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Zerfetzte Flaggen

Zerfetzte Flaggen

Titel: Zerfetzte Flaggen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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sich in den Sand graben? Das einzige Stück befestigter Straße führt zum Anlegeplatz für das Floß.« Er senkte sein Glas und lachte in sich hinein. »Das haben die sich nicht träumen lassen, daß sie einmal hier die Angreifer spielen müssen!«
    Sergeant Shears rief: »Ein paar von ihnen sind schon oben auf dem Hügel, Sir!«
    »Von dort können sie uns Gott sei Dank nicht mit Gewehrfeuer erreichen«, sagte Paget und rieb sich vergnügt die Hände. »Sagen Sie Ihrem Artilleristen, er soll einen Schuß auf den Damm setzen.«
    Er blickte Bolitho scharf an. »Sofort!«
    Rowhurst hörte Pagets Befehl mit offensichtlicher Begeisterung.
    »So gut wie besorgt, Sir!«
    Mit Hilfe seiner Leute richtete er das schwere Geschütz auf den nassen Sand am Ende des Dammes. »Klar zum Feuern, Jungs!«
    Bolitho schrie: »Haltet euch außer Sicht! Stockdale, sehen Sie zu, daß unsere Leute in Deckung bleiben!«
    »Feuer!« Der Krach des Schusses hallte über das Wasser wie Donner. Scharen von Vögeln flatterten schreiend aus den Bäumen, und Bolitho sah gerade noch, wie eine gewaltige Wand feuchten Sandes hochgeschleudert wurde, als die Kugel wie eine Riesenfaust einschlug. Die Pferde scheuten, der Hund rannte wild bellend im Kreise herum.
    Bolitho griff grinsend nach Rowhursts Arm. »Wieder laden!« Er schritt zurück zum Turm und sah, daß Quinn ihn von der anderen Brustwehr aus beobachtete.
    Paget sagte anerkennend: »Guter Schuß! Gerade nahe genug, damit sie merken, daß wir bereit und gerüstet sind.«
    Ein paar Augenblicke später rief Sergeant Shears: »Weiße Flagge, Sir!«
    Ein Reiter galoppierte zum Damm, wo eine Rauchfahne noch die Einschlagstelle anzeigte.
    Paget befahl: »Klar zum nächsten Schuß, Mr. Bolitho!«
    »Es ist die Parlamentärsflagge, Sir!« Bolitho vergaß seine Müdigkeit und begegnete trotzig Pagets Blick. »Ich kann Rowhurst nicht befehlen, darauf zu feuern.«
    Erstaunt hob Paget die Brauen. »Was soll das? Eine Anwandlung von Ehre?« Er wandte sich an d’Esterre: »Erklären Sie’s ihm!«
    D’Esterre sagte ruhig: »Sie wollen uns auf den Zahn fühlen, unsere Stärke herausfinden. Diese Leute sind keine Narren. Wenn sie auch nur einen Seemann entdecken, wissen sie, wie wir hergekommen sind.«
    Fitzherbert rief: »Der Reiter ist ein Offizier, Sir!«
    Was es nicht gerade einfacher machte.
    Bolitho hielt die Hand über die Augen, um den fernen Reiter und sein Pferd zu betrachten. Wie konnte er nur in solch einem Augenblick über Ehre und Skrupel diskutieren? Heute oder morgen würde man von ihm erwarten, daß er denselben Mann im Kampf niederstach, ohne einen Gedanken an ihn zu verschwenden. Und doch… Er sagte schroff: »Ich lasse eine Kugel mitten auf den Damm setzen.
    «
    Paget wandte sich vom Studium der kleinen Gruppe ab. »Schön, aber fangen Sie endlich an!«
    Der zweite Schuß war genauso gut gezielt wie der erste und schleuderte Gischt und Sand hoch in die Luft, während der Reiter versuchte, sein scheuendes Pferd wieder unter Kontrolle zu bringen.
    Dann wendete er und trabte zurück.
    »Jetzt wissen sie Bescheid.« Paget schien befriedigt. »Ich gehe ein Glas Wein trinken.« Dann verschwand er wieder in seiner Stube.
    D’Esterre lächelte grimmig. »Ich glaube, Kaiser Nero hatte gewisse Ähnlichkeit mit Paget, Dick.«
    Bolitho nickte und ging auf die Seeseite des Turmes. Von Probyns Schiff war nichts mehr zu sehen, und er malte sich aus, wie die Distanz bei diesem für ihn günstigen Wind rasch zunahm.
    Wenn der Feind das Schiff beim Auslaufen wirklich gesehen hatte, so nahm er wohl an, daß es beim Anblick der Rotröcke im Fort umgekehrt sei, denn wenn es ihnen gehörte, warum liefen dann die neuen Besetzer nicht mit ihm aus?
    Bluff, Patt, Vermutungen, alles gipfelte in einer Frage: Was sollten sie tun, wenn die Korvette aus irgendeinem Grund nicht kam, um sie abzuholen? Wenn der Wasservorrat zu Ende ging? Würde Paget sich ergeben? Es war nicht sehr wahrscheinlich, daß der feindliche Kommandeur zur Milde neigen würde, nachdem sie sein Fort und alle Waffen in die Luft gejagt hatten.
    Bolitho beugte sich über die Brustwehr und betrachtete die Se eleute, die im Schatten darauf warteten, daß es für sie Arbeit gab.
    Wenn das Wasser ausging, würden diese Leute dann noch genauso gehorsam sein? Konnte man erwarten, daß sie dann ihre Hände von dem großen Rumvorrat ließen, den sie bei den Ställen ans Tageslicht gebracht hatten?
    Bolitho rief sich Pagets Worte ins Gedächtnis. Er wußte

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