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Zimmer Nr. 10

Titel: Zimmer Nr. 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Moment überlegte er, Bertils Wasserglas zu nehmen und es in einem Zug zu leeren.
    »Das macht zweifünfzig mehr.«
    »Ich übernehme die Differenz.« Winter holte seine Brieftasche hervor.
    Die Frau drehte sich um, musterte ihn eine Sekunde oder zwei, lächelte wieder. Er fühlte sich noch dämlicher. Solche Gefühle war er nicht gewöhnt. Noch dämlicher hatte er sich nur bei seiner ersten Begegnung mit Halders gefühlt, als er von Birgersson zurückgepfiffen worden war.
    »Okay«, sagte sie leichthin, als gewähre sie ihm einen Dienst, um den er eine ganze Weile gebettelt hatte.
    Sie bekam ihre Holländer Schnitte, nahm das Tablett und ging zu einem Tisch, der gerade frei geworden war.
    Winter bezahlte und balancierte sein Tablett zu Ringmar.
    »Was war denn da los?«
    »Vergiss es.«
    »Wie soll ich etwas vergessen können, von dem ich nichts weiß?«
    Winter antwortete nicht. Sein Blick wanderte die Schlange entlang in den hinteren Teil des Raumes zu dem kleinen runden Tisch, an dem sie saß. Jetzt lächelte sie wieder, ein etwas breiteres Lächeln als vorher.
    Wäre es an der Theke einer Bar passiert, er hätte sie nach ihrem Namen gefragt.
    »Hübsches Ding«, sagte Ringmar und nahm einen kleinen Schluck. Er verzog das Gesicht. »Der Kaffee ist lau geworden.«
    »Entschuldige, Bertil, das ist meine Schuld.« Winter erhob sich und griff nach Ringmars Tasse. »Ich hole dir neuen.«
    »Muss man hier nicht fürs Nachschenken zahlen?«
    »Scheiß drauf.«
    Winter ging an der Schlange vorbei und die sechs Schritte weiter zu ihrem Tisch. Sie sah ihn kommen und wartete, die Gabel voller Sahne auf halbem Weg zum Mund.
    »Sie haben es sich hoffentlich nicht anders überlegt?« Wieder dieses kleine Lächeln.
    »Doch«, sagte er. »Ich hab eben beschlossen, Sie nach Ihrem Namen zu fragen.«
    »Warum?«
    »Weil … Sie so freundlich waren. Das ist heutzutage ungewöhnlich.«
    Sie lachte, kurz und laut. Vielleicht lächelte er nun, er hätte es nicht zu sagen gewusst. Er wusste nur, dass die Leute an den Tischen zu beiden Seiten die Szene aufmerksam verfolgten. Ehrlich gesagt, da scheiß ich drauf. Dies ist wichtig. Ich weiß nicht genau, warum. Vielleicht weiß ich es doch.
    »Wie heißen Sie?«, fragte er.
    »Angela«, antwortete sie, »Angela Hoffmann.«
    »Wo ist mein Kaffee?«, fragte Ringmar, als er an den Tisch zurückkehrte.
    Winter schlenderte die Treppe hinunter, ein dünnes Blatt Papier in der Tasche. Der Wind kroch ihm in den Kragen, und er klappte ihn auf.
    Sein Handy klingelte. Das Display zeigte »Privatnummer« an, und er erriet, wer es war. »Hallo, Angela.«
    »Kannst du heute Abend bis sieben zu Hause sein?«
    »Das hoffe ich sehr.«
    »Lilly möchte dir etwas zeigen, möglichst bevor sie einschläft.«
    »Was?«
    »Das muss sie dir selber zeigen.«
    Er war um halb sechs zu Hause. Lilly zeigte es ihm sofort, noch im Flur. Sie konnte vier Schritte gehen.
    Draußen war es dunkel, und so durfte es gern bleiben. Nacht. Alles dort draußen war immer Nacht für ihn gewesen, manchmal hell, meistens dunkel. Vor der Nacht sollte man sich in Acht nehmen. Sie konnte gefährlich sein. In der Nacht gab es keine Liebe. Nicht seine Form von Liebe. Die höchste. Er hatte sie ihr geschenkt, so lange Zeit. Hatte sie seine Liebe angenommen? All die Jahre hatte er es nicht gewusst. Jetzt wusste er es. Sie wusste es auch. Alle sollten es wissen. Von draußen kamen Stimmen. Er stand auf und ging zum Fenster, schaute hinaus. Er konnte nichts sehen, hörte aber immer noch Stimmen. Hörte die Autos in der Umgebung, die immer noch unterwegs waren. Er hörte Sirenen, aber sie waren nicht hierher unterwegs, das wusste er. Noch nicht. Nein, nie. Wie sollte es je jemand wissen? Wer es wusste, müsste es erst einmal verstehen, und niemand verstand es. Vor allem er selber nicht. Dies. Er verstand nichts, wusste nichts. Er fragte nur, fragte, fragte. Als würde es noch Antworten geben.
    Nachdem die Formalitäten erledigt waren, lehnte Jonas Sandler sich auf dem Stuhl zurück. Es war keine arrogante Bewegung, eher eine ratlose.
    »Ich möchte einige Daten mit Ihnen durchgehen.«
    »Durchgehen?«
    »Ja, durchgehen.«
    »Ach?«
    Winter nannte die Tage, die auch Abende und Nächte einschlossen.
    »An dem Abend war ich in einigen Lokalen«, sagte Jonas Sandler. Er nannte die Namen.
    Winter notierte sie.
    »Die müssten mich eigentlich wieder erkennen.«
    »Wann waren Sie da? Von wann bis wann?«
    »Ziemlich spät, glaub ich, vielleicht gegen

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