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Zerfetzte Flaggen

Zerfetzte Flaggen

Titel: Zerfetzte Flaggen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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ließ den Kopf hängen. »Ich habe die Leute gehört, sie wo llen nicht sterben für eine elende kleine Insel, von der noch nie jemand gehört hat.«
    »Du weißt genau, warum wir hier sind.« Er wunderte sich wieder über den Ton seiner eigenen Stimme, sie klang härter, kälter. Quinn mußte das verstehen. Wenn er jetzt nicht durchhielt, war es für ihn kein Rückschlag mehr, sondern eine vernichtende Niederlage.
    Quinn erwiderte: »Das Magazin, das Fort, was sind sie wert, wenn wir tot sind? Es ist ein Nadelstich, eine Bagatelle.«
    Bolitho sagte ruhig: »Du wolltest unbedingt Seeoffizier werden, auch wenn dein Vater dich lieber in seinem Geschäft in London gesehen hätte.« Er betrachtete Quinns Gesicht, es schimmerte blaß in der Dunkelheit. »Ich denke, er hatte recht damit, mehr als du selbst weißt. Er wußte, daß du niemals das Zeug hättest, ein Offizier des Königs zu werden.« Damit wandte er sich brüsk ab und schüttelte Quinns Hand von seiner Schulter. »Nimm die erste Wache, ich löse dich dann ab.«
    Er wußte, daß Quinn ihm unglücklich und verletzt nachstarrte, und haßte sich selbst dafür, daß er so zu ihm hatte sprechen müssen.
    Stockdale sagte: »Bei allem, was Sie für den Jungen empfinden – da sind andere, die sich auf ihn verlassen müssen.«
    Bolitho blickte ihn an. Stockdale verstand ihn, war immer da, wenn er ihn brauchte.
    »Danke, Stockdale.«
    Zwei Stunden schlichen dahin. Die Nachtluft wurde kälter, zumindest schien es so, und die Spannung wich der Müdigkeit.
    Bolitho stand halbwegs zwischen Fort und Damm, als er plötzlich anhielt und sich dem Festland zuwandte.
    Auch Stockdale starrte hinüber und nickte dann heftig. Rauch!
    Der Qualm wurde mit jeder Sekunde heftiger, beißender, und reizte Augen und Kehle, als er jetzt in dicken Schwaden vom Wind herübergeweht wurde. Man sah auch schon Flammen, die wie böse rötliche Federn herumwirbelten, bis sie zu einer geschlossenen Feuerfront zusammenwuchsen.
    Fähnrich Couzens, der dösend hinter ihnen herging, keuchte: »Was ist das?«
    Bolitho fing an zu rennen. »Sie haben den Hang angezündet, um im Schutz des Rauchvorhangs anzugreifen.«
    Er bahnte sich den Weg durch Gruppen hustender, würgender Seesoldaten, bis er das erste Geschütz erreichte.
    »Klar zum Feuern!« Er sah Fitzherbert mit einem seiner Unteroffiziere, die sich Taschentücher um Mund und Nase gewickelt hatten.
    »Wollen Sie es dem Major melden?«
    Fitzherbert schüttelte den Kopf, seine Augen tränten. »Keine Zeit mehr. Er wird es ohnehin merken.« Dann zog er den Degen und schrie: »Haltet die Front.’ Gebt es weiter zur anderen Abteilung!«
    Hustend tastete er sich weiter, dabei nach seinen Leuten Ausschau haltend, während mehr Seesoldaten durch den Rauch gerannt kamen, angeleitet von d’Esterres Stimme, der Ruhe forderte und die Ordnung einigermaßen wiederherstellte.
    Couzens vergaß sich so weit, Bolithos Arm zu ergreifen, während er murmelte: »Hören Sie! Sie schwimmen!«
    Bolitho zog den Dolch und machte die Pistole schußbereit. Ein Flüßchen in der Nähe seines Elternhauses in Cornwall, dessen Furt im Winter bei Hochwasser oft unpassierbar war, wurde von Reitern bisweilen durchschwömmen; so kannte er die Geräusche schwimmender Pferde gut genug, um zu begreifen, was sich jetzt vor ihnen abspielte.
    »Sie schwimmen mit ihren Pferden herüber!«
    Er fuhr herum, als er ein langgezogenes Hurra hörte, das die Geräusche des Feuers und des Wassers noch übertönte.
    D’Esterre rief: »Sie kommen auch über den Damm!« Dann drängte er sich durch die Menge und fügte hinzu: »Halten Sie die Leute zurück, Sergeant! Die Kanonen sollen das erste Wort sprechen!
    «
    Einige bewaffnete Seeleute stolperten aus dem Dunkel und rutschten plötzlich in den Stand, als Bolitho rief: »Hierbleiben!
    Folgt mir zum Strand!« Sein Verstand kämpfte mit dem raschen Wechsel der Ereignisse, dem herannahenden Unheil.
    Eine Kanone donnerte, und das Hurra auf der anderen Seite geriet ins Stocken, wurde abgelöst von Schreien und Stöhnen.
    Das zweite Geschütz spaltete die Dunkelheit mit langer, leuc htend orangefarbener Zunge; sein Geschoß traf Menschen und Sand.
    Bolitho malte sich Quinns entsetztes Gesicht aus, als die trotzigen Hurrarufe erneut aufbrandeten, ebenso stark wie vorher.
    Stockdale knurrte: »Hier ist einer!«
    Bolitho balancierte auf den Fußballen, beobachtete die aus dem Dunkel vorstürzenden Schatten.
    Jemand feuerte eine Pistole ab, und er sah die

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