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Zero kommt gleich

Zero kommt gleich

Titel: Zero kommt gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ungeduldig die Schultern.
    »Stimmt eigentlich alles mit
eurem Roulette ?«
    Er lächelte. »Du hast doch
selber gesehen, wie wir der Blonden siebentausend ausgezahlt haben, oder
vielleicht nicht? Bildest du dir ein, daß wir das Geld zum Fenster
herausschmeißen ?«
    »Das ist es ja eben, dieser
Riesengewinn der Blonden hat mich verleitet«, brummte ich unzufrieden. »Seit
sechs Wochen war keine solche Summe mehr herausgekommen, und da ich so in der
Patsche saß, habe ich darüber den Verstand verloren .«
    »Das habe ich gemerkt«,
entgegnete er. »Man kann immer voraussagen, wann ein Professioneller die Nerven
verliert und sich dann alberner benimmt als der grünste Anfänger .«
    Und da kam mir die Erleuchtung.
»Also habt ihr doch an dem Rad herummanipuliert. Dann war dieser Riesengewinn
der Köder für mich, damit ich mich zu eurem Narren machte .« Ich hätte mich ohrfeigen können.
    »Genau«, sagte er mit einem
bösen Grinsen. »Ein schöner Köder für einen dummen Fisch.«
    Die Tür fiel hinter ihm ins
Schloß; ich saß da, konnte an diesem Bissen herumkauen und an ein Mädchen
namens Julie Holland denken, das sich halbtot lachen mußte, wenn man ihr die
Geschichte erzählte — aber vielleicht lachte sie auch gar nicht, sondern weinte
nur ein bißchen.
    »Würden Sie mir noch ein Glas
einschenken ?« bat die Blonde höflich.
    Ich trug unsere beiden Gläser
zur Bar hinüber und goß ein. Während ich mit den Flaschen beschäftigt war,
musterte sie mich mit derselben kalten Aufmerksamkeit wie zu Beginn unserer
Bekanntschaft.
    »Im Moment sehen Sie genau wie
Mike Kluger aus«, murmelte sie. »Es ist beinah gespenstisch .« Sie nahm mir das Glas aus der Hand, wobei mich ihre Augen nicht losließen.
    »Ich habe Mike Kluger vor
vielen Jahren gekannt, und zwar sehr gut. Das war vor seiner Ehe. Ich war damals
noch eine dumme Göre und schrecklich naiv. Er war der wunderbarste Mann auf der
ganzen Welt und ich über beide Ohren verliebt. Lange hat es nicht gedauert, bis
ich herausfand, was für ein Lump er war, aber dann war es schon zu spät .« Sie wandte die Augen ab. »Aber ein Mädchen kann den
ersten Mann wohl nie vergessen .«
    Sie stand schnell auf und ging
zur anderen Ecke des Zimmers; beinah gewaltsam wechselte sie das Thema.
    »Oh, es ist schon spät
geworden, und Sie müssen sicher schrecklich müde sein, Mike .« Jetzt war sie nur noch die höfliche Gastgeberin, die taktvoll den letzten
Besucher herauskomplimentiert.
    »Morgen früh fangen wir mit
unserer Lektion an .« Sie winkte graziös. »Hier ist Ihr
Zimmer .«
    Das Fremdenzimmer war ähnlich
möbliert wie der Salon, unerhört elegant; es lag ein dicker, flauschiger,
weißer Teppich auf dem Boden; Bettdecke, Kissen und Gardinen waren aus
pflaumenfarbigem Satin.
    Zum erstenmal ,
seit sich Arline von der Couch erhoben hatte, wandte sie sich mir zu, und ihr
Gesicht wirkte wie eine starre Maske, die mühsam unter Kontrolle gehalten
wurde.
    »Walter wird morgen früh Ihre
Sachen holen lassen«, sagte sie lächelnd. » Heute nacht müssen Sie sich einmal so behelfen .«
    »Das wird mir schwerfallen«,
sagte ich und streifte den eleganten Raum mit einem Blick. »Aber Sie haben
nebenan ja die Bar, falls ich nachts aufwachen sollte und Stärkung brauche .«
    »Wenn Sie etwas brauchen, holen
Sie es sich ruhig«, entgegnete sie. »Also dann, gute Nacht.« Sie nickte kurz
und ging hinaus.
    »Gute Nacht«, sagte ich an der
geschlossenen Tür und überlegte verwundert, was ich eigentlich getan hatte —
oder nicht getan hatte —, um so plötzlich verabschiedet zu werden.
    Ich rauchte ein paar
Zigaretten, was ihr Zeit geben sollte, sich
zurückzuziehen, dann ging ich noch einmal in den Salon hinüber und goß mir
einen Bourbon ein. Den stellte ich vorsichtig auf das Tischchen neben meinem
Bett, zog mich aus, duschte, um mir den ganzen Ärger über diese blöde
Roulettegeschichte von der Seele zu waschen, und rutschte unter die seidene
Bettdecke.
    Alle Märchen sind im Grunde
Schauergeschichten, und plötzlich kam mir eine dunkle Erinnerung aus meiner
Kindheit. Es ging da um einen Riesen, der seinem Opfer noch eine letzte
luxuriöse Nacht gestattet, eine großartige Mahlzeit und dann ein weiches
herrliches Bett. Später pflegte er seine Gäste aufzufressen. Diese Erinnerung
regte mich so auf, daß ich einen Schluck trinken mußte — ich lehnte mich in die
Kissen zurück, das Glas in der einen und eine Zigarette in der anderen Hand;
dann überlegte ich, in was

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