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Zerrissenes Herz (German Edition)

Zerrissenes Herz (German Edition)

Titel: Zerrissenes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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wirkten sie wie Spielzeugmenschen.
    „Das war genau das, was ich gebraucht habe“, sagte sie.
    „Ich auch.“ Er lachte. „Warum genau sind wir hier draußen in der Kälte und werden klitschnass?“
    „Weil du deinen Verstand verloren hast?“
    „Und weil ich betrunken bin.“
    „Das auch.“ Sie zog sanft an seiner Hand und führte ihn zum trockenen Sand, wo sie sich mit Blick zum mondbeschienenen Meer nebeneinandersetzten.
    „Ich wünschte, ich hätte meine Kamera dabei“, gestand Daisy. „Dann würde ich ein ganz besonderes Bild von dieser Nacht machen.“
    „All deine Bilder sind besonders“, erwiderte Logan. „Hast du nicht sogar irgendeinen großen Preis für Fotografie verliehen bekommen?“
    Sie nickte. „Den Saloutos Photographic Arts Award letzten September in der Kategorie Naturfotografie.“ Sie hatte ein Bild des Willow Lakes bei Sonnenaufgang eingereicht, das sie im vergangenen Sommer gemacht hatte. An einem besonders klaren Tag war sie zufällig sehr früh aufgewacht und hatte die Gunst der Stunde genutzt, um eine Reihe Schüsse vom Sonnenaufgang zu machen. Das Gewinnerfoto hatte den Moment eingefangen, in dem ein Seetaucher zum Himmel aufgestiegen war. Wie eine Perlenkette zog er eine Reihe Wassertropfen hinter sich her, was den Eindruck erweckte, der Vogel wäre mit einem dünnen goldfarbenen Band, das metallisch schimmerte, mit dem See verbunden. Als Daisy erfahren hatte, dass sie gewonnen hatte, war sie sofort nach Hause gerannt, um es ihren Eltern zu erzählen. Doch die waren wieder einmal in einen Streit über die ewig gleichen Themen verwickelt gewesen, über die sie sich schon seit Jahren stritten. Es war Daisy in dem Moment nicht richtig vorgekommen, mit ihrem Erfolg zu prahlen, und so war ihr Triumphgefühl wie ein angestochener Luftballon in sich zusammengefallen. Sie hatte zu Hause nichts gesagt, bloß eine Nachricht auf Facebook gepostet.
    „Vielleicht kannst du irgendwann mal wieder herkommen und deine Kamera mitbringen“, schlug Logan vor.
    „Vielleicht wirst du dann mein Modell.“ Sie bildete mit ihren Fingern einen Rahmen und betrachtete ihn dadurch. „Du hastdiese Ralph-Lauren-Ausstrahlung.“
    „Ja, genau. Komm, ich zeig ein wenig Bein.“ Er zog seine Jeans noch ein Stück höher und bog sein Bein wie eine Burlesquetänzerin.
    „Woher hast du die Narbe?“, fragte Daisy unvermittelt und senkte die Hände. Das Mondlicht erhellte eine dicke, reißverschlussartige Narbe, die sich um sein Knie zog.
    „Alte Kriegsverletzung“, sagte er mit einem unterdrückten Lachen.
    „Nein, jetzt mal ehrlich!“
    „Das ist von damals, als ich mir beim Fußballspielen das Knie ausgekugelt hatte. Mein Dad hatte nicht gemerkt, wie schlimm es wirklich gewesen ist. Und immerhin ging es bei dem Spiel damals um den Titel. Deshalb hatte er mir gesagt, ich solle weiterspielen. Was ich auch wie ein Idiot getan habe, bis mein Knie so kaputt war, dass ich diese große Operation über mich ergehen lassen musste, bei der sie alle möglichen Teile da drin ersetzt haben. Na ja, wenigstens haben wir das Turnier gewonnen.“
    „Mein Gott“, erwiderte sie entsetzt. „Ich kann echt nicht glauben, wie Eltern manchmal drauf sind. Was die uns alles zumuten … Ehrlich, ich schwöre, wenn ich jemals Kinder haben sollte, werde ich zu ihnen nicht so sein.“
    „Mein alter Herr hat es ja nicht böse gemeint“, wiegelte Logan ab. „Und hey, die ganze Tortur hat mich immerhin mit meinem neuen Freund Oxy bekannt gemacht.“ Er lehnte sich zurück und zog ein Fläschchen verschreibungspflichtiger Tabletten aus der Hosentasche. „Hast du schon mal eine davon probiert? Hier, versuch’s mal.“
    All die richtigen Worte kamen ihr in den Sinn: gefährlich, illegal, süchtig machend. Aber das Wort, das sie aussprach, war: „Okay.“ Sie warf sich die Pille in den Mund und sagte sich, dass die Erwachsenen damit übertrieben, wie gefährlich diese Sachen seien.
    „Was sollte ich fühlen?“, fragte sie.
    „Nichts.“
    „Nichts klingt gut.“
    „Es ist wie Urlaub für den Kopf. Du wirst schon sehen.“
    „Wo wir gerade von Urlaub sprechen …“ Sie sprang auf, zog Sweatshirt, T-Shirt und Jeans aus und warf sie in den Sand. „Den Letzten beißen die Hunde!“, rief sie und rannte in die Brandung. Das Wasser fühlte sich wundervoll an, wie eine warme, flüssige Umarmung.
    Logan folgte ihr. Er trug nur seine Boxershorts. „Du bist verrückt“, sagte er und legte die Arme um sie. „Crazy

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