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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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selten, aber man konnte sie nie von vornherein ausschließen. Die Erregung klang auch nicht ab, als Atacama jetzt schwieg. Hirosh konnte sich gut vorstellen, daß ihr all die abenteuerlichen Hypothesen im Kopf herumgingen, die seit Entdeckung des Phänomens in der Fachwelt entstanden waren.
    Für die folgenden Körpertests brauchte er aber eine ruhige, konzentrierte Atacama. Er gab ihr noch eine lexikalische Aufgabe. „Nennen Sie die Teilnehmer der Expedition und ihre Funktionen!“ forderte er. Die Unterbrechung in Atacamas Gedankengang zeichnete sich deutlich ab, auch das befriedigte Hirosh.
    „Kiliman, Gesellschaftswissenschaftler, CP“, begann Atacama. Hirosh unterbrach sie. „Keine Kürzel bitte!“
    „Also: Kiliman, Chef für Personalfragen; Woleg, CB, Verzeihung, Chef der Basis, Raumfahrttechniker; Delawara, Astronomin und Pilotin; Rila und Gibralt, das Ehepaar, Meßtechniker und Piloten; Elber, Planetologe; die Zwillinge Vienna und Kerala, Basistechnikerinnen. Sie, Hirosh, Arzt und Koch, und ich, Atacama, Astrophysikerin, CE - Chefin der Expedition. Zufrieden?“
    „Ja. Pause“, sagte Hirosh.
    „Können wir uns nicht den Rest schenken?“ fragte Atacama lächelnd. „Ich hab mal gehört, daß Sie viel lieber kochen als Arzt spielen!“
    „Da haben Sie etwas Wahres gehört“, sagte Hirosh und lächelte ebenfalls. „Das liegt daran, daß Medizin eine Wissenschaft ist und Kochen eine Kunst. Oder richtiger, die Medizin ist der wissenschaftliche, das Kochen der künstlerische Aspekt derselben Sache.“
    „Und die Kunst liegt Ihnen, mehr als die Wissenschaft?“
    „Sie macht mehr Spaß.“
    „Na also.“ Atacama machte Anstalten, sich zu erheben.
    „Liegenbleiben!“ befahl Hirosh.
    Atacama stöhnte in komischer Ergebenheit. „Als Wissenschaftler sind Sie jedenfalls streng“, sagte sie.
    „Muß ich“, bestätigte Hirosh. „Ich gebe zu: ungern. Aber können Sie mir etwa sagen, was der zeitlose Transit eigentlich ist?“
    „Soll ich Ihnen die Formeln herunterbeten, nach denen er berechnet wird?“
    „Das vermag ich zwar nicht“, entgegnete Hirosh, „aber nachschlagen kann ich sie auch. Und sie stimmen, sie beschreiben den Sachverhalt richtig, sonst wären wir nicht hier. Aber welchen Sachverhalt? Gibt es da nicht die widersprüchlichsten Auslegungen?“
    „Das ist doch normal“, sagte Atacama verwundert. „Die Menschen sind Millionen von Jahren auf der Erde herumgegangen, ohne zu wissen, was unter ihren Füßen ist. Haben sie deshalb die Füße vorsichtiger aufgesetzt? Selbst als sie schon auf dem Mond herumkrabbelten, gab es noch widersprüchliche Ansichten über das Erdinnere.“
    „Und darum konnten sie auch keine Erdbeben voraussehen. Wenn wir mal wissen, was im Transit wirklich passiert, können wir uns vielleicht die Tests hinterher ersparen. Aber so lange sollten wir doch prüfen, ob nicht vielleicht in unserem Körper eine Art Erdbeben stattgefunden hat. Richtig?“
    „Richtig.“ Atacama seufzte.
    „Wenn es Sie tröstet, kann ich Ihnen die Notwendigkeit der Vorsorge mit einem alten Witz illustrieren: Da kommt ein Skelett zum Arzt. Der sieht es besorgt an und sagt: ‘Bißchen spät, was?’“
    „Haha“, machte Atacama trocken.
    „Also dann wieder zum Ernst des Lebens. Das rechte Bein heben, bitte...“
    Den Reflexkontrollen folgten Bewegungsübungen. Alles verlief zur Zufriedenheit, und schließlich forderte Hirosh die Chefin auf, sich wieder hinzulegen.
    „Schließen Sie die Augen, denken Sie an die bevorstehenden Aufgaben und berichten Sie mir, welche Emotionen Sie bewegen!“
    Hirosh bemühte sich, die psychographischen Meßergebnisse möglichst konzentriert auf die Ton- und Bildanzeige zu bringen, und verglich sie mit dem, was Atacama sagte.
    „Freude, daß ich diesen Auftrag erhalten habe. Auch Stolz dabei. Und ein Gefühl der Selbstbestätigung, ich fasse den Auftrag als logische Konsequenz meiner früheren Arbeiten auf. Trotzdem Erregung, weil zum wissenschaftlichen Ruhm eben nicht nur die eigene Disposition gehört, sondern ein bißchen auch die Gelegenheit.“
    „Angst?“ fragte Hirosh.
    „Nein. Oder doch - wenn ich an die Möglichkeit eines Scheiterns denke. Aber daran will ich nicht denken.“
    „Wie es scheint, gelingt Ihnen das auch“, sagte Hirosh, „der gelbe Streifen ist schon wieder weg. Und jetzt werden Sie, wie ich sehe, ungeduldig.“
    „Stimmt!“ sagte Atacama energisch.
    „Also gut“, erklärte Hirosh. „Atacama, übernehmen Sie das

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