Zerteufelter Vers (German Edition)
Du giftest sie nur so an, weil du Schiss hast, dass sie sich an dir rächt! Schon klar…« Kirt lachte ironisch und verstummte, ehe er erneut das Wort ergriff: »Ich hab´ sie nicht angeschleppt , falls es dir entgangen ist und es wird jawohl nicht ewig dauern! Außerdem ist sie echt in Ordnung.« »Nimm sie nicht in Schutz, ja! Zu wem hältst du überhaupt?! Ich kenn´ dich noch nicht so lange, aber dass du `n Frauenheld bist, habe auch ich schon kapiert!«
Ein Wort ergab das andere und Gloria erahnte, wie hitzig ihr Streit mit der Zeit wurde… Sebastian murmelte irgendetwas und Kitty betonte vehement, dass Gloria sie auffliegen lassen könnte. Kirt hingegen brüllte zurück, dass es nie seine Idee gewesen sei, sich ihnen anzuschließen. Die meisten Sachen verstand Gloria auf die Schnelle nicht, weil sie die Zusammenhänge nicht kannte, aber als sie einen Schlag gegen die Wand vernahm und sie das Gefühl besaß, dass der Streit eskalierte, trat sie hinter der Ecke hervor und starrte die Drei an. Eines wurde Gloria erst jetzt bewusst: Das waren keine Freunde!
Es war Sebastian, dessen Rücken zuvor gegen die Wand klatschte und Kirt, der ihn dagegen drückte. Als er Gloria sah, ließ er Sebastian los. Gloria schaute in ihre Gesichter. Es kam ihr absolut irreal vor… Kitty ging einfach an ihr vorbei Richtung Feuerstelle und Sebastian verschwand daraufhin in der Grillhütte. Kirt sah sie nur eine kurze Weile an und setzte sich dann auf die Stufen der Veranda. Gloria nahm zögerlich neben ihm Platz und wartete ab. Sie traute sich nicht, etwas zu sagen und er war offensichtlich froh, dass sie es nicht tat. Mit ihr im Schlepptau handelte Kirt sich nur Ärger ein und obwohl er sie vordergründig vor Kitty und Sebastian verteidigte, spürte Gloria ganz genau, dass er in Wahrheit andere Pläne geschmiedet hatte. – Nur wollte er dies Gloria nicht spüren lassen. Wahrscheinlich konnte Kirt sie ganz gut leiden – aber trotzdem hatte Gloria seine Pläne durchkreuzt, nach Amsterdam zu fahren… Sie schwiegen sich fortwährend an. Das ging eine gute Weile so, bis Gloria schließlich aufstand und ebenfalls fortging. Das war doch total idiotisch. – Sie hatte genug!
In einem günstigen Moment packte Gloria ihre Sachen zusammen, nahm vorsorglich eine der Schmerztabletten und verschwand hinter dem Gebäude. Niemand hatte sie gesehen und sie ging querfeldein durch Sträucher und unwegsames Gras, bis sie zur Straße kam. Gloria wusste selbst, dass es ihr nicht gut ging. Wenn sie sich immer mal hinlegen konnte, war es an und für sich okay – die Schmerzen schien sie auszuhalten. Aber das Szenario von vorhin würde Gloria sich nicht noch einmal antun!
Sie lief die Straße entlang. Zwischenzeitlich legte sie kleine Verschnaufpausen ein und ging weiter. Es war Nachmittag und die Sonne verbreitete eine schwüle Hitze. Von weitem konnte Gloria einen Ort erspähen, in dem sie sich etwas zu Essen holen könnte. Zum Trinken besaß sie genügend. Doch bereits nach gut einer Stunde Fußmarsch schien sie mit ihrer Kraft am Ende zu sein. Gloria wusste, dass sie so ziemlich die schlechtesten Voraussetzungen besaß, um abzuhauen, aber… Sie würde nicht davon sterben! Ein Grinsen zog sich über ihr Gesicht. Gloria lief noch ein paar hundert Meter weiter, aber dann war Zapfenstreich!
Sie konnte nicht mehr und ihr Kopf tat weh; ganz zu schweigen von dem Rest. Die Last der Wasserflaschen im Rucksack drückte gegen ihre Verletzungen. Das alles ließ sich noch aushalten, aber das Schlimmste war der Schwindel. Man konnte es damit vergleichen, betrunken zu sein; die eigenen Beine verhielten sich anders als gedacht. Noch dazu schien der Boden unkontrolliert zu schwanken. Wahrscheinlich war eher sie es, die schwankte, aber das änderte nichts. Gloria ließ sich auf die Erde am Waldrand sacken und atmete flach ein und aus. Sie war total erschöpft. Irgendwie verfolgte sie eine Pechsträhne…
Jetzt, wo Gloria auf dem Boden lag, erhöhte sich mit einem Mal die Geschwindigkeit, mit der sich die Bäume um sie herum drehten. Es war ein furchtbares Gefühl! Nichts erschien mehr an Ort und Stelle. Noch dazu wurde ihr schlecht. Gloria wischte sich den Schweiß von der Stirn. Zittrig griff sie nach einer der beiden Wasserflaschen, die sie mitgenommen hatte und trank einen Schluck. Es half nicht – die Welt um sie herum drehte sich und ihr Kopf tat ähnlich weh wie am ersten Tag. Das Gefühl, sich übergeben zu müssen, drängte sich in ihr Bewusstsein.
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