlaufen in Sandy Hook hinauszudenken, war nicht der Mann, der in Erwägung

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