Zero kommt gleich
gesagt habe«, entgegnete
ich eisig. »Ich brauche eben Zeit...«
»Mein bester Mike.« Er lachte
mir beinahe ins Gesicht. »Du bildest dir doch nicht ein, daß dir eine Wahl
bleibt ?«
Ich warf einen schnellen Blick
auf die Stahltür, die die Außenwelt sicher und hermetisch ausschloß ;
davor standen zwei Typen, deren Gesichter nichts an Brutalität zu wünschen
übrigließen. Ich sah Arndt an und zuckte die Schultern.
»Womit du wahrscheinlich recht
hast, Walter«, entgegnete ich. »Also wird man mich innerhalb der nächsten
dreißig Minuten zusammenschlagen und halbtot in irgendeiner dunklen Gasse
liegenlassen ?«
»Bildest du dir vielleicht ein,
daß es uns zehntausend Dollar wert ist, eine Flasche wie dich
zusammenzuschlagen ?« Diesmal lachte er lauthals, und
es hörte sich gar nicht angenehm an. »Du bist wohl nicht bei Trost, Farrel .«
»Okay.« Ich rutschte von dem Barstuhl herunter. »Gehen wir also, und reden wir mit
deinem Geschäftsfreund. Vielleicht komme ich mit ihm zu einer Vereinbarung und
kann ein paar Jahre lang bei ihm Teller waschen .«
Am äußersten Ende des Raumes
verbarg sich hinter dicken Vorhängen eine Tür, die sonst immer verschlossen
war. Jetzt wurde sie geöffnet, und wir gingen über verschlungene Korridore und
kletterten ein paar Treppen hinauf; schließlich landeten wir in einer kleinen
Halle auf der oberen Etage. Arndt klopfte einmal und trat dann sofort ein. Ich
folgte ihm.
Wir standen in einem elegant
eingerichteten Wohnzimmer. Es mußte eine Art Atelierwohnung sein, und ich
fragte mich, ob wohl viele Leute von der Existenz dieser Wohnung eine Ahnung
hatten.
» Farrel ist da«, sagte Walter Arndt dem hohen Rücken des Lehnstuhls. Als sich daraus
ein silberblonder Haaraufbau erhob, fügte er hinzu: » Farrel ,
ich möchte dir meine Geschäftspartnerin Arline Gray vorstellen .«
Die Blonde stand auf, trat auf
mich zu und starrte mich an. Sie hatte hellblaue, weit auseinanderstehende
Augen und ein herzförmiges Gesicht. Der Mund mit der vollen Unterlippe wirkte
sinnlich. Sie war groß und hielt sich sehr gerade, dabei drückten sich ihre
kleinen spitzen Brüste gegen die dünne Bluse; ihre langen Beine steckten in
korallenfarbigen Seidenhosen.
Gewicht, Figur und Haltung
zeugten von äußerster Selbstkontrolle. Mein Verstand sagte mir, daß diese Dame
ihre Leidenschaften ganz bestimmt im Zaum halten könne; wenn Leidenschaften sie
je berührt hatten, dann bestimmt nur durch das Schaufenster eines
Juwelierladens. Aber ihr sinnlicher Mund reizte mich. Ich fragte mich, wieviel Dynamit wohl unter dieser eisigen Oberfläche
verborgen sein mochte. Wenn da einer eines Tages die Zündschnur ansteckte,
würde er wahrscheinlich mit in die Luft gehen.
»Mal im Profil«, sagte sie
plötzlich mit kalter Stimme.
»Was?« Ich starrte sie
verblüfft an.
»Hast du nicht gehört? Dreh
dich seitwärts, damit Arline dein Profil sehen kann .«
Ich gehorchte, und es dauerte
eine ganze Weile, bis sie genug von meiner Seitenansicht hatte und ich mich
wieder herumdrehen durfte.
»Die grauen Haare wären kein
Problem«, sagte sie wie zu sich selbst. »Ich glaube, er tut’s, Walter .«
»Wir haben uns wirklich
umgesehen«, sagte Arndt. »Er ist noch der beste, den wir auftreiben konnten.
Und die Zeit wird allmählich knapp .«
»Dann muß er eben genügen .« Sie zeigte lächelnd ihre weißen Zähne. Mir war bei diesem
Lächeln nicht sehr wohl zumute.
»Also dann: herzlich
willkommen, Mike Kluger«, sagte sie liebenswürdig.
» Farrel «,
verbesserte ich. »Mike Farrel .«
»Das waren Sie, mein Freund,
bevor Sie uns zehntausend Dollar schuldeten .« Die
Stimme klang jetzt gar nicht mehr so süß.
»Warum setzt ihr euch nicht
gemütlich hin und beredet die ganze Geschichte, Mike ?« schlug Walter Arndt vor. »Oder hast du Lust, mit nach draußen in eine dunkle
Gasse zu kommen?«
2
Als ich die Fotografie gründlich
genug betrachtet hatte, sah ich auf. Arline Grays blaue Augen starrten mich an.
Sie saß bequem in einen Sessel zurückgelehnt und hatte die Hände im Schoß
gefaltet.
»Das ist also der echte Mike
Kluger ?« fragte ich in das Schweigen hinein.
»Du liebe Güte !« sagte Arndt. »Dieser Farrel ist
aber ein kluger Junge .« Ungeduldig trat er auf Arlines
Sessel zu. »Vielleicht wäre es gescheiter, wenn wir ihn aus dem Fenster würfen .«
»Halt den Mund, Walter«, sagte
Arline Gray ruhig. »Ja, Mike, das ist der echte Kluger .«
»Er ist eine ganze Menge
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