Zerteufelter Vers (German Edition)
Gloria war unendlich traurig!
Sie wollte beim besten Willen nicht zurück zu den anderen; aber auch nicht hier liegen bleiben. Das Beste würde es sein, sich wieder ein Taxi zu rufen. Doch im gleichen Moment fiel ihr auf, dass sie gar nicht wusste, wo sie sich befand. Am Waldrand irgendwo in der Nähe von Düsseldorf. – Das Taxiunternehmen, dem sie das sagte, würde sie für bescheuert erklären. Glorias Hände glitten auf den Boden. Sie besaß keine Kraft mehr und sie wusste auch nicht, wofür sie noch kämpfen sollte. Gloria schloss die Augen, doch es hörte nicht auf, sich zu drehen. Sie wäre fast wahnsinnig geworden und suchte nach den Tabletten, die Rommerz ihr verschrieben hatte. Erneut nahm sie eine und hoffte, dass die Kopfschmerzen nachließen. Noch schlimmer konnte es nicht werden!
Gloria döste ein, ehe sie plötzlich ein Motorengeräusch wahrnahm. Sie ahnte schon, woher es stammte und sollten die Drei Gloria finden, würden sie noch wütender sein als vorher. Nachdem sich eine Autotür öffnete, vernahm Gloria Schritte. Wenn sie es sich genau überlegte, überwiegte die Erleichterung, nicht länger hier herumliegen zu müssen. Gloria hatte sich hoffnungslos überschätzt; und das, obwohl es ihr wesentlich besser gegangen war, als zu Anfang. Entgegen Glorias Verdacht war es aber gar nicht Kirt, der sie aufhob, sondern Sebastian. Er trug sie zum Auto, holte noch ihren Rucksack und fuhr mit ihr zurück. Es ging ihr nicht gut, aber die Zeit, die sie eingedöst war und am Waldrand gelegen hatte, half, den Schwindel zumindest zur Hälfte zu minimieren. Aber das mussten die anderen ja nicht wissen. Unter keinen Umständen wollte Gloria sich jetzt noch einer hitzigen Auseinandersetzung stellen.
Als Sebastian den Motor abstellte und sie aus dem Wagen holte, beschloss sie, einfach Schlimmeres vorzutäuschen. Gloria öffnete kaum die Augen und blinzelte immer nur kurz, um etwas mitzubekommen. Sebastian legte sie behutsam auf ihre wohlvertraute Matratze. Ganz vorsichtig bettete er ihren Kopf auf das Kissen und deckte sie zu. So hätte sie Sebastian gar nicht eingeschätzt. Gloria tastete nach der Wasserflasche, die die Tage zuvor an dieser Stelle gestanden hatte, als ihr jemand die geöffnete Flasche in die Hand drückte – es war Kirt und er betrachtete sie ernst. Aber da war auch noch etwas anderes in seinem Blick…
Gloria öffnete vollends die Augen und schaute ihn stumm an. Sie hätte fast darauf getippt, dass es ihm leid tat, aber sie wollte sich mit ihren Interpretationen – was ihn anging – lieber nicht mehr festlegen. Auch wenn ihre Erschöpfung zum Teil etwas übertrieben vorgetäuscht war – Glorias Kräfte neigten sich tatsächlich dem Ende. Sebastian und Kirt verschwanden… Und es dauerte nicht lange, bis Gloria einschlief.
14 Zipfel der Bettdecke
Draußen färbte sich der Himmel in rote und orangefarbene Streifen, als Gloria die Augen öffnete. Ihr Blick durch die aufgesperrte Tür verriet, dass es schon ziemlich spät sein musste. Gloria konzentrierte sich auf ihren Kopf und ihre Verletzungen, aber es war nichts Schlimmes zu spüren. Sie rappelte sich hoch und ging nach draußen. Alle Drei saßen an der Feuerstelle, die dieses Mal ihrem Namen sogar alle Ehre machte, da sie ein kleines Lagerfeuer angezündet hatten…
Gloria fasste sich ein Herz und lief zu ihnen. Sebastian bemerkte sie als Erster, woraufhin sich die anderen in ihre Richtung drehten. Kleinlaut setzte sie sich zu ihnen und sagte kein Wort. Kirt griff nach einem Teller, den man ihr offenbar aufgehoben hatte, und reichte ihr dazu Plastikbesteck. Dieses Mal gab es gegrillten Leberkäse mit Folienkartoffeln. Gloria beäugte das Essen und musste schmunzeln. Scheinbar hatte Kitty sie heute Morgen nicht ohne Grund gefragt, ob sie kochen konnte…
Das Essen war zwar schon kalt, aber es tat gut, etwas in den Magen zu bekommen. Gloria zerteilte ihre Kartoffel in mehrere Stückchen. Fast schon irritiert schaute sie in die Runde. Der Streit von vorhin war allem Anschein nach vergessen. Sie sprachen über normale Standards.
»Willst du was trinken?« Gloria schaute zu Kirt und nickte stumm. Er reichte ihr eine Flasche Wasser und lächelte sie an. Eigentlich hatte sie damit gerechnet, dass die anderen ihr eine Standpauke verpassten, aber das Gegenteil schien der Fall zu sein. Sebastian räusperte sich, als sie das letzte Kartoffelstückchen in den Mund steckte. Er sah zu Kirt, was Gloria nicht entging. Also schaute sie selbst
Weitere Kostenlose Bücher