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Zero kommt gleich

Zero kommt gleich

Titel: Zero kommt gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nichts dem Zufall überlassen, oder ?«
    »Ich finde, wir überlassen eine
ganze Menge dem Zufall, wenn man bedenkt, daß ich von dir Schuldscheine über
zehntausend Dollar angenommen habe. Du hast deine tausend gegen bar gekriegt,
okay. Aber uns bleiben die Schuldscheine .«
    »Vielleicht wird sich das noch heute abend ändern .«
    »Hoffentlich.« Seine Stimme
klang immer noch leise und angenehm, aber seine Augen sprachen eine andere
Sprache.
    Ich betrachtete ihn. Er war
groß, beinah so groß wie ich, aber etwa dreißig Pfund schwerer; das meiste davon
hatte sich um seine Taille angelagert. Sein schwarzes Haar war schon etwas
spärlich, und er hatte eine gelbliche Gesichtsfarbe. Walter Arndt war ein
Kriecher, aber das mußte nicht bedeuten, daß er sich in die Ecke drücken ließ.
    »Wenn es dir nichts ausmacht,
möchte ich jetzt ein bißchen Roulette spielen .«
    »Was sollte es mir ausmachen ?« Er grinste schwach und drehte sich weg.
    Ich wandte mich wieder an die
Blonde mit dem Spielerglück.
    »Wie oft haben Sie heute abend auf Zero gesetzt, ehe es kam«, fragte ich.
    »Beinahe den ganzen Abend«,
sagte sie. »Genau zwanzigmal, und jedesmal habe ich
meinen Einsatz um zehn erhöht. Das hat mich einen ganzen Haufen gekostet. Die
zweihundert waren mein letztes Geld. Können Sie sich das vorstellen ?«
    »Warum hören Sie nicht auf ?« schlug ich vor.
    »Einen kleinen Tausender werde
ich noch riskieren«, sagte sie bestimmt. »Fünfmal noch, und dann wird aufgehört .«
    Nach den nächsten fünf Runden
hatte sie ihren Tausender verloren, dann griff sie sich den immer noch
beträchtlichen Stapel und zog ab.
    »Sie können jetzt meinen Platz
haben«, sagte sie fröhlich. »Ich schenke Ihnen mein Glück zum Abschied .«
    Als sie gegangen war,
beobachtete ich die Kugel zehn Runden lang, ohne einen einzigen Einsatz zu
machen. Zero war kein einziges Mal gekommen, und ich fühlte, wie Erregung in
mir auf stieg . Wenn man anstelle von roten
Blutkörperchen das Spielfieber in seinen Adern hat, dann ist es, als ob die
Schicksalskarten zwei Joker enthielten. Der eine Joker ist das Omen und der
andere der Mut. Und man hat die alberne Einbildung, daß irgendwann, irgendwo
und irgendwie diese beiden Karten einmal zusammenfallen und man dann das große
Glück hat. Ich habe eine ganze Menge über Systeme gelesen und auch ein paar
ausprobiert. Dabei bestätigte sich aber nur, was ich schon gewußt hatte:
Systeme sind für Leichtgläubige gemacht. Roulette läßt sich mit keinem System
zwingen. Man braucht Glück, nichts als Glück.
    Die Blonde, die mit ihren
letzten zweihundert Dollar auf Zero abgeräumt hatte, war das Omen gewesen.
Meine Haut prickelte, mein Blut rann schneller. Es war eine Zero-Nacht, ich
wußte es. Sie hatte mit dem einfachen Zero gewonnen, ich würde mein Glück mit
dem doppelten machen.
    Das Rad war die amerikanische
Standardform mit achtunddreißig Vertiefungen — sechsunddreißig Nummern plus
Zero und Doppelzero. Wenn Zero oder Doppelzero kamen, gingen alle Einsätze, bis
auf die auf Zero oder Doppelzero, an das Haus. Nach dem
Wahrscheinlichkeitsgesetz mußte Zero oder Doppelzero zweimal innerhalb von
achtunddreißig Runden kommen — im Durchschnitt und auf lange Sicht. Die Blonde
hatte zwanzigmal auf Zero gesetzt, ehe es fiel, und dann noch fünfmal, ehe sie
gegangen war. Ich hatte die nächsten zehn Runden beobachtet, und weder Zero
noch Doppelzero waren gefallen. Das bedeutete also fünfunddreißig Runden ohne
Zero. Mein Verstand hätte mir sagen sollen, daß meine Rechenkünste nichts mit
meinen Gewinnchancen zu tun hatten — Wahrscheinlichkeiten gelten nur für ganz
lange Sicht. Aber mein Verstand hatte mich verlassen, und da stand ich nun mit
leuchtenden Augen und hoffte auf mein Glück. Es sollte Doppelzero heißen, und
es sollte in den nächsten drei Runden herauskommen.
    Ich schob zweihundert auf
Doppelzero; die Kugel drehte sich und blieb zwei Felder daneben auf der
Dreizehn stehen. Das nächste Mal setzte ich dreihundert, und die
siebenundzwanzig fiel, genau neben der Doppelzero. Verdammt! Aber dann
überlegte ich, daß meine Chance eigentlich nur noch größer geworden war: Ich
schob meine letzten fünfhundert, zehn rote Chips, auf die Doppelzero. Die Kugel
fiel auf Nummer 36 . Meine Augen versuchten zwar, die kleine
Elfenbeinkugel noch drei Felder weiterzuschieben, aber sie blieb liegen, wo sie
lag.
    »Ihr Einsatz, Mr. Farrel ?« fragte der Croupier
höflich.
    »Nein, ich habe genug für

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