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Zero Day

Zero Day

Titel: Zero Day Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Treppe.
    »Ich weiß, dass die Spurensicherung schon erfolgt ist, trotzdem möchte ich den Tatort noch einmal selbst untersuchen«, rief Puller ihr nach. »Ich habe nicht die Absicht, irgendwem in beruflicher Hinsicht auf die Zehen zu treten«, fügte er hinzu, »aber auch ich habe Vorgesetzte, denen ich Bericht erstatten muss. Und diese Leute erwarten, dass die operative Fallanalyse auf bestimmte Art und Weise geschieht.«
    »Machen Sie nur. Hauptsache, wir erwischen den Schweinehund, der das getan hat.« Cole stieg die Treppe hinauf.
    Puller lenkte den Blick vom toten Polizisten hinüber zur Wand, an der Blutspritzer und Fleischfetzen bezeugten, wo man die Erwachsenen der Familie Reynolds hingerichtet hatte. Denn als etwas anderes als eine Hinrichtung konnte man es nicht einstufen.
    Kopfschuss bei ihm, Brustschuss bei ihr. Die Unterschiedlichkeit des Vorgehens wunderte Puller. Und die Jugendlichen waren nicht erschossen worden. Im Allgemeinen kam bei Mehrfachtötungen dieselbe Mordmethode zur Anwendung. Es kostete Zeit, die Waffe zu wechseln, wertvolle Zeit. Und um zu morden und danach die Leichen herumzuschleppen, brauchte man noch mehr Zeit. Doch unter Umständen hatten die oder der Mörder alle Zeit der Welt gehabt.
    Abermals senkte Puller den Blick auf Wellmans Leichnam.
    Alle Morde hatten als gemeinsamen Nenner, dass dabei ein Mensch durch Gewalteinwirkung den Tod fand. Doch davon abgesehen, war jeder Fall anders.
    Das Rätsel zu lösen ähnelte einer Krebsbehandlung. Was sich im einen Fall bewährte, taugte fast nie in einem anderen Fall. Jeder erforderte die eigene einzigartige Lösung.
    Puller ging zur Treppe, um sich oben Cole anzuschließen.
     

 
    12
    Die drei Polizisten vom Drake County standen nebeneinander und betrachteten ihren ermordeten Kollegen. Unterdessen musterte Puller die Männer. Alle maßen über eins achtzig. Zwei waren hager, einer pummelig. Sie waren junge Burschen; der Älteste mochte knapp über dreißig sein. An der Hand eines Mannes bemerkte Puller eine Anker-Tätowierung. »Marine?«, fragte er.
    Der Mann nahm den Blick kurz von Wellmans Leichnam und nickte. Die Tätowierung war, so wusste Puller, erst nach dem Ausscheiden aus dem Dienst vorgenommen worden. Das Militär erlaubte Uniformträgern keine sichtbaren Tätowierungen. »Sie sind in der Armee?«, erkundigte sich der Polizist mit dem Anker.
    »Ich gehöre zur CID des 701. MP-Regiments in Quantico.«
    »Da werden die Marineinfanteristen ausgebildet, stimmt’s?«, fragte der Pummelige.
    »Ganz genau«, bestätigte Puller.
    »Mein Vetter dient dort«, sagte der Pummelige. »Er hat erzählt, die Jungs gehen immer als Erste in den Kampf.«
    »Mir haben sie im Nahen Osten viele Male den Rücken gedeckt.«
    Cole kam die Treppe herunter. »Ein Bergarbeiter hat auf dem Weg zur Arbeit Larrys Streifenwagen ungefähr anderthalb Kilometer entfernt in einem Hohlweg entdeckt. Ich schicke unseren Experten hin, damit er sich das Auto vornimmt.«
    Puller nickte. »Kann er danach hier aufkreuzen? Ich muss mit ihm sprechen.«
    »Ich gebe ihm Bescheid.« Cole wandte sich an ihre Untergebenen. »In Anbetracht dessen, was Larry zugestoßen ist, müssen von nun an ständig zwei Beamte hier Wache halten.«
    »Damit beschneiden wir den Streifendienst, Sergeant«, sagte der Polizist mit dem Anker. »Dabei ist er schon stark eingeschränkt.«
    Cole zeigte auf Wellman. »Larry hat vielleicht auch so gedacht. Schaut euch an, was ihm passiert ist.«
    »Jawohl, Sergeant.«
    »Dwayne, ich möchte, dass Sie hinfahren und Larrys Streifenwagen sicherstellen«, wies Cole den Mann an.
    »Jawohl, Sergeant«, erwiderte Dwayne.
    Puller beobachtete, wie die Streifenpolizisten auf ihre weibliche Vorgesetzte reagierten. Falls West Virginia sich mit der Armee vergleichen ließ, mussten die Verhältnisse hier selbst im 21. Jahrhundert für Frauen noch schwierig sein. Allem Anschein nach war es in diesem Gebirgsbundesstaat ebenso.
    »Spezialagent Puller wird uns bei den Ermittlungen behilflich sein«, sagte Cole.
    Die drei Streifenpolizisten musterten Puller mit abweisenden Mienen. Es überraschte ihn keineswegs. An ihrer Stelle hätte er auch Abneigung verspürt. Er verzichtete darauf, abgedroschene Klischees zu plappern, etwa, dass sie alle ein und dasselbe anstrebten, nämlich Gerechtigkeit. Er sagte gar nichts. Ganz gleich, wie höflich und professionell er auftrat, es änderte nichts an der Tatsache, dass er über diese Männer nicht verfügen konnte. Es lag bei

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