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Zimmer Nr. 10

Titel: Zimmer Nr. 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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dort gewohnt, aber er hat es vergessen. Es war für so kurze Zeit. Es hat ihm nichts bedeutet.«
    Weil es sie nie gegeben hat. Winter dachte über Ringmars Worte nach. Sie war eine andere. Ist es immer gewesen.
    Ringmar betrachtete seinen Kuchen, schaute auf. Die Gabel schwebte über dem Rest des brüchigen Panzers. Er sah sich um, ob ihnen jemand zugehört haben könnte. Aber sie saßen weit entfernt von allen anderen Gästen und ziemlich nah bei den fauchenden Kaffeemaschinen, dem Geklapper am Tresen. »Warum hat er sie umgebracht?«, fragte Ringmar. »Ich sage nicht, dass ich deiner Meinung bin. Ich frage nur.«
    »Weil er krank ist«, sagte Winter. »Gibt es noch andere Gründe?«
    Winter und Ringmar verließen das Café. Die Sonne blendete. Winter griff nach der Sonnenbrille, die er nicht bei sich hatte. Sie gehörte in die andere Jahreszeit, den grünen Winter.
    »Habt ihr eure Telefonnummern getauscht?«, fragte Ringmar.
    »Ich verstehe nicht, wovon du redest, Bertil.«
    »Macht Mädchen an im Café. Am helllichten Tag. Während der Arbeitszeit. Du wirst eine Legende im Dezernat, Junge.«
    »Sie …«, begann Winter, ohne den Satz zu beenden.
    »Jetzt versuch nicht, dich rauszureden.«
    »Okay, ich hab die Telefonnummer.«
    »Wie heißt sie?«
    »Angela.«
    »Ungewöhnlicher Name.«
    Sie durchquerten den Brunnspark. Ein Trinker auf einer Bank salutierte und grüßte die zivil gekleidete Ordnungsmacht mit erhobener Flasche.
    »Klingt englisch.«
    »Oder deutsch. Sie hat einen deutschen Nachnamen.«
    »Ist sie Deutsche?«
    »Ich weiß auch nicht mehr als du, Bertil. Sie hat jedenfalls Schwedisch gesprochen. Klang, als stamme sie aus Göteborg, dem Dialekt nach.«
    »Wie klingt der denn?«
    »Jedenfalls nicht wie dein Hisingen-Slang.«
    »Ich bin stolz auf meinen Hintergrund, mein Lieber.«
    »Wünschte, ich könnte dasselbe sagen.«
    »Scheiß auf deinen Alten. Er ist nur mit dem Geld stiften gegangen, hat doch niemanden umgebr…«
    »Da ist er ja«, unterbrach Winter ihn und zeigte auf die Menschenmenge, die sich vor ihnen auf das Einkaufszentrum Nordstan zubewegte.
    Ringmar folgte Winters Blick. »Wer?«
    »Der Börge. Christer Börge.« Winters Finger war jetzt zum Fußgängerüberweg weitergewandert, wo die Leute bei Rot stehen geblieben waren. Eine Straßenbahn fuhr mit schrillem Quietschen vorbei. »Der von Ellen Börge. Wir haben doch erst vor einer Weile von ihr gesprochen. Vor dem Hotel im Regen.«
    »Ja, genau«, sagte Ringmar. »Sie ist nie wieder aufgetaucht, soviel ich weiß.«
    »Nein, ist sie nicht. Ich meine den ganz außen links, das ist er, der mit der blauen Strickmütze.«
    Der Mann drehte den Kopf, als hätte er gehört, dass sie über ihn sprachen. Aber das war unmöglich, der Abstand war zu groß. Winter sah, dass sein Blick sie streifte. Es war Christer Börge.
    »Bist du sicher?«, fragte Ringmar. »Kannst du dir so gut Gesichter merken? Auch wenn die Leute Strickmützen tragen?«
    »In dem Fall, ja.«
    »Armer Hund.« Ringmar fragte sich, ob Börge die Mütze nur trug, um Aufmerksamkeit zu erregen.
    Winter schwieg. Die Ampel sprang auf Grün, und die Leute setzten sich in Bewegung. Christer Börge drehte sich nicht um. Die Menschenmasse verschwand in den Eingängen des gigantischen Einkaufszentrums wie in einem Tunnel.
    »Ich glaub, ich besuch ihn mal«, sagte Winter.
    »Warum?«
    »Er muss einem Leid tun. Das hast du selbst gesagt.«
    »Du kannst diesen Fall einfach nicht loslassen, Erik.«
    »Nein.«
    »Was erreichst du damit, wenn du den armen Kerl zu Hause besuchst, in seiner Wunde herumstocherst?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe einfach das Gefühl, ich sollte es tun.«
    »Ist das die Intuition?«
    »Nenn es, wie du willst.«
    »Glaubst du immer noch, dass er was mit ihrem Verschwinden zu tun hat?«
    »Ich glaube gar nichts. Das ist doch unser Motto im Dezernat, oder? Wie Birgersson sagt: Glauben gibt es nur in der Kirche.«
    »Ich glaube, wir sollten jetzt zurückgehen«, sagte Ringmar.
    »Geh du«, sagte Winter. »Ich komm in einer Stunde nach.«
    Er ließ Ringmar stehen und überquerte die Straße bei Grün. Es bestand eine gute Chance, Börge wiederzufinden, falls nicht blaue Strickmützen plötzlich in Mode gekommen waren. Und sonst hatte Winter seine Adresse, falls er nicht umgezogen war. Offenbar lebte er immer noch in der Stadt.
    Warum tue ich das?, dachte Winter.
    Vor einem der Schaufenster von Åhléns entdeckte er die blaue Mütze. Börge stand vor der Auslage mit den

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