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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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kein Vers würde es dir missgönnen.
     
    Das erste, was Gloria dachte: Das Buch wollte wohl gut Wetter machen! Irgendwie war Gloria sogar zu wütend, um überhaupt einen objektiven Gedanken fassen zu können und das Gedicht gescheit zu interpretieren. ‹Sei´s drum – kein Vers würde es dir missgönnen.› Gloria schmunzelte böse. Momentan kotzte sie alles an. Es ging ihr beschissen und die anderen Drei waren wohl kaum irgendwelche ‹Freunde des Lebens›. Gloria schlug das Buch zu und legte es zurück in ihren Rucksack.
    Irgendwie stand ihr nicht der Sinn danach, das neue Gedicht zu verstehen. Stattdessen dachte sie über Kirt nach. Gloria fragte sich, wo sie sich herumtrieben, wenn der Dritte im Bunde dazu verdonnert war, auf Gloria aufzupassen. Wahrscheinlich hatten sie ihren Umschlagplatz wegen ihr einfach nur verlagern müssen… Gewiss raubten sie irgendwelche Leute aus. Gloria selbst musste bei Weitem nicht so viel vor der Polizei befürchten. Das einzige, was ihr passieren konnte, war eine Eskorte nach Hause. Sie dachte über Kittys Worte nach… und ihre Angst, dass Gloria sie bei der Polizei anschwärzte.
    Die Zeit verging im Schneckentempo. Sie schnappte immer mal ein paar Wortfetzen von Kitty oder Sebastian auf. Kirt hingegen war kaum zu hören. Gloria wusste nichts mit sich anzufangen und so griff sie erneut nach dem Buch, um die Strophen zu lesen. ‹Wüten, wüten gegen das Erlöschen des Lichtes. Wüten, wüten gegen die Ungerechtigkeit dieser Welt. Wütend, wüten gegen die Pläne des Todes.› Ja, super! – Genau das hatte sie getan; besser konnte man es nicht in Worte fassen. Aber das Buch beschwerte sich nicht über ihre hirnrissige Aktion und dies wiederum ärgerte Gloria.
    ‹Suchen und finden das Aufgehen der Sonne. Suchen und finden die ehrlichen Freunde des Lebens. Suchen und finden das wahrhaftige Glück.› Tja, das traf so ziemlich auf jeden Menschen dieser Welt zu. Jeder suchte nach etwas, von dem man sich versprach, dass es einen glücklich machte. Wobei Gloria bereits von dem Buch gelernt hatte, dass man nicht darauf warten sollte, dass jemand anderes einen glücklich machte, sondern man nur selbst dafür sorgen konnte. Sie hatte vor ein paar Wochen noch geglaubt, mit Kirt ein Stück Sonnenaufgang gefunden zu haben. Aber daran wollte sie sich lieber nicht erinnern.
    ‹Die ehrlichen Freunde…› Tja, das schien auch so eine Sache zu sein: Manu war ihre einzige, echte Freundin. Aber Gloria selbst führte sich momentan nicht gerade wie eine ehrliche Freundin auf, sonst hätte sie sich schon längst bei ihr gemeldet. Kurzerhand holte Gloria ihr Handy hervor: Drei Anrufe in Abwesenheit und sechs SMS. Au weia – sie hatte mit ihrem Vater ausgemacht, dass sie sich jeden Tag meldete. Ihren Teil der Abmachung hatte sie im wahrsten Sinne des Wortes verschlafen. Das konnte sie nur schlecht ihrem Vater sagen, sonst sorgte er sich noch mehr.
    Als erstes mailte sie Manu, danach schrieb sie ihrem Vater eine ellenlange SMS. – Kurzmitteilung konnte man dazu schon gar nicht mehr sagen. Eigentlich war der Inhalt derselbe, den sie sonst auch schrieb. Sie endete mit den Worten ‹Mach´ dir bitte keine Sorgen, mir geht es gut.› Wie Unrecht sie damit doch hatte. Nachdem sie fertig war, widmete Gloria sich wieder dem Gedicht:
    ‹Verstehen und lernen, was das Leben schenkt. Verstehen und lernen, in welchen Bahnen es lenkt.› Ehrlich gesagt hatte sie es so herum noch gar nicht betrachtet: Dass das Leben schenkte… Sie fasste es bislang eher als Fluch auf, zu wissen, nur noch ein halbes Jahr Zeit zu haben. – Nicht aber, dass die sechs Monate ein Geschenk waren. Gloria dachte darüber nach. Nein, das war Quatsch. Natürlich erwies sich das Leben als ein Geschenk; es war einmalig und gerade deswegen musste man es als solches bezeichnen. Das hieß aber nicht, dass Gloria sich darüber freute , die Pistole auf die Brust gesetzt zu bekommen!
    Akzeptiert hatte Gloria jedoch, dass die Bahnen, in denen es lenkte, sozusagen unantastbar waren. Gloria fragte sich, wann die Gedichte sich geschrieben hatten: Ob die Strophen schon ins Leserliche kehrten, nachdem sie von dem Roller erfasst worden war oder erst später? Denn immerhin schienen ja bestimmte Dinge, die sie tat, verantwortlich dafür zu sein, wie die Gedichte ausfielen. Oder ob das Buch zu diesem Zeitpunkt noch nichts Neues geschrieben und bis eben gewartet hatte…?
    ‹Verstehen und lernen, akzeptieren zu können; sei´s drum – kein Vers

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