Zerteufelter Vers (German Edition)

dieses Datum ebenfalls etwas, doch sie konnte es nicht mehr genau zuordnen. »Können… oder wollen Sie uns nicht sagen, wo Sie an diesem Tag waren?« Der Tonfall in der Stimme des Polizisten hatte sich geändert und ließ Gloria aufblicken. Kirt schaute dem Mann in die Augen und Gloria durchfuhr erneut das Gefühl, als müsste sie wissen, um was es ging. Stattdessen war er es mal wieder, der allem Anschein nach ein Geheimnis verbarg…
    Kirt schwieg. Seine Augen wurden schmal und Gloria fragte sich, ob er erneut versuchte, zu verschwinden. Doch sie konnte sich kaum vorstellen, dass er etwas so Geisterhaftes vor den Augen der Polizisten tat – noch dazu würde man Gloria als seine Freundin wahrscheinlich nie wieder gehen lassen. Kirts Stimme klang kühl: »Was wollen Sie mir sagen?« Der Mann taxierte Kirts Blick genauso wie er seinen, als die Polizistin plötzlich das Foto auf den Tisch legte, auf das sofort alle Blicke fielen.
    Das war Kirt – keine Frage; im Hintergrund ein rotes Auto, das man allerdings nicht besonders gut erkennen konnte. Kirt schaute nicht in die Kamera; wohl aber war er genau zu identifizieren. »Wissen Sie, wo dieses Foto aufgenommen wurde?« Kirt starrte den Beamten an, er musste nicht lange nachdenken. Zur Decke schauend legte Kirt plötzlich den Kopf in den Nacken. Er strich sich mit der Hand durchs Gesicht. Sein Blick wanderte kurz zu Boden, ehe er den Polizisten erneut ansah.
    »Ja.« »Dann sagen Sie es uns.« »An der A46…« Der Polizist nickte und schaute zu Gloria. Ein ungutes Gefühl durchbohrte sie. Doch was genau dieses Foto aussagte, war ihr nicht klar. Kirts Stimme riss sie aus ihren Gedanken: »Ich wusste nicht, dass er sogar ein Foto gemacht hat.« Gloria sah zu Kirt und hätte am liebsten lautstark auf den Tisch gehauen, um endlich zu erfahren, worum es überhaupt ging, als der Polizist das Wort ergriff: »Dieses Foto zeigt Sie vor dem Wagen eines Herrn Ralf Jansen, der exakt in jener Nacht sein Leben verlor. Die Frage ist nur, warum… musste er sterben?!« Gloria fuhr erschrocken herum. Jansen – das Buch – sein Tod – Kirt…
    »Du hast mir gar nicht gesagt, dass noch jemand da war!« Es platze regelrecht aus Gloria heraus und der Polizist schaute von Gloria zu Kirt und zurück. »Waren Sie etwa zum hiesigen Zeitpunkt auch am Tatort?« Kirt fiel ihr ins Wort: »Nein, ich habe ihr nur davon erzählt.« »Stimmt das?« Der Polizist sah Gloria eindringlich an. Gloria erwiderte wie automatisiert den Blick des Polizisten und nickte. »Ja.« »Das heißt, Sie waren nicht dort?« Gloria schüttelte zögerlich den Kopf. Der Polizist stand plötzlich auf und verließ den Raum. Seine Kollegin schaute ihm hinterher, stand ebenfalls auf und folgte ihm. Als sie weg waren, trat blankes Entsetzen in Glorias Augen und auch Kirt fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht und dachte nach.
    »Was soll das? Was geht hier vor?!« Kirt wirkte erstarrt… stumm. Er sah Gloria wortlos an, die mit Panik in den Augen vor ihm saß. »Gloria, das Spiel ist aus!« »Wa…? – Was für ein Spiel?!« »Ich weiß nicht, was sie gegen mich in der Hand haben, aber es ist nichts Gutes.« »Aber du hast doch gar nichts gemacht. Jansen ist von selbst da runtergesprungen!« »Das kann aber niemand beweisen.« »Ich hab´s doch gesehen, ich…« Er schnitt ihr das Wort ab: » Du… « Er hielt kurz inne und sprach langsam weiter: »Warst nicht dabei!« »Ich…« Gloria schaute ihn fassungslos an. »Warum hast du das eben überhaupt gesagt?!« »Weil ich dich da raushalte! Das ist eine Sache zwischen Magnus und mir!« Gloria sah überrascht in Kirts Augen. »Wer zum Teufel ist Magnus?!«
    Gloria fuhr herum, als der Polizist und seine Kollegin wiederkamen. Kirt stand augenblicklich auf und schaute die Beamten distanziert an. Gloria kam sich noch nie so hilflos vor, wie in diesem Augenblick. Es sollte nicht der letzte sein…! »Herr la Ronti, gegen Sie liegt der dringende Verdacht vor, am Tod von Herrn Ralf Jansen beteiligt gewesen zu sein.« Gloria konnte kaum glauben, was sie hörte: »Wie können Sie so was sagen? Was beweist so ein blödes Foto schon?!« Doch Kirts Blick sagte Gloria, dass sie den Mund halten sollte.
    Ohne ein weiteres Wort ließ sich Kirt abführen: Er verschwand aus dem Raum, aus Glorias Blick… doch er verschwand nicht mehr aus der menschlichen Welt – zu lange hatte er sich an seine Gestalt gebunden, zu viele Gedanken raubten ihm den Nerv, zu viele Gefühle schnitten ihm die