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Zicke

Zicke

Titel: Zicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Zarr
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schaute ich noch mal ins Wohnzimmer. Mom war noch wach und guckte
Letterman
. Sie lächelte und hielt mir fragend eine Tüte Popcorn aus der Mikrowelle hin. Ich setzte mich neben sie und nahm eine große Handvoll.
    Auf ihren nackten Beinen, die sie auf dem Couchtisch ausgestreckt hatte, waren Stoppeln, als hätte sie vielleicht eine Woche lang keine Zeit gehabt, sie zu rasieren. »Ich bleibe die ganze Nacht auf und sehe fern und melde mich dann morgen krank!«
    »Klingt nach einem Plan.«
    Als Werbung kam, spürte ich Moms Blick auf mir. »Komm her, Liebes. Kuschel dich an.« Sie breitete lächelnd die Arme aus. Ich war verlegen; ich hatte nicht mehr mit Mom geschmust, seit ich gewesen klein war, lange vor Tommy. Aber im Wohnzimmer war es dunkel, mit Ausnahme des flimmernden Fernsehers, und da waren nur wir beide, also schmiegte ich mich an sie. Sie zog mich enger zu sich. Mom roch nach Popcorn und dem Blütenparfüm, das sie immer benutzte. Ich zog die Beine ein und legte den Kopf in ihren Schoß. Sie streichelte mir übers Haar, während wir
Letterman
zu Ende sahen und das Popcorn aufaßen. Dann schloss ich die Augen, konzentrierte mich auf die Wärme ihrer Finger auf meinem Haarschopf, spürte das abgetragene Chenille ihres alten Bademantels an meiner Wange. Tränen schossen hinter meinen Augen zusammen; ich schniefte, in der Hoffnung, Mom würde nichts sagen oder fragen und nicht aufhören, mein Haar zu streicheln. Sie tat es nicht.
    |213| Ich weiß nicht, wie lange ich da im Schoß meiner Mutter lag, und ehe ich wegschlummerte, dachte ich an etwas, das Lee mir einmal gesagt hatte, als sie über die Kirche sprach, nämlich dass es manchmal keinen Grund gäbe, an Gott zu glauben. Wenn du dein Leben betrachtest und weißt, dass es zwar verrückt ist, aber du komplett mit dir im Reinen bist – dann ist das Glaube. Ich weiß, an deine Familie zu glauben ist nicht dasselbe wie an Gott zu glauben oder religiös zu sein, aber irgendwie begriff ich, was Lee damit meinte, dass der Glaube an etwas sinnvoller sei als der Glaube an gar nichts.

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    |214| 13
    Die restliche Woche war fast wieder unser alltägliches Leben: Darren kam von der Arbeit und machte ein paar Einkäufe mit Stacy. Mom kam nach Hause und fing sofort an zu kochen, dann gingen Stacy und ich zur Arbeit. Wir verließen das Haus, wenn Dad heimkam.
    Ich dachte lange darüber nach, was ich zu Lee sagen sollte. Sie war aufregend und nervtötend zugleich, diese eine große Sache, die ich richtig machen wollte. Ich spielte es vollständig im Kopf durch: die Worte, die ich verwenden wollte, und die verschiedenen Dinge, die sie erwidern könnte … was ich täte, wenn sie nicht zuhören wollte.
    Ich hatte alles unter Kontrolle. Dachte ich.
    Was wirklich geschah, war dies: Lee rief mich an. Einen Tag nachdem sie vom Campen zurückgekommen war. »Hey«, sagte sie und klang dabei nicht ganz nach sich selbst. Was mich angesichts unseres letzten Gesprächs nicht besonders überraschte.
    Ich hatte geglaubt, dass ich diejenige sein würde, die anriefe, wenn sie bereit wäre. Ich hatte einfach nicht damit gerechnet, dass sie sich zuerst meldete. »Hi.«
    |215| »Also, ich bin wieder da«, sagte sie. »Wie du hörst.«
    Betretenes Schweigen.
    »Wie war’s?«
    »Okay. Wenn dir riesige Stechmücken und Spinnen und Löcher buddeln, wenn du aufs Klo willst, nichts ausmachen.«
    ›Jetzt, Deanna!‹, sagte ich im Stillen. ›Leg doch los!‹
    Aber Lee redete weiter. »Jay und ich gehen ins
Taco Bell
. So in zwanzig Minuten. Können wir uns dort treffen?«
    Ich zögerte. Vielleicht war meine Erinnerung an unseren Streit eine andere als ihre. Vielleicht war ich doch nicht so zickig gewesen, wie ich dachte. »Ähm, ja. Ich bin dann da.«
    Mein Herz pochte, während ich mich fertig machte. Im Bus runter zum Strand ging ich in Gedanken noch mal das Drehbuch durch und rief mir alle wichtigen Punkte in Erinnerung:
    1.
Es täte mir leid, was ich in der Pizzeria gesagt hatte; ich sei keine Freundin gewesen, als sie mich brauchte.
    2.
Es sei Pech für uns gewesen, dass ich die schlimmste Woche meines Lebens gehabt hatte, als das passierte.
    3.
Jason zu küssen sei dumm, dumm , dumm gewesen und sie solle das nicht falsch verstehen, es bedeute nichts, und ich wisse ja, dass Ehrlichkeit wichtig für sie sei, und ich wolle einfach, dass alles offen auf den Tisch käme.
    Die Wahrheit lautete: Es klang alles nach Bullshit.
    Ich stieg aus dem Bus und überquerte den Highway zum
Taco

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