Zero Option: Thriller
lockernden Bewegungen, keine Gewichtsverlagerungen, nichts, was darauf hindeutete, dass sie nur darauf warteten, irgendeinen Plan in die Tat umzusetzen, sobald er das Geld gezeigt hatte. Erleichtert, dass er nicht in einen Hinterhalt geraten war, zog Victor das schmale Bündel mit Hundert-Euro-Scheinen hervor.
Georg hüpfte von der Kiste herunter und kam ein kleines Stück näher. Sie starrte das Geld an. »Das sieht aber nicht so aus, als würde es reichen.«
»Das ist die Hälfte.«
Georg hob den Kopf und blickte Victor direkt in die Augen. Ihre Stimme klang leise, drohend. »Dann hast du nicht bloß meine Zeit vergeudet, sondern mich auch noch beleidigt. Beides nicht besonders schlau für einen Mann in deiner Position.«
»Sobald ich die Ware habe, können Sie mich begleiten, und wir holen den Rest des Geldes«, sagte Victor. »Oder Sie schicken einen Ihrer Männer mit.«
»So mache ich keine Geschäfte.«
»Und ich mache keine Geschäfte auf Fähren, in leeren Lagerhallen und mit Aufpassern, die eine Fünfundvierziger in der Hose stecken haben«, konterte Victor. »Das ist der Preis dafür, dass das alles bisher so gelaufen ist, wie es gelaufen ist.«
Der Muskelprotz legte die Hand an seine Waffe. Seine Miene wirkte überrascht und verärgert. Georg dachte ein paar Sekunden lang nach.
»Was sollte mich daran hindern, mir einfach das Geld zu schnappen und das Versteck der zweiten Hälfte aus dir rausprügeln zu lassen?«
Der Führer und der Muskelprotz reagierten sofort und machten sich bereit.
Victor hielt den Blick starr auf Georg gerichtet. »Erstens würden Sie einen wertvollen zukünftigen Kunden verlieren. Und zweitens«, fügte er mit ruhiger, emotionsloser Stimme hinzu, »würde ich Sie und Ihre Männer innerhalb von zehn Sekunden umbringen.«
Dem Muskelprotz gefiel diese Antwort überhaupt nicht. Seine finstere Miene verfinsterte sich noch mehr, und seine Fingerknöchel wurden weiß. Der Führer richtete sich kerzengerade auf. Victor beachtete sie gar nicht. Er beobachtete Georgs Reaktion, zuerst Erschrecken und Wut, aber schließlich ein Lächeln. Da wusste Victor, dass er alles richtig gemacht hatte.
»Einverstanden«, sagte sie. »Wir machen es so, wie Sie wollen.«
Kapitel 6
Victor hörte sie wenige Sekunden, bevor er sie sah. Sie kamen schnell herein, durch die Tür neben dem Waschbecken – fünf Männer, voller Entschlossenheit. Vier hatten eine Waffe in der Hand. Eine Schrotflinte. Drei Pistolen. Sie wirkten zwar nicht wie ausgebildete Profis, aber die Art und Weise, wie sie ihre Waffen hielten, machte deutlich, dass Gewaltanwendung für sie kein Fremdwort war.
Das Kraftpaket reagierte schnell. Er drehte sich um und griff nach seinem Colt, doch ein Warnruf und der Anblick der Waffenmündungen veranlassten ihn, noch einmal nachzudenken. Der Führer streckte den Eindringlingen gleich die geöffneten Handflächen entgegen, während Georg vor Wut oder Enttäuschung oder beidem gegen eine Kiste trat.
Victor blieb, wo er war. Abgesehen vom Fahrstuhl gab es keinen Ausgang, der so nahe lag, dass sich das Risiko gelohnt hätte, und das Fahrstuhlgitter ließ sich auf keinen Fall öffnen und schließen, ohne sich ein paar Kugeln einzufangen. Solange er nicht wusste, was hier los war, blieb ihm nichts anderes übrig, als abzuwarten.
Der letzte Eindringling rief beim Betreten des Raums: »Ach, Georg, meine Liebe. Was für eine Überraschung.«
Er war schmächtig gebaut und trug einen langen Mantel über einem billigen Anzug. Er hielt keine Waffe in der Hand, aber dennoch konzentrierte Victor sich sofort auf ihn. Die anderen kamen näher und verteilten sich. Die drei mit den Pistolen richteten ihre Waffen auf Georg, den Führer und das Kraftpaket. Der mit der Schrotflinte war für Victor zuständig. Typisch .
Georg streckte fragend die Arme aus. »Was willst du denn hier, Krausse?«
Der Mann im billigen Anzug trat in den Lichtkegel. Er war klein und sehr dünn. Vielleicht vierzig Jahre alt. Lichtes, kurz geschnittenes schwarzes Haar. Aknenarben auf den Wangen und der Stirn.
»Genau dieselbe Frage könnte ich dir stellen, Georg«, sagte Krausse und blickte sich um. »Ich habe den Eindruck, als würdest du hier ein kleines Geschäft abwickeln, und zwar ohne mich vorher zu informieren.«
»Verzieh dich, Krausse«, schrie Georg ihn an, »und nimm deine Clowns gleich mit. Das hier hat nicht das Geringste mit dir zu tun.«
»Oh, aber sicher hat es das.« Krausse lachte. »Wir sind doch
Weitere Kostenlose Bücher