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Zicke

Zicke

Titel: Zicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Zarr
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oder?«
    »Ja. Noch zwei Wochen.« Ich sah ihn an; mit seinem gestreiften Hemd vom Autoteileladen und dem frischem Bürstenschnitt sah er aus wie Darren.
    »Gut. In der Elften habt ihr ein paar knifflige Fächer, stimmt’s? Könnte mir vorstellen, dass es schwierig wird, deine Noten zu halten.«
    »Mag sein.«
    Er schüttete seinen restlichen Kaffee aus und spülte den Becher ab, ehe er ihn sorgsam an den Haken bei |228| der Spüle hängte. »Deine Mutter sagt, du hast deinen Lohn gespart. Vielleicht finden wir ein gebrauchtes Auto für dich.« Dann ging er mit steifem Rücken aus der Küche, ohne meine Antwort abzuwarten.
    Ich lächelte.
    Ein Löffel, den er mir hinhielt. Eine Frage zur Schule. Vielleicht ein Gebrauchtwagen.
    Es waren letztlich diese Kleinigkeiten, mit denen man ›tut mir leid‹ zum Ausdruck bringen konnte, sagen konnte: ›Es ist okay, ich verzeihe dir.‹ Die winzigen Äußerungen, die aufeinander aufbauten, eine auf der anderen, bis etwas Festes unter deinen Füßen war. Und dann … und dann. Wer weiß?
    Als ich meine Cornflakes aufgegessen hatte, nahm ich ein Blatt von dem Schmierpapier, das bei uns am Telefon lag, und schrieb Lee eine Nachricht.
     
    Können wir uns am ersten Schultag vorn auf dem Rasen treffen, bitte ? – D .
     
    In einer Küchenschublade fand ich einen Umschlag und adressierte ihn. Obwohl ich immer noch im Schlafanzug war, zog ich meine Flipflops an und ging hinaus zum Briefkasten. Der Morgen war warm und hell und frei von Nebel.
    Auf dem Weg zurück ins Haus fühlte ich mich leicht, so leicht, dass ich Lust hatte zu rennen – also tat ich es, was in den Flipflops nicht ganz einfach war. Ich rannte den ganzen Weg zurück zum Haus und dort angekommen ging ich endlich einmal ohne Angst durch die Tür.

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    Und wenn ich dem Mädchen auf den Wellen je begegnete, dann würde es
zu mir
sagen:
    Manchmal kommt das Rettende zu dir.
    Es taucht einfach auf, und du tust nichts.
    Vielleicht verdienst du es, vielleicht nicht.
    Doch wenn es kommt, sei bereit
    zu entscheiden, ob du die ausgestreckte Hand annehmen
    und dich ans Ufer ziehen lassen willst.

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    Irgendwie überredete ich Darren, mich am ersten Schultag zu fahren. Ich brauchte jemanden bei mir, wenigstens auf der Fahrt dorthin, weil es durchaus möglich war, dass ich allein sein würde, wenn ich dann da war – vielleicht das ganze Schuljahr lang.
    Ein Teil von mir war darauf gefasst.
    Ein anderer Teil von mir wollte kotzen.
    Wir rollten an denselben alten Pacifica-Häusern vorbei, die wir seit Jahren täglich passierten: Manche mit Autos auf dem Rasen und schimmligen Anstrichen, manche mit sorgfältig gestalteten Vorgärten und fröhlichen Gartenzwergen. Mir fielen Michaels Worte ein, die Gründe, die er genannt hatte, warum er hierbliebe. ›Ich nicht!‹, ging es mir durch den Kopf. ›Ich ziehe weg. Eines Tages.‹
    Darren fuhr an der Terra Nova vor. Ich warf einen prüfenden Blick zur Seite, auf Lees und meinen alten Treffpunkt auf dem Rasen.
    Ich konnte sie nirgends entdecken. Alles in mir sackte zusammen. »Fahr weiter«, murmelte ich. »Nicht anhalten.«
    Darren rührte sich nicht. »Deanna.«
    »Scheiß drauf. Ich schmeiß hin.«
    |231| »Du lässt den ersten Schultag nicht sausen«, antwortete er streng. »Und ich muss zur Arbeit.«
    »Dann lass mich an der Ecke raus oder so, mir egal.«
    »Da ist sie.«
    »Nein, ist sie nicht.«
    »Doch. Da ist sie.« Darren deutete mit dem Finger auf die Grünfläche vor der Schule und ich sah noch einmal genauer hinüber.
    Lee stand im Schatten unter einem Baum und legte gerade ihren Rucksack auf dem Rasen ab. Dann blickte sie auf und erkannte uns. Ich schloss etwa drei Sekunden lang die Augen, damit ich nicht sehen musste, wie sie wegging.
    Als ich die Augen wieder aufschlug, war sie immer noch da. Und jetzt stand Jason neben ihr.
    »Das ist sie, oder nicht?«, fragte Darren.
    Ich nickte, unfähig zu sprechen.
    »Hey«, sagte er sanft. Ich wandte mich ihm zu. Er war ein Mann, stark, verantwortungsbewusst und erfüllt von dem, was immer einen Menschen willens macht, die richtigen Dinge im Leben zu tun.
    Dann war er wieder mein Bruder. Er nahm die Hände vom Steuer, als ob er mich kurz berühren wollte, nur um sie wieder zurücksinken zu lassen und zu sagen: »Du hattest recht. Wir können anders sein als er.«
    Ich griff nach meinem Rucksack und stieg aus, sah mich noch einmal zu ihm um, weil ich ihm beweisen wollte, dass ich noch lächeln

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