Zero Gravity

Titel: Zero Gravity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Schuhmacher

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tief.
    »Okay. Jetzt hör mir mal zu. Willst du wissen, woher der Name »Chick« kommt? Nicht einmal Poison weiß das, aber dir würde ich es verraten, vorausgesetzt, du benimmst dich dann nicht mehr wie ein Kleinkind.« Kit steckte ihr Multitool ein und verschränkte die Arme, so gut es ihr in der Rüstung eben möglich war, dann seufzte auch sie und sah nach oben. »Lass hören.«
    »Den Namen habe ich mir eingehandelt, als ich elf Jahre alt war und ein Huhn in einen Gottesdienst geschmuggelt hatte. Das blöde Huhn hat einen Schreck bekommen, ist geflohen und über die Tastatur der tollen rosa Plastikorgel gelaufen. Die Musik war nicht schlecht, aber die Preacheress war trotzdem nicht sehr begeistert - so viel zu meinem Huhn. Na ja, von da an war ich für meine Freunde nur noch >Chicken MacPhibes< - Frieden?«
    Kit überlegte einen Moment, bevor sie die gepanzerte Hand ergriff, die der Gardeur ihr darbot.
    »Frieden. Auch wenn ich jetzt nie wieder ein Huhn sehen werde, ohne an eine rosa Plastikorgel denken zu müssen.«
    »Seid ihr fertig? Alle Streitigkeiten beigelegt? Sehr schön, dann hört mir ja vielleicht auch wieder jemand zu.« Das war Corrigan, der nun auch - mit Poison im Schlepptau - zum Schott kam. Wortlos reichte Chick ihm Shilohs schwere Pistole, und wortlos befestigte Corrigan sie an seinem Gürtel. Dann baute er sich vor Kit auf. »Zunächst einmal zu Ihnen, Lacroze.«
    Er schlug so schnell zu, dass Kit den Panzerhandschuh kaum kommen sah; dafür krachte es umso lauter, als er die Seite ihres Helms traf. Sofort begann ihr linkes Ohr zu pfeifen.
    »Als ich vorhin >Vorwärts< sagte, meinte ich das auch so. Ich meinte nicht etwa >Rückwärts<, >Seitwärts< oder warte noch eine Minute, dann folge mir«. >Vorwärts< war ein Befehl, keine Anregung und kein Vorschlag zur Güte. Verstanden?«
    Kit riss sich vom Anblick der bösen lila Augen los und nickte schwach.
    »Schön. Ich weiß, dass du als Commando gewohnt bist, selbständig zu entscheiden, und solange du allein unterwegs bist, ist das ja auch völlig in Ordnung - aber wenn ich etwas sage, dann gilt das! Von mir aus können sich meine Justifiers so seltsam benehmen, wie sie wollen, solange sie meine Befehle ohne zu zögern befolgen. Ist dir das klar, Lacroze? Hast du das verstanden?«
    »Sir, jawohl, Sir«, hauchte Kit. Wofür sie die zweite Kopfnuss kassierte, war ihr nicht so ganz klar, aber Corrigan wandte sich schon von ihr ab und den Gardeuren zu.
    »Wir wissen zwar nicht, mit wie vielen Gegnern wir es noch zu tun bekommen werden, aber eines ist klar: Unsere Ausrüstung ist inadäquat. Wir brauchen zumindest panzerbrechende Munition. Also müssen wir sie wechseln.«
    »Heißt das, wie gehen zurück zur Robin, Chief?« »Genau das heißt es, Sarge.«
    »Was?« Kit stemmte verblüfft die Arme in die Hüften. »Verdammter Mist, wieso hast du mich dann das Schott von dieser Seite aus schließen lassen?«
    »Handarbeit beruhigt die Nerven, Kit.« Corrigan lächelte schwach. »Jedenfalls deine.« »Das ist nicht fair! Jetzt kann ich alles nochmal von vorn…«
    »Ganz ruhig. Wäre dir lieber, wir statteten uns in Modul 2 aus? Das ist die Wohneinheit, in der sich auch die Waffenkammer der Gardeure befindet.« Kit legte den Kopf schief. »Wäre das nicht naheliegend?«
    »Es wäre eine Möglichkeit, aber weißt du, wie viele dieser … Dinger uns dort erwarten? Nein? Siehst du, ich auch nicht.«

    Poison nickte zustimmend.
    »Wir haben schon einen Mann verloren, Lacroze, und ein weiteres Zusammentreffen mit einem Gegner wie diesem würde unsere Munitionsvorräte vermutlich komplett aufbrauchen.«
    »Aber… «
    »Außerdem wissen wir nicht, was sie hier gelagert haben. Was an Bord der Robin ist, das wissen wir ganz genau.
    Also kehren wir um, munitionieren auf und nehmen dann den direkten Weg zu Modul 1 über die Oberfläche von Holloway II.«
    »Du hast den Chief gehört, Lacroze. Also mach dich an die Arbeit.«
    Poison konnte es sich nicht verkneifen, Kit einen Knuff zu verpassen. Die Füchsin knurrte leise, begann aber sogleich, sich wieder an dem Schott zu schaffen zu machen.
    Wenige Augenblicke später waren sie auf dem Rückzug durch den zerschossenen Korridor, der nun gänzlich frei von künstlicher Atmosphäre war. Schweigend passierten sie die Leichen von Blechmann und Shiloh, und schweigend nahm Kit die Laser-Batterie vom Gürtel, um an dem Paneel der Schotttür zu arbeiten. In dem Moment, in dem Kits Multitool die Plastikabdeckung berührte,