Zerwüteter Pakt (German Edition)
gewesen!
»Was soll das heißen – es hat dir nicht zugesagt?« Unsicher blickte Gloria ihrem Vater in die Augen. »Ich habe die Akademie nicht besucht und werde stattdessen etwas anderes machen!« Herr Truhst verschlug es die Sprache. Er war sich plötzlich sicher, dass Kirts Verschwinden nur gut für Gloria sein konnte – immerhin hatte er ihr diese Flausen in den Kopf gesetzt und damit war nun Schluss. »Soll das heißen, du hast mich die ganze Zeit angelogen?« Seine Stimme klang energisch und wütend. Aus dieser Nummer kam Gloria nicht mehr heraus…
»Es war nicht ganz das Richtige für mich.« »Und wann hast du das beschlossen? Sieh mich an, wenn ich mit dir rede!« Doch ehe Gloria sich eine neue Antwort zurechtlegen konnte, ergriff Herr Truhst erneut das Wort: »Warst du überhaupt jemals bei dieser Akademie oder bist du die ganze Zeit nur mit diesem Kirt durch die Lande gezogen?« Was sollte das denn bitte heißen? Immerhin hatte Kirt alles Erdenkliche für sie getan. Wenn Gloria also nichts gegen Kamilla sagen sollte, dann stand es ihrem Vater genauso wenig zu, schlecht über Kirt zu reden.
»Du sollst mir antworten, wenn ich dich was frage!« Gloria wurde wütend. Jetzt sprach er mit ihr wie mit einem Kind. »Ich bin 18. Ich kann tun und lassen, was ich will.« »Das könnte dir so passen. Sag´ mal, bin ich hier im falschen Film? Meine Tochter belügt mich nach Strich und Faden und dann muss ich mir auch noch anhören, dass ich mich aus allem raushalten soll…. Bist du von allen guten Geistern verlassen?« Herr Truhst wurde wahnsinnig böse. Selbst Kamilla entfernte sich ein paar Schritte.
»Es tut mir leid, wenn ich dich angelogen habe. Ich hatte nie eine böse Absicht. Aber schieb´ das ja nicht Kirt in die Schuhe!« »Und wo ist dein Kirt jetzt?« Gloria funkelte ihren Vater böse an, als dieser schon weiterstichelte: »Auf und davon?« Die Ironie in seiner Stimme machte Gloria rasend. »Du hast von nichts eine Ahnung. – Von gar nichts! Aber du bildest dir immer ein, alles besser zu wissen und…«
Herr Truhst fiel Gloria wütend ins Wort: »Wer hat denn hier wem ins Gesicht gelogen, Fräuleinchen? Erst machst du dich einfach aus dem Staub, dann kreuzt du mit irgendeinem dahergelaufenen Kerl auf und lässt dich entgegen all deinen Versprechungen seit September nicht mehr blicken. Du wolltest einmal im Monat nach Hause kommen. Aber das hast du scheinbar auch vergessen. Weißt du was, meine ach so volljährige Tochter? Erwachsensein heißt nicht nur 18 Jahre alt zu sein, sondern auch Verantwortung zu übernehmen. Und da hapert´s bei dir ganz gewaltig!« Wütend blickte Gloria ihn an.
Der offene Schlagabtausch hatte den Spaziergang enden lassen, ehe er überhaupt beginnen konnte. Die Meinung ihres Vaters war zu einem gewissen Teil nachvollziehbar – das wusste sie. Doch auch Gloria hatte Recht – nur konnte sie ja leider nie erklären, weshalb sie so handelte… Das war der Deal, den sie damals offenbar einging, als sie nach dem Wissen des Buches strebte. Mit jeder zusätzlichen Kenntnis hatten sich auch neue Probleme aufgetan und diese – so fand Gloria – wurden von ihr sehr erwachsen gemeistert! Wütend funkelte Gloria ihren Vater an. Sie hielt es hier keine Sekunde länger aus. Noch heute Abend würde sie eine Entscheidung treffen, wie es weiterging.
»Und was gedenkst du nun zu tun, meine Liebe?« Der sarkastische Unterton in der Stimme ihres Vaters holte Gloria aus ihren Gedanken. Die neu geglaubte Harmonie zwischen ihnen hatte ja unglaublich lange angehalten. »Ich sag´ dir, was du jetzt machen wirst!« Der Klang seiner Stimme ließ unmissverständlich verlauten, dass er es ernst meinte. »Du wirst da weitermachen, wo du aufgehört hast – nämlich in der elften Klasse. Und dass eins klar ist, mein Fräuleinchen: Du büffelst für dein Abitur solange, bis du es in der Tasche hast. Was du danach machst, ist mir egal. Aber solange du deine Beine unter meinen…«
»Komm´ mir nicht mit dem Spruch!« »Dann reiß´ dich endlich zusammen! Sieh dich doch mal an: Hast dich verlottert auf der Straße rumgetrieben. Ich will kein Wort mehr hören!« »Dann sprich nicht mit mir als wär´ ich noch ein kleines Kind!« Wutentbrannt machte Gloria auf dem Absatz kehrt und ließ Herrn Truhst mit Kamilla hinter sich. Kein Mensch auf dieser Welt konnte die Traurigkeit nachempfinden, die so entsetzlich in Gloria brannte. Wo war Kirt, verdammt noch mal? Warum durfte ihre Liebe keinen Bestand
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