Zersplittertes Herz
ihn nur zur Befragung mit«, verspricht ein Officer, aber ich kenne diese verdammte Stadt und weiß, wie das System funktioniert. Asher wird seinen Teil nicht aussagen dürfen. Sie werden ihn so lange festhalten, wie sie können und die Story aufschreiben, die Kenny am besten aussehen lässt.
»Ich wollte nur pissen«, sagt Kenny. »Und sie presst mich irgendwie an die Wand und drückt ihre Hand auf meinen Schritt.«
Meine Kinnlade öffnet sich.
Der Officer macht sich Notizen, als wäre Kennys Story mehr als eine Ladung Kuhmist, während ich meine Stimme nicht wiederfinden kann.
»Ich hätte sie wegschieben sollen. Das hätte ich tun sollen, aber ich habe getrunken, und ich schätze, ich habe meinen Schwanz für mich denken lassen. Das Nächste, was ich weiß, ist, dass ihr Freund mich zusammenschlägt und meinen Kopf auf den Boden knallt.« Er wischt das Blut mit dem Handrücken von seiner Nase, und eine Kellnerin eilt mit einer Serviette herbei. »Ich habe nicht gewusst, dass sie einen Freund hat und nicht daran gedacht, mir Sorgen darüber zu machen. Ich habe
gar
nicht nachgedacht, um ehrlich zu sein.«
»Du hast nicht nachgedacht, weil du zu beschäftig damit warst, deine Hand meinen Rock hochzuschieben, anstatt mir dabei zuzuhören, wie ich ‚nein‘ sage. Ganz abgesehen davon, nachzudenken.«
»Jeder weiß, dass Asher Logan ein Hitzkopf ist«, sagt Kennys Kumpel und verschränkt die Arme. »Er ist nur in der Stadt, damit er sich keinen Ärger einhandelt, während er auf das Ende seiner Bewährung wartet.«
»Nein. Er hat mich beschützt. Asher hat nichts falsch gemacht.« Meine Stimme ist schrill durch die Panik, die immer schwerer und schwerer auf mir liegt. Meine Lungen schrumpfen, und ich bekomme zu wenig Luft.
»Wem wird die Polizei glauben?«, murmelt Craig in mein Ohr. »Dem Freund, den sie schon ihr Leben lang kennt, oder der Schlampe mit der Liste an verheirateten Männern, mit denen sie geschlafen hat?«
Ich kann nicht atmen. Hier hinten ist kein Sauerstoff. »Geh
weg
von mir«, schreie ich und schubse Craig, weil ich weiß, was als Nächstes passieren wird. Weiß, was das für Asher bedeutet.
»Maggie!« Hanna und Lizzy erscheinen am Rande der Menge und schieben sich durch die Leute zu mir.
»Wir werden mit ihr reden müssen«, sagt einer der Officers, ohne von seinen Notizen aufzublicken.
Aus Kennys Mund sprudeln immer noch Stammtischparolen über meine Flurverführung.
Ich habe keinen Zweifel daran, dass seine Frau hierüber erfahren wird, noch bevor die Nacht vorüber ist. Bloß eine weitere Person mehr in dieser Stadt, die mich hasst. Aber zum ersten Mal ist es mir scheißegal, was sie denken.
Asher hingegen
…
»Maggie«, sagt Hanna. »Atme, Süße.«
»Sie braucht Luft«, verkündet Lizzy und öffnet mir einen Pfad durch die Menge. »Wir sind draußen, wenn ihr bereit seid, mit uns zu reden«, wirft sie zu den Officers zurück.
»Was zur Hölle ist passiert?«, fragt Lizzy, als wir uns durch die Vordertür drücken.
»Sscht«, stößt Hanna unwirsch hervor. »Kannst du nicht sehen, dass sie unter Schock steht?« Sie setzt mich auf eine Betonbank vor der Bar und nimmt mein Gesicht in ihre Hände. »Atme.«
»Ich bin okay«, wende ich ein. Nein, ich bin nicht okay. Ich war nicht mehr okay, seit ich ein kleines Mädchen gewesen bin, bevor mein Körper sich gegen mich gewandt und mein Leben ruiniert hat. Ich konzentriere mich auf meine Atmung, atme so lange ein, bis es wehtut und dann wieder langsam aus. »Ich brauche meine Handtasche.«
Lizzy händigt sie aus, und ich grabe meine Medizin gegen Panikattacken hervor und werfe mir eine Pille ein.
»Was ist das?«, fragt Hanna leise und nimmt mir das Fläschchen aus der Hand. »Mein Gott, wie lange brauchst du die schon?«
Ich blinzle sie an. Wie lange ich sie schon brauche oder seit wann ich sie nehme?
»Ich kann nicht glauben, was sie versuchen, über dich zu sagen«, sagt Hanna. »Als wäre das deine Schuld?«
Sie können mir nicht wehtun. Sie bedeuten nichts. Ich bin nicht die Summe ihrer Anschuldigungen
.
Die Mantras meines Therapeuten helfen nicht dabei, meine Panik zu bekämpfen, wenn es nicht um mich geht. Es geht um den Mann, der wahrscheinlich gerade alles verloren hat, weil er mich beschützen musste.
»Oh«, sagt Hanna plötzlich und schiebt das Fläschchen in ihre Tasche. »Hi, Will.«
Will steht ein paar Meter vor mir, seine Schulter durch das Straßenlicht eine bloße Silhouette, sein Gesicht von der
Weitere Kostenlose Bücher