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Zimmer Nr. 10

Titel: Zimmer Nr. 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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täuschen?«, fragte Winter.
    »Ich weiß nicht, an was sie sich erinnert und an was nicht.«
    Er sah jetzt Winter in die Augen. »Wie hieß denn dieses Mädchen?«
    »Das weiß ich auch nicht.«
    »Ach nee.«
    »Ich dachte, Sie könnten mir helfen.«
    »An Namen erinnere ich mich nie.«
    »Versuchen Sie es. Wenn Sie gleich gehen, versuchen Sie, sich zu erinnern, ob Sie mit ihr gespielt haben.«
    »Aber warum?«
    »Versuchen Sie, sich zu erinnern, Herr Sandler.«
    Winter und Ringmar stahlen sich kurz vor der Mittagszeit in die Stadt davon.
    Das Café in der Östra Hamngatan war ihr Stammlokal geworden. Der Tisch am Fenster war ihr Stammtisch geworden. Auch Winter und Angela gingen manchmal hierher, zuerst allein, dann mit den Kindern. Der Tisch tiefer im Innern des Cafés war im Lauf der zwanzig Jahre umgestellt worden. Es blieb der Tisch am Fenster, ein Ort, der Erinnerungen weckte.
    »Sie muss sich irgendwo versteckt gehalten haben«, begann Ringmar, als Winter mit dem Kaffee und zwei Holländer Schnitten kam.
    »Mhm.«
    »Das ist schwerer, als viele glauben.«
    »Oder leichter.«
    »Sie muss eine Wohnung zur Verfügung gehabt haben«, fuhr Ringmar fort.
    »Oder ein Hotelzimmer.«
    »Nicht hier in der Stadt.«
    »Nein, offenbar nicht«, sagte Winter.
    »Sie muss bei jemandem zu Hause gewesen sein. Jemandem, den sie kannte.«
    »Wir sind all ihre Bekannten durchgegangen, die wenigen, die sie hatte.«
    »Wir müssen sie noch einmal überprüfen.«
    Winter schaute aus dem Fenster. Draußen segelten die ersten Schneeflocken der Saison zu Boden. »Es schneit«, sagte er.
    »Das kümmert dich doch nicht. Du fährst ja bald in die Sonne.« Ringmar sah auf die Uhr. »Noch drei Wochen.« Er schaute auf. »Dann machen wir Ernst und übernehmen den Laden.«
    Der Schneefall wurde dichter. Eine Frau beugte sich über einen Kinderwagen. Das Kind streckte die Hände nach den Schneeflocken aus. Schnee war wichtig für Kinder. Winter erinnerte sich vor allen Dingen deshalb an den Schnee seiner Kindheit, weil er so selten war im westlichen Göteborg. Das Meer war zu warm und zu groß.
    »Wie ging es mit Sandler?«, fragte Ringmar.
    »Ich kann es nicht genau sagen.«
    »Welchen Eindruck hast du?«
    »Er will sich nicht erinnern.«
    »Warum nicht?«
    »Er kannte sie.«
    Ringmar schwieg. Er verstand, was Winter meinte.
    »Er hat Paula damals gekannt«, sagte Winter. »Und er will nicht, dass wir es erfahren.«
    »Dann werden wir das wohl auch nicht.«
    »Scheiße, dass ich nicht herauskriege, wer sie waren! Wohin sie gezogen sind!«
    »Mhm. Und woher sie kamen.«
    Winter starrte auf seine Holländer Schnitte. Er hatte noch nicht angefangen zu essen. Plötzlich wirkte die rote Himbeermarmelade unappetitlich. Er schob den Teller beiseite.
    »Sie wollten es so«, sagte Ringmar. »Die Frau wollte es mit Sicherheit so. Niemand sollte etwas über sie erfahren.«
    »Aber die Leute wussten doch von ihnen! Sandlers Mutter wusste es. Metzer. Andere müssen sie auch gesehen haben.«
    »Klar … Sie konnten ja nicht Tag und Nacht in der Wohnung hocken«, sagte Ringmar. »Das wäre noch verdächtiger gewesen.«
    Winter nickte. »Noch verdächtiger ist es, dass wir den Hauptmieter nicht finden können.«
    »Wir wissen jedenfalls, wie er heißt.«
    »Aber wo ist er?«
    »Und ist es sein richtiger Name?« Ringmar stach die Kuchengabel in die oberste Kuchenschicht. Die Gabel wurde rot. »Warum backen sie Kuchen, den man nicht ordentlich zerteilen kann?«
    »Dann darfst du dir keine Holländer Schnitte bestellen.«
    »Ich mag den Geschmack.«
    »Jonas hat mit ihr als Kind gespielt«, sagte Winter. »Da bin ich sicher. Er erinnert sich an sie.«
    »Und er will es uns nicht sagen«, ergänzte Ringmar.
    »Weil er sie als Erwachsener wiedergetroffen hat.«
    »Was er uns auch nicht erzählen will.«
    »Weil er sie häufiger getroffen hat, als er zugibt.«
    »Was er bestreitet.«
    »Weil er … sie ermordet hat«, sagte Winter.
    »Okay.«
    »Er ist zu kalt, um es nicht getan zu haben.«
    »Okay.«
    »Liefere mir Gegenargumente«, forderte Winter. »Das kann doch nicht schwer sein.«
    »Er ist nur ein verängstigter Junge.«
    »Weiter.«
    »Er hat sich zufällig mit einer armen jungen Frau unterhalten, der es schlecht ging. Das ist alles. Er hat nie ein kleines Mädchen gekannt, das unsere Paula sein könnte, weil es das nicht gegeben hat.«
    »Wen?«
    »Unser geheimnisvolles Mädchen natürlich. Für ihn jedenfalls hat es sie nicht gegeben. Vielleicht hat sie

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