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Zimmer Nr. 10

Titel: Zimmer Nr. 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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zwölf, eins.«
    »Gegen?«
    »Ungefähr.«
    »Sind Sie oft unterwegs, in Clubs, Bars?«
    »Kommt vor.«
    »Ist das nicht teuer?«
    »Kommt drauf an.«
    »Auf was?«
    »Wo man ist, was man bestellt.«
    »Bestellt?«
    »Trinkt. Je nachdem. Sie verstehen doch, wovon ich rede?«
    »Reden Sie von Drogen?«
    »Die Clubs sind voller Drogen, das dürfte nicht mal für die Polizei ein Geheimnis sein.«
    Plötzlich verschärfte sich sein Tonfall, als wäre er älter geworden.
    »Sie sind arbeitslos. Woher haben Sie das Geld?«
    »Ich nehm nichts«, sagte Jonas Sandler. »Dann wird es billiger.«
    »Macht das denn genauso viel Spaß?«
    »Was?«, fragte Jonas Sandler zurück und rutschte unruhig auf dem Stuhl herum.
    In die Falle geh ich nicht, dachte Winter und schaute auf das Tonbandgerät auf der hellen Tischplatte. »Kein Geld zu haben«, sagte er.
    Jonas Sandler zuckte mit den Schultern.
    »Ich hab kürzlich Ihre Mutter getroffen.« Winter entging das kaum merkbare Zucken der Schultern nicht, er war trainiert darauf, so etwas zu bemerken.
    »Ja?«
    »Hat sie Ihnen nichts davon erzählt?«
    »Nein, warum sollte sie?«
    »Wann haben Sie zuletzt mit ihr gesprochen?«
    Jonas zuckte wieder mit den Schultern.
    »Versuchen Sie sich zu erinnern.«
    Jonas Sandler sah aus, als würde er nachdenken. »Ziemlich lange her.«
    »Wundert es Sie nicht, dass ich Ihre Mutter aufgesucht habe?«
    Wieder zuckte Jonas Sandler mit den Schultern. Seine Haltung veränderte sich vor Winters Augen, er verschloss sich, wurde trotzig.
    Als fiele ein Schatten in den Raum, der Schatten seiner Mutter.
    »Als Kind haben Sie mit einem Mädchen gespielt, das im selben Haus gewohnt hat«, sagte Winter. »Können Sie mir etwas von ihr erzählen?«

26
    Daran erinnere ich mich nicht.« Jonas Sandler schaute auf den Tisch. »Ein Mädchen? Da gab’s viele Kinder.« Er hob den Blick.
    »Wirklich?«
    »Ja, wieso?«
    »Ihre Mutter sagt, in Ihrem Haus waren Sie und das Mädchen die einzigen Kinder.«
    »Na und? Auf den Höfen wimmelte es damals von Kindern. Daran erinnere ich mich jedenfalls.«
    »Und nicht an dieses Mädchen? Oder an die Mutter?«
    Jonas Sandler antwortete nicht. Er schien zu überlegen. Winter wartete. Vielleicht hatte der Junge etwas zu sagen. Oder etwas zu verbergen.
    »Und die sollen in unserem Haus gewohnt haben?«, fragte Jonas Sandler.
    »Ja.«
    »Was ist mit denen? Warum fragen Sie nach ihnen?«
    »Versuchen Sie einfach, sich zu erinnern.«
    »An was denn?«
    »Jetzt konzentrieren Sie sich mal.«
    Jonas Sandler zuckte zusammen. Er wich Winters Blick aus und starrte in eine Ecke des Verhörzimmers, als suche er dort Halt. »Sie brauchen mich nicht gleich anzuschreien«, sagte er schließlich.
    Winter wartete. Unter der Decke surrte die Belüftung wie ein Schwarm Fliegen. Die Jalousien ließen ein Licht herein, das seinem Namen nicht mehr gerecht wurde. Das Tageslicht hielt quasi nicht mehr Schritt mit der Jahreszeit. Eine lächelnde Wetterfrau hatte am Vorabend mit fünfzig Prozent Wahrscheinlichkeit Schnee zum Wochenende versprochen, und morgens hatte Halders erzählt, er habe mit seinem Pantoffel nach dem Fernseher geworfen. »Wie alt war das Mädchen?«, fragte Jonas Sandler.
    »Ungefähr in Ihrem Alter, zehn vielleicht.«
    »Sie kann nicht lange dort gewohnt haben, sonst müsste ich mich … doch erinnern.«
    Winter hatte das Verhör genau durchdacht, bevor er den Raum betrat. Woran erinnerte er sich selber aus der Zeit, als er zehn war? An so einiges. Er hatte sich in den Straßen von Kortedala herumgetrieben und später mit einer Clique im westlichen Göteborg. Sie hatte sich allmählich aufgelöst, je erwachsener die Mitglieder wurden. Einige wurden erwachsen, als sie aufhörten, die Mädchen zu ärgern, und die Kindheit kehrte nie zurück. Sie war für immer verschwunden.
    Winter hatte versucht, so lange wie möglich daran festzuhalten, erinnerte sich noch an Bilder und einzelne Ereignisse.
    Aber an fast keine Namen. Einer, zwei waren geblieben, die anderen Kindheitsfreunde hatten ihre Namen verloren, So viele waren es gar nicht. Sie hatten auch ihr Gesicht verloren.
    »Wie lange soll sie dort gewohnt haben?«, fragte Jonas Sandler.
    »Wir wissen es nicht genau.«
    »Wie hieß sie?«
    »Das wissen wir auch nicht.«
    »Sind Sie ganz sicher, dass sie überhaupt dort gewohnt hat?«
    »Ihre Mutter ist sicher.«
    Jonas Sandler antwortete nicht.
    »Sollen wir ihr nicht glauben?«
    Auch darauf keine Antwort.
    »Könnte Ihre Mutter sich

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