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Zerstörter Traum vom Ruhm

Zerstörter Traum vom Ruhm

Titel: Zerstörter Traum vom Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verwundert.
    »Was machen Sie denn hier? Sie haben doch Ihren freien Nachmittag. Den Hauswirtschaftsnachmittag, hahaha!«
    »Ich wollte Sie um einen Vorschuß bitten«, sagte Franz Schuster schwach.
    »Um 14.000 Mark?« schrie Herr Meyer entsetzt.
    »Nein. Um 50 Mark!«
    »Das ist gerade noch tragbar!«
    »Danke.«
    »Bitte.«
    Herr Meyer enteilte in den Laden. Ehe er sich's anders überlegt, dachte er.
    So begann mit einem Brief, einer Heiratsanzeige und einem Vorschuß von 50 Mark die erstaunliche Karriere des Franz v. Poltecky, von der man später sagten sollte, daß sie einmalig gewesen sei.
    In der Samstagausgabe der Zeitung stand die Anzeige.
    Das erste Wort ›Künstler‹ hatte man fett und gesperrt gedruckt. Franz Schuster las es wie eine öffentliche Entblößung. Er kam sich nackt vor und wie von 150.000 Augen angestarrt.
    Am darauffolgenden Montag saß er klein und abwartend im Labor oder bediente scheu die Kunden im Laden. Er beobachtete sie alle – Herrn Meyer, die Lehrmädchen, den Provisor Benecke –, aber keiner sprach ihn auf die Anzeige hin an, keiner grinste, kniff ein Auge zu oder flüsterte ihm in den Nacken: »Na, du alter Gauner!« Keiner nahm mehr Notiz von ihm als bisher.
    Mit jedem Tag wuchs seine Spannung. »Kommen Sie in fünf Tagen wieder vorbei«, hatte der Expedient bei der Zeitung gesagt. »Dann haben wir die ersten Zuschriften da!«
    Es wird niemand schreiben, dachte Franz Schuster selbstquälerisch am vierten Tag.
    Am fünften Tag stand er Punkt neun Uhr vor der Tür der Anzeigenabteilung.
    Ein junges Mädchen saß an der Briefausgabe und sah Franz Schuster geschäftsmäßig wohlwollend an.
    »Bitte?«
    »Franz v. Poltecky. Chiffre B 2383.«
    Das Mädchen sah in den Fächern nach und blickte dann wieder zu Franz Schuster hinauf.
    »Haben Sie einen Sack mitgebracht?«
    »Wie bitte?«
    »Oder einen Koffer?«
    »Ich bin weder Seemann, noch will ich verreisen.«
    Das Mädchen kicherte. »Auf jeden Fall werden Sie viel Zeit haben müssen. Bitte!«
    Sie griff mit beiden Händen in ein Fach und legte einen riesigen Stapel Briefe in allen Formaten auf die Theke. Und einen Zettel.
    »79 Briefe! Bitte, bestätigen Sie den Empfang.«
    »79 …« Franz Schuster starrte den Stapel an. »Alle an mich?«
    »Ja. Sicherlich wollen Sie etwas günstig verkaufen.«
    »Sie haben es erraten.« Franz Schuster nickte schwer, unterschrieb die Ausgabe und stopfte die Briefe in alle Taschen seines Regenmantels und seines Anzuges.
    »Viel Erfolg«, sagte das Fräulein freundlich.
    »Danke.«
    Er rannte aus dem Gebäude und hatte das Gefühl, die Briefe zögen seinen Mantel und seinen Anzug zur Erde, als seien sie mit Blei gefüllt.
    Es war unmöglich, mit dieser Brieflast zur Drogerie zu gehen. Es mußte auffallen. So machte er einen Umweg, lud die 79 Briefe in seinem Zimmer ab und raste dann zurück zum Geschäft. Herr Meyer stand hinter der Ladentheke und sah strafend über die Waage hinweg, auf der eine Tüte mit Senfkörnern schaukelte.
    »Mir war heute morgen so unwohl«, flüsterte Franz Schuster Herrn Meyer ins Ohr. »Entschuldigen Sie bitte. Mir brummt der Schädel.«
    »Nehmen Sie eine Pille.«
    »Zwei von Meyers Neuralgien-Ex!«
    »Gut, gut …« Herr Meyer wog weiter ab. Ein wirklich strebsamer junger Mann, dachte er. Hält sich aufrecht mit meinen Tabletten.
    Den ganzen Tag über saß Franz Schuster unruhig im Fotolabor, wässerte Bilder oder sortierte im Lager die Seifenkartons von rechts nach links und die Toilettenpapierrollen von oben nach unten. Um sieben Uhr abends endlich beugte er sich über den Tisch in seinem möblierten Zimmer. Er hatte die 79 Briefe vor sich aufgebaut und begann mit dem Aufschlitzen der Kuverts.
    Der erste Brief: Die Dame, deren Fotografie ihm entgegenschnellte, wog etwas mehr als 180 Pfund, war zweimal geschieden und hatte bei Porz am Rhein eine Gemüsebude mit Andenkenverkauf. »Monatlich garantiert ein Umsatz von 3.000 Mark.«
    Franz Schuster betrachtete das Bild mit dem Interesse eines Anthropologen. Dann schob er das Foto schnell wieder in das Kuvert und legte den Brief zur Seite.
    Nummer zwei war Häschen in der Grube. Ein Frauchen, nett und zierlich, mit ›viel Seele und dem Wunsche, dem Künstler eine Muse zu sein …‹ Vermögen: ein Stück ererbtes Ackerland bei Efferen am Rande des Vorgebirges. »Mein Wunsch ist es, ein trautes Heim zu schaffen. Ich habe noch viel Seele, obwohl ich 49 Jahre alt bin …«
    Franz Schuster sah mißtrauisch auf die

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