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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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arteriellem Blut brach hervor und benetzte die Wand. Der Kerl heulte auf, stieß heisere Schmerzlaute aus. Darby knallte ihre Stirn auf seine Nase und rollte ihn von sich herunter. Dann zog sie die Füße an und schwang die auf den Rücken gefesselten Hände nach vorn. Der Mann mit der Halswunde wollte sich hochrappeln. Er suchte an der Mauer nach Halt, rutschte aber wegen des schmierigen Blutfilms auf den Steinen immer wieder ab. Darby packte ihn am Kopf und brach ihm mit einer raschen Bewegung das Genick. Der andere versuchte wegzukriechen. Doch sie schlang die Kette, mit der ihre Handgelenke aneinandergefesselt waren, um seine Kehle und drückte ihm die Luft ab. Sie erwürgte einen Menschen, der als kleiner Junge an diesen Ort verschleppt und in ein Monster verwandelt worden war.
    Als beide tot auf dem Boden lagen, tastete sie nach den Schlüsseln. Es waren vier. Gleich der erste passte, und sie konnte ihre Handfesseln öffnen.
    Darby wischte sich den blutigen Mund am Ärmel ab und rannte.

82. Kapitel
    Ein düsteres Grabmal aus gewundenen, verzweigten Gängen, manche von Wandleuchtern erhellt, andere dunkel – aber fast alle mit Stapeln von Knochen ausgekleidet. Die Lehmböden einiger Tunnel neigten sich in die Tiefe, andere stiegen an. Darby zögerte an jeder Abzweigung, dachte an Jack Casey, seine Tochter und die Entscheidung, die sie würde treffen müssen.
    Aufwärts
, sagte ihre innere Stimme.
Raus aus dieser Unterwelt ans Licht.
    Sie schloss die Faust fest um die Schlüssel, damit sie beim Rennen nicht klimperten. Fast jeder Gang führte zu einer runden Kammer mit gestampftem Lehmboden, von der aus weitere Gänge abzweigten. In manchen dieser Räume fand sie mit Schädeln und Knochen makaber geschmückte Fässer mit Wasser. Darby sah niemanden und hörte nichts außer ihrem gehetzten Atem.
    In einem der kreisförmigen Räume stand ein Granitsarkophag vor einem steinernen Altar. In den staubigen Stein waren lateinische Worte und Sprüche gehauen, doch nur einen einzigen Schriftzug erkannte sie wieder – den Namen auf dem Sarkophag: Jaldabaoth.
    Rechts des Altars gab es eine Treppe aus uraltem Backstein. Sie führte in einem Bogen nach oben. Darby stieg hinauf. Ihre nackten Füße rutschten auf dem glatten Stein immer wieder aus, die Treppe schien endlos. Hier war es dunkel, feucht und muffig, Schweiß lief ihr in die Augen. Als sie Schreie hörte, blieb sie stehen.
    Nein, keine Schreie – ein beifälliges Grölen voller freudiger Erwartung und Triumph, so wie es die Red-Sox-Fans im Fenway-Park-Stadion zur Saisoneröffnung ausstießen. Darby stieg weiter, nur langsamer. Ihre Augen versuchten, die Dunkelheit zu durchdringen; das Grölen wurde lauter.
    Die Treppe endete in einem Gang mit glatten Backsteinwänden. Eine Leiter führte weiter in die Höhe. Etwa sechs oder sieben Schritte vor ihr lag ein von Kerzenlicht erhellter Torbogen. Das Licht kam von tief unten. Kein Boden hinter dem Portal, nur kühle Luft, die vom Gebrüll vieler Stimmen vibrierte. Darby ging dem Lärm entgegen, wollte sehen – musste sehen –, was dort unten geschah. Unter dem Torbogen sank sie auf Hände und Knie und schaute in die Tiefe.
    Ein riesiger Saal voller Kinder und blasser Gestalten mit kahlgeschorenen Schädeln und vernarbten Körpern lag unter ihr. Insgesamt befanden sich mindestens hundert Personen in dem Raum. Einige waren mit Armen und Beinen an die Wände gekettet, andere nur an einem Handgelenk gefesselt. Sie warfen Steine auf den Mann in der Mitte des großen Saales, auf Jack Casey. Caseys muskulöser Körper war an ein riesiges aufgerichtetes Rad gefesselt. Ihm gegenüber lag seine Tochter in einer seltsam verkrümmten Haltung auf den Knien. Sarah Casey war in eine eigentümliche Eisenspange eingeschnallt, die Hals, Arme und Fußknöchel mit Metallbügeln fixierte und das Mädchen in unnatürlich gebeugter Haltung auf die Knie zwang. Hinter ihr standen Gestalten in Kapuzencapes. Weitere verhüllte Wesen scharten sich um ihren Anführer, den Archon Jaldabaoth, der auf einem hohen Thron saß.
    Darby starrte auf die fliegenden Steine. Die Schreie waren wie Schläge in ihr Gesicht. Selbst von so hoch oben konnte sie die Tränen in Sarah Caseys Gesicht erkennen und den Ausdruck von Resignation und Hoffnungslosigkeit auf Caseys Zügen. Er war ein gebrochener Mann. Äußerlich und innerlich. Wie ein Toter hing er an dem Rad – einem Rad, wie es bereits im Mittelalter als Folterinstrument benutzt worden war. Die

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