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Zero Option: Thriller

Zero Option: Thriller

Titel: Zero Option: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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Kriminellen zu tun bekommen, nicht mit ausgebildeten Agenten, aber er sah weder das eine noch das andere.
    An jeder Haltestelle beobachtete er die Einsteigenden. Die Fähre schien von allen möglichen Leuten benutzt zu werden – manche kamen von der Arbeit nach Hause, andere wollten ausgehen, einige waren Touristen und einige auf dem Weg zur Nachtschicht. Victor interessierte sich vor allem für diejenigen, die weder alt noch jung waren, aber nur wenige waren ihm einen zweiten Blick wert. Ein junges Paar, das Victor genau gegenübersaß, lebte hemmungslos seine Gefühle aus. Er tat sein Bestes, um die beiden zu ignorieren.
    An der vierten Haltestelle stiegen drei Personen ein, darunter ein einzelner Mann, der sofort Victors Aufmerksamkeit auf sich zog. Er schaute ihn nicht direkt an, behielt ihn aber aus dem Augenwinkel ununterbrochen im Blick. Der Mann kam die Treppe empor und blieb stehen, um keineswegs unauffällig die anderen Passagiere zu betrachten. Er trug eine weite Jeans und eine lange Lederjacke. Seinem kantigen Gesicht war die Entschlossenheit deutlich anzusehen. Er wartete viel zu lange, um unbemerkt zu bleiben, und setzte sich dann vor Victor auf die Bank.
    »Bei der nächsten Haltestelle steigst du aus und gehst mir nach«, sagte der Mann, ohne sich umzudrehen.
    Zumindest das hast du richtig gemacht, dachte Victor.
    Beim nächsten Anleger verließ Victor die Fähre. Er ließ die Zeitung liegen und nahm den Kaffeebecher in die linke Hand. Der Mond beschien die Wolken, und die riesigen Hafenkräne ragten wie Silhouetten in den Himmel. Es war kalt. Victor knöpfte seinen Mantel nicht zu. Er hatte zwar keine Waffe dabei, aber ohne Mantel konnte er besser kämpfen oder laufen als mit.
    Der Mann in der Lederjacke wartete nicht auf ihn. Er ging bereits am Flussufer entlang in Richtung Hafen, mit schnellen Schritten, die genauso entschlossen waren wie sein Gesichtsausdruck vorhin. Victor ging ihm nicht sofort hinterher. Zuerst nahm er sich einen Augenblick Zeit und beobachtete die nähere Umgebung. Es war ruhig. Niemand in der Nähe.
    Dann schlug er dasselbe Tempo an wie sein Führer, um den Abstand beizubehalten. Er wusste nicht, wohin er gebracht wurde oder was ihn bei der Ankunft erwartete, daher war eine gewisse Distanz eine notwendige Vorsichtsmaßnahme. Wenn der Führer am Ziel angelangt war, blieb Victor immer noch ein bisschen Zeit, um die Situation zu analysieren.
    Jetzt wandten sie sich weg vom Fluss und folgten einem Kanal zwischen riesigen Lagerhäusern mit großen Rundbogenfenstern. Hier gab es nur wenige Straßenlaternen, und es war still und dunkel. In der Ferne war gedämpfter Verkehrslärm zu hören.
    Victor blickte sich nach allen Seiten um, suchte die Umgebung ununterbrochen nach Anzeichen für einen Hinterhalt und gleichzeitig nach Fluchtmöglichkeiten ab.
    Wenn sein Führer, wie neunzig Prozent der Weltbevölkerung, Rechtshänder war, dann würde er sich, falls er eine Waffe zog, um auf jemanden, der hinter ihm war, zu schießen, natürlicherweise in die Gegenrichtung drehen. Das war schneller. Daher ging Victor etwas nach rechts versetzt hinter ihm her, um den Winkel und damit auch seine eigene Reaktionszeit zu vergrößern.
    Jetzt blieb der Mann vor einer breiten Gasse stehen. Er drehte sich um und wartete, bis Victor aufgeschlossen hatte. Victor verlangsamte seine Schritte, beobachtete, lauschte. Als er dann vor ihm stand, deutete der andere in die Gasse. Victor wartete ab.
    »Da entlang«, sagte der Mann. Seine Hände steckten in den Jackentaschen.
    Victor rührte sich nicht vom Fleck.
    Der Führer blieb ebenfalls stehen. »Da entlang, hab ich gesagt.«
    »Ich habe dich schon beim ersten Mal verstanden.«
    Das entschlossene Gesicht zeigte Verständnis. »Du hast wohl nicht gerne jemanden im Rücken, was?«
    »Stimmt«, meinte Victor.
    Der Mann nickte nachdenklich. »Das ist schlau.«
    Er zog die Hände aus den Jackentaschen und betrat die Gasse als Erster, ohne sich umzusehen. Victor folgte ihm wenige Sekunden später. In der engen Gasse gab es keine Fluchtmöglichkeiten oder Verstecke, darum hielt er sich dicht hinter seinem Führer. Falls er eine Waffe zog, dann wollte Victor in der Nähe sein, um sie ihm unter Umständen zu entreißen.
    Nach fünfzig Metern blieb der Mann erneut stehen. Er schloss eine Metalltür auf, die in eines der Lagerhäuser führte. Türangeln quietschten.
    »Da wären wir«, sagte er.
    Er warf Victor einen Blick zu, lächelte wissend, als dieser keine

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