Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Titel: Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Maczollek , Leslav Hause
Vom Netzwerk:
hatte sich in der Szene selbstverständlich herumgesprochen, denn es war schließlich keinesfalls üblich, dass einigermaßen große nationale MCs so einfach das wichtigste Treffen eines Weltclubs besuchen und dort auch noch auf dem Gelände der Bandidos ihre Zelte aufschlagen durften.
    Beim National Run in Luxemburg wurden die letzten Modalitäten geklärt. Wir wollten unter gar keinen Umständen ewig lang als Banditen Probe laufen, da wir ja nun schon seit drei Jahren regelmäßig mit ihnen abhingen und nun langsam hätte deutlich werden müssen, dass wir für diese Aufgabe taugten.
    Wir sind dann 1999 von Luxemburg aus direkt nach Dänemark gefahren, um dort abschließend das zu besprechen, was eigentlich längst klar war. Und auf dem Rückweg hatten wir schon die ersten Bandidos-Shirts im Gepäck. Die Szene hatte nach dem Wechsel der Bones zu den Anglern nur zwei Wochen zuvor also den nächsten Knaller zu verdauen: Von diesem Moment an gab es den Bandidos MC also auch in Deutschland, und das dürfte nicht nur zu knallenden Sektkorken geführt haben. Bis Ende Mai 2000 hatten wir den Probationary-Status und ab dem 3. Juni war der Bandidos MC Germany offiziell.
    In Rockerkreisen wuchs zunächst einmal die Nervosität, da alle Beteiligten noch immer den großen skandinavischen Rockerkrieg in Erinnerung hatten. Das, was sich bis dahin jenseits der Landesgrenzen abgespielt hatte, würde nun – so die Befürchtungen vieler – auch nach Deutschland überschwappen. Und was, so mögen viele gedacht haben, würde nun aus den unzähligen kleineren MCs werden? Müssten sie sich zu der einen oder anderen Seite bekennen? Würden sie vielleicht zwischen die Fronten geraten? Und was, wenn es nun auch in Deutschland zur Eskalation der Gewalt kommen würde?
    Vonseiten der Angler, die sich nach dem Zusammenschluss mit den Bones noch mächtiger und wichtiger fühlten, wurde öffentlich Gelassenheit demonstriert. Die Bandidos wären nach spätestens einem Jahr wieder aus dem Land verschwunden, hieß es höhnisch. Man wollte wohl den Eindruck erwecken, dass diese Nachricht mit der von einem umgefallenen Reissack in China gleichzusetzen wäre.
    Wir hatten es geschafft, etwa 180 Member der Ghostrider von dem Farbenwechsel zu überzeugen. Nur fünf Mitglieder aus Ulm wollten diesen Schritt letztlich nicht mitgehen und schieden im Frieden aus. Der Rest der Gruppe, 15 Chapter – Dortmund, Gelsenkirchen, Kassel, Duisburg, Essen, Frankenthal, Lahr, Ulm, Wuppertal, Köln, Dinslaken, Aachen, Bochum, Kaiserslautern, Wetzlar –, die Destroyers aus München sowie die Road Eagles Nomads gingen geschlossen zu Rot & Gold. Les wurde als Vice-Presidente Europe zum Deutschlandchef und hinter Jim in Dänemark somit zu einem der führenden Bandidos Europas.

Der Hass
von Les H.
    Bis Ende der 90er-Jahre war für uns die Rockerwelt eigentlich noch in Ordnung. Wir hatten mit den deutschen Ghostridern eine beachtliche Größe erreicht und waren zu Zeiten der Übertrittsgespräche zu den Bandidos auch schon ordentlich durch administrative Dinge vereinnahmt, aber ab 2000 – so muss ich im Rückblick feststellen – rückte unser eigentliches Rockerleben immer weiter in den Hintergrund.
    Zum einen gerieten wir mit dem neuen Colour von einem Tag auf den anderen bei den Behörden in einen ganz anderen Fokus. Spätestens nach den Vorfällen in Skandinavien und der medialen Ausbreitung dieses Themas fühlte sich in Deutschland fast jeder Polizeibeamte dazu berufen, irgendeine Verschwörung zu wittern und natürlich auch zu verhindern.
    Für die Ghostrider oder auch die Bones hatte sich bis dahin kaum einer wirklich interessiert. Wir konnten weitestgehend unbehelligt unser Rockerleben führen, ohne dass wir ständig in eine Kontrolle marschierten. Auch die Medien nahmen natürlich dankbar jeden noch so kleinen Happen auf und manchmal beschleicht mich sogar der Verdacht, dass der eine oder andere Reporter vielleicht ein wenig enttäuscht gewesen war, als Ende 1999, Anfang 2000 nicht sofort die Panzerfäuste durchgeladen wurden und in Deutschland der große Rockerkrieg begann.
    Gerade in Deutschland war es vor dem Wechsel von Ghostrider und Bones verhältnismäßig ruhig gewesen. Wenn man in einer Gruppe an einer Tankstelle haltmachte und auf ein paar Bones traf, stieg man von den Böcken, schüttelte sich die Hände und quatschte eine Runde über dies und das. Wenn es die schwarzen Ghost-Rider waren, die man ja nun traditionell gar nicht mochte, fuhr man einfach

Weitere Kostenlose Bücher