Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zimmer Nr. 10

Titel: Zimmer Nr. 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
übrig.«
    Winter öffnete den Mund und versuchte, etwas zu erwidern, brachte aber keinen Ton heraus. Er hörte das Fauchen in seinem Hals, aber das war schon da gewesen, bevor er den Mund öffnete.
    »Ich glaube, deine Stimme hat was abbekommen«, sagte Börge und richtete sich auf. Er packte Winter am Kragen und zog ihn an der Wand hoch. Erneut hatte Winter das Gefühl, sein Hals würde brechen. Sein Nacken stand in einem seltsamen Winkel zur Wand. Die Sehnen schmerzten.
    »So viel kann ich aber verraten. Es hat mir nicht gefallen, dass sie mich verlassen hat«, sagte Börge. »Kein bisschen.« Er beugte sich vor. »Ich hab sie gesehen, weißt du. Ich hab sie mehrmals gesehen, aber jetzt meine ich das eine Mal auf dem Bahnhof.« Börge holte aus, als wollte er in Richtung des Bahnhofs zeigen, der nicht weit entfernt war. Nichts ist weit von hier entfernt, dachte Winter. Man müsste nur die Hand ausstrecken können, dann könnte man alles erreichen. Aber er konnte seine Hand nicht bewegen.
    »Sie wollte dem Mädchen bei der Abreise helfen«, fuhr Börge fort. »Sie wollten alle beide abreisen.« Er nickte zweimal. »Sie wollte endgültig weg.« Wieder nickte er. »Aber es war zu spät. Ich konnte es nicht zulassen. Diesmal nicht. Nicht für immer.«
    Börge kauerte sich hin.
    »Ja, du hast sie bestimmt auch dabei beobachtet. Oder ihre Spuren. Und ich nehme an, du bist in meiner Wohnung gewesen.« Er lächelte. Es war eine Art Lächeln, das Winter einige wenige Male in seiner Dienstzeit gesehen hatte. »Sie … Tja, sie hat es sich noch mal überlegt. Aber da war es zu spät.«
    Börge machte eine Armbewegung, die besser in einen Zirkus gepasst hätte. »Und jetzt haben sie alle uns verlassen. Nenn es Rache, nenn es, wie du willst. Sie hat Fehler gemacht. Es ist falsch, Fehler zu machen. Sie hat gelogen. Sie hat noch viel schlimmere Dinge getan.« Seine Augen verengten sich plötzlich.
    »Sie haben alle gelogen! Alle miteinander! Und wer hat an mich gedacht, hä? Wer von DENEN hat an mich gedacht?«
    Börge änderte seine Haltung, blieb aber in der Hocke sitzen.
    »Sie haben es nicht verdient, weiter lügen zu dürfen. Ich wollte, dass sie mich um Verzeihung bitten für alles, was sie mir angetan haben. Und das haben sie am Ende getan. Alle haben mich um Verzeihung gebeten. Vielleicht ist in dem Augenblick die Schuld von ihnen genommen worden. Die weiße Farbe hat sicher auch geholfen. Sie hat dich schließlich hierher geführt.« Wieder bewegte er sich. »Aber mir ist inzwischen alles egal. Dir im Augenblick wohl auch, oder?« Er lächelte.
    Winter versuchte den Kopf zu bewegen, doch der war in der Haltung erstarrt, in die Börge ihn gezerrt hatte. Sein Hals fühlte sich an, als müsste er platzen, als würde er erdrosselt.
    Sie haben dich nicht um Verzeihung gebeten, dachte er. Dich hat Paula nicht um Verzeihung gebeten, du Untier. Sie hat um Hoffnung gebeten, eine Hoffnung, die du ihr nicht gegeben hast. Sie hat darum gefleht, dass alle Lügen aus der Welt wären.
    »Du wirst ihnen folgen, Erik Winter. Du sollst dieselbe Reise antreten wie sie. Nenn es … Logik. Diesmal wird es eine Reise ohne Rückfahrkarte.«
    Er richtete sich auf und machte ein paar Schritte auf Winter zu. »Sitzt du unbequem? Soll ich dir helfen?« Er beugte sich über ihn und versuchte, den Oberkörper hochzuziehen, während er gleichzeitig Winters Kopf zur Seite drückte. »Ist das besser?«
    Ich muss etwas sagen, dachte Winter. Ich muss versuchen, etwas zu sagen.
    »Denkst du über diesen alten Piccolo nach?« Börge blickte auf Winter hinunter. »Der hat Schiss gekriegt. Er wusste das eine oder andere, das er dir offenbar nicht erzählt hat. Vielleicht hätte er es tun sollen. Vielleicht hat er es versucht, was weiß ich. Aber er wollte mich treffen, und dies ist der beste Ort dafür, oder? Hier ist es so schön ruhig.« Börge drehte den Kopf und schaute zu Salko hinauf. »Er wollte Geld, aber ich hatte keine Lust, ihm welches zu geben. Dafür hatte ich was anderes für ihn, als er gedacht hätte.« Börge sah wieder auf Winter hinunter. »So hat es angefangen. Salko wollte was haben. Man kann sagen, er hat etwas ins Rollen gebracht. Weshalb ich erst da … reagiert hab? Tja …« Börge zuckte mit den Schultern. »Es war wie mit dem alten Spaßvogel in Hisingen, Metzer. Den hast du ja auch kennen gelernt. Der wollte kein Geld, aber er wollte das Maul nicht halten. Er hatte keine Lust mehr.« Börges Augen wurden wieder klein. Seine

Weitere Kostenlose Bücher