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Zero Option: Thriller

Zero Option: Thriller

Titel: Zero Option: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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fallen lassen, bevor die anderen reagieren konnten, aber eine Kidon-Einheit würde niemals vergessen, die Kindersicherung zu aktivieren. Er konnte es trotzdem versuchen – womöglich funktionierte die Sicherung nicht richtig –, aber Victor wollte ihre Aufmerksamkeit nicht durch eine Aktion, die von vornherein zum Scheitern verurteilt war, noch mehr anheizen. Stattdessen saß er regungslos und geschlagen auf seinem Sitz. Seine einzige Chance lag darin, dass sie ihn unterschätzten.
    Er stieß mit den Knien an die Rückenlehne des Fahrersitzes. Dort saß der andere falsche Tourist. Er besaß lange Beine und hatte seinen Sitz darum ganz nach hinten geschoben. Victor konnte sich kaum bewegen. Er schaute nach rechts, wo der Israeli mit der Pistole saß. Er war schmächtig gebaut, mit blassem Gesicht unter dunklen Locken. Er trug eine Jeans und eine Nylonjacke und wirkte ruhig, fast schon entspannt. Seine Beretta war leicht nach unten gerichtet, auf Victors Körperschwerpunkt. Der Kerl sah aus, als hätte er am liebsten auf der Stelle abgedrückt, aber seine Befehle lauteten, dass er nur im äußersten Notfall schießen sollte. Ein Toter konnte schließlich nicht mehr reden.
    Die Ampel sprang auf Grün, und der Renault fuhr los, eine Wagenlänge hinter dem Peugeot. Sie fuhren Kolonne, auch wenn es nicht danach aussah. Es war still im Wagen. Das Radio war ausgeschaltet. Niemand sagte ein Wort. Die Frau auf dem Beifahrersitz drehte sich noch einmal um und schaute Victor an, diesmal mit einem eher versonnenen Lächeln, bevor sie den Blick abwandte. Es fiel ihm immer schwerer, die Finger zu bewegen.
    Er konnte seine Armbanduhr zwar nicht sehen, besaß aber ein gutes Zeitgefühl. Seit seiner Gefangennahme waren neun Minuten vergangen. Die Szenerie vor seinem Fenster wandelte sich, während sie die Innenstadt von Sofia hinter sich ließen. Er sah Fabriken und Lagerhallen, Autohandlungen, Wohnblocks, Brachflächen. Er spürte, dass das Ziel der Fahrt nicht mehr weit sein konnte. Und damit wurden seine Fluchtchancen dramatisch schlechter.
    Der Mann mit der Nylon-Jacke hörte nicht auf, ihn anzustarren. Er blinzelte regelmäßig, hielt die Augen feucht und reduzierte dadurch das Risiko, unwillkürlich im falschen Moment zu zwinkern. Selbst, wenn Victor es irgendwie schaffen sollte, seiner Kugel auszuweichen, konnte er den Mann unmöglich entwaffnen, solange er an den Händen gefesselt und angeschnallt war, von der Frau auf dem Beifahrersitz ganz zu schweigen. Genauso wenig konnte Victor den Fahrer angreifen, solange er von dem Kerl auf dem Rücksitz beobachtet wurde. Vielleicht ergab sich ja eine Möglichkeit, wenn sie am Ziel angekommen waren und der Wagen stehen blieb. Das Problem war nur, dass auch der zweite Wagen der Kidon-Einheit dort sein würde.
    Er holte tief Luft und ließ sich die unterschiedlichsten Szenarien durch den Kopf gehen. Das Ende war jedes Mal das gleiche.
    Währenddessen setzte der Renault seine Fahrt ungerührt fort. Sie kamen auf eine vierspurige Schnellstraße. Das Wetter wurde schlechter. Regen trommelte auf das Dach. In Sturzbächen lief das Wasser an den Fenstern herab. Die Scheibenwischer sausten gleichmäßig hin und her. Der Schmerz in Victors Handgelenken wurde zur Folterqual. Der Israeli zu seiner Rechten starrte ihn weiter an.
    Die Frau auf dem Beifahrersitz wandte ihm den Blick zu.
    »Ach, übrigens«, sagte sie, »vielen Dank für das Foto. Das wird ein hübsches Andenken. Ich sehe darauf ja wirklich gut aus.«
    Victor zog die Augenbrauen in die Höhe. »Und dabei heißt es doch, dass die Kamera niemals lügt.«
    Sie grinste.
    Der Fahrer sagte etwas auf Hebräisch, und sie drehte sich blitzartig wieder nach vorn, verkrampfte sich augenblicklich und erwiderte etwas. Der Fahrer nickte. Victor sah ein Scheinwerferpaar auf der Gegenfahrbahn sehr schnell näher kommen. Einen Augenblick später war ihm auch klar, weshalb es diese Reaktion hervorgerufen hatte. Ein Streifenwagen mit Blaulicht und eingeschalteter Sirene, die mit ihrem Jaulen sogar den tosenden Regen übertönte.
    Die Frau sagte noch etwas. Es klang, als wollte sie sich und die beiden Männer beruhigen. Victor holte einmal tief Luft und drehte den Kopf von einer Seite zur anderen, um die Nackenmuskeln zu lockern. Fertig.
    Er sah, wie die Frau den Kopf nach links drehte, um dem Streifenwagen nachzusehen. Das war reine Gewohnheit, lag in der menschlichen Natur. Wenn ein Polizeiauto vorbeifuhr, musste man einfach hinsehen. Besonders, wenn

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