Zerteufelter Vers (German Edition)
genau, dass sie wieder in den Kopf dieses Menschen eindrang. »Kirt, wenn wir unsere Aussage machen, können die Typen verhaftet werden.« Er schüttelte den Kopf. »Das ist mir latte, Gloria!« Kirt stand nervös auf und nahm sie an die Hand. »Was hast du denn plötzlich?« Die nette Polizistin kam zu ihnen und Gloria nutze ihre letzte Chance, um Kirt noch schnell etwas zuzuflüstern: »Wir sollten auf jeden Fall aussagen!«
Damit war ihre Redezeit vorbei. Kirt schien offenbar drauf und dran, zu verschwinden. Das hätte er ganz bestimmt auch schon getan, müsste er Gloria dafür nicht allein zurücklassen. Doch Gloria war es leid, sich Gedanken zu machen. Sie wusste nicht, welche Verbindung zwischen dem Buch und ihrem Kopf bestand, aber sie war sicher, genau jetzt einen neuen Text zu finden, würde sie das Buch aufschlagen! Es gab eine Verbindung zwischen all dem und Glorias Bauchgefühl entscheid plötzlich, dieser Verbindung zu trauen. Ganz oder gar nicht! Sie war so weit gegangen, hatte durch das Buch Kirt kennen gelernt – warum sollte sie nicht auch jetzt ein letztes Mal darauf vertrauen, was sie sah? Denn aus welchem Grund sonst erlangte sie plötzlich die Fähigkeit zurück, in den Geist dieses Polizisten einzudringen?
Sie wurden angewiesen, auf der Auto-Rückbank Platz zu nehmen und Kirt tat es Gloria widerwillig nach. Sie schnallten sich an und Gloria entschied, sich auf ihre außergewöhnliche Gabe zu verlassen. Alles, was bislang mit Ungewissheit und Angst verbunden war… Jetzt besaß sie das Gefühl, den Dingen, die sie nicht kannte, vertrauen zu können! Kirt legte seinen Arm um ihre Schulter, als die Polizistin sich zu ihnen umdrehte. »Und Sie sind sicher, dass wir Sie nicht zuerst ins Krankenhaus bringen sollen?« Kirts Blick wirkte vernichtend und freundlich zugleich. Man hätte Angst vor ihm bekommen können – vor allem bei seiner blutverschmierten Erscheinung. Er nickte der Polizistin zu, die sich daraufhin sofort wieder abwandte und ihrem Kollegen widmete. Gloria dachte daran, wie der Polizist vorhin zu Kirt gesagt hatte, dass sie ihn nicht zwingen könnten, einen Arzt aufzusuchen. Letztlich entschied Kirt selbst darüber, aber Gloria fragte sich, was es mit seiner Nervosität auf sich hatte. Sie schmiegte sich an ihn und flüsterte, so leise es ging, in sein Ohr…
»Ich hab´ schon Ewigkeiten nicht mehr sehen können, was in Leuten vorgeht. Wir sollten auf jeden Fall mitgehen! Vertrau´ mir doch auch mal!« Kirts Blick traf ihren. – Er war nichts aussagend und kalt. Was ging hier vor sich? So kannte sie ihn nicht. »Sag´ mir endlich, was los ist!« »Hast du dich mal gefragt, warum ich Rommerz kenne?« Verdutzt schaute Gloria ihn an. Irgendetwas hatte sie nicht mitbekommen oder sie stand extrem auf dem Schlauch. Kirt lachte stumm und sah sie mit einem Hauch Ironie an. »Ich wurde nie in eurer Welt geboren. Ich existiere noch nicht mal offiziell unter Menschen!« Gloria starrte ihn an, als der Inhalt seiner Worte durch ihren Kopf sickerte. »Ich besitze keine Identität, weil es mich nie gab!« Gloria schaute fortwährend in seine Augen. So hatte sie die ganze Sache noch gar nicht betrachtet. Jetzt wurde ihr auch klar, was es mit Rommerz auf sich hatte, beziehungsweise warum Kirt so einen Arzt überhaupt kannte. – Weil er ihn wahrscheinlich selbst einmal dringend gebraucht hatte.
Gloria setzte mühevoll sämtliche Puzzleteile zusammen, als der Wagen, in dem sie saßen, auf einen Parkplatz bog. Jetzt wurde auch Gloria nervös. Immerhin würde die Polizei auf jeden Fall ihre Personalien aufnehmen. Der Motor des Wagens verstarb und je länger Gloria darüber nachdachte, was sie jetzt am besten tun sollten, desto bewusster wurde ihr, dass sie ein riesiges Problem am Hals hatten. »Du hast doch sonst immer für alles eine Lösung.« Gloria flüsterte Kirt ihre Worte ins Ohr. Doch sein Blick wirkte weniger überzeugend und sie wusste, dass ihnen schnellstmöglich etwas Gutes einfallen musste. »Dann hau´ doch einfach ab, sobald du kannst. Ich komme schon ohne dich klar.«
Die Polizistin öffnete ihnen die Autotür und sie stiegen beide auf der gleichen Seite aus. Gloria heftete sich eng an Kirt. Er nahm sie in den Arm, ehe er ihr leise entgegnete: »Ich lass´ dich nicht allein!« Augenblicklich zerrte sich der Gedanke an die Geschichte von Bonny und Clyde durch Glorias Vorstellung. »Ich habe längst versucht, zu verschwinden, als es noch möglich war.« Gloria sah ihn überrascht an
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