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Zirkus zur dreizehnten Stunde

Zirkus zur dreizehnten Stunde

Titel: Zirkus zur dreizehnten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassy Fox
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stöhnte auf. Alles hatte sich so sehr verändert, seit sie im Zirkus war. Ihr Leben vor dem Zirkus war streng gewesen. Regeln hatten ihr Leben bestimmt.
    Richtig und falsch – alles war festgelegt gewesen, nichts konnte, nein, nichts durfte hinterfragt werden.
    Antigone hatte jedoch an vielem gezweifelt. Sie hatte mehr wissen wollen. Ihre Fragen waren jedoch unbeantwortet geblieben. So lange bis sie es nicht mehr ausgehalten hatte.
    Ein Schmerz bohrte sich in ihren Kopf.
    Es hatte einen Auftrag gegeben. Sie war losgeschickt worden, sollte ein Wesen seiner gerechten Strafe überführen, sollte es einfach vernichten.
    Mischka war es gewesen. Die Erste, die die Hüterin außerhalb ihrer Heimat traf, die Erste, die Antigone gefolgt war. Antigones Auftrag war eindeutig, doch sie führte ihn nicht aus. Statt dessen rettete sie die Schneiderin, die damals von ihrer großen Schwester aus Neid fast getötet worden wäre.
    Von da an hatte sich Antigones Weg verändert. Sie hatte Mischka versteckt bis sie schließlich den Mut fand, ihre Heimat zu verlassen.
    Aus schwarz und weiß wurde endlich grau. Antigone hatte sich schon immer … grau gefühlt, hatte andere Wesen als grau empfunden.
    Anfangs hatte sie ihre Rasse noch versucht zu überzeugen, hatte gekämpft, hatte versucht Toleranz zu säen. Es war ein Kampf gegen Windmühlen gewesen. Sie war gegangen. Hatte ihn eröffnet: ihren grauen Zirkus.
    Ein Klopfen. Antigone wurde aus ihren Gedanken gerissen.
    „Ja?“ Sie stand auf, kam nur einen Schritt weit, als auch schon die Tür geöffnet wurde.
    Die Schneiderin kam herein. Die Haare etwas wirr und die Kleidung ein wenig unordentlich. Antigone erinnerte sich an das Gesicht ihrer Gefährtin als sie den Zirkus ins Leben gerufen hatte. Mischka war glücklich gewesen, als ihr davon erzählt wurde. Sofort hatte sie gestrahlt, gelächelt und keinen Moment verloren um alles mit ihren Stoffen zu verschönern.
    „ Mischka?“ Verwirrt sah Antigone sie an. „Was treibt dich hierher?“
    „Sorge.“ Die Näherin seufzte und ließ sich nieder. „Antigone, bist du dir wirklich sicher, dass es eine gute Idee war, den Weg nach London einzuschlagen?“
    „Mischka?“ Antigone sah sie empört an. Fing sie jetzt auch damit an? War nun wirklich jeder gegen sie? „Vertraust du mir und dem Zirkus nun auch nicht mehr? Bist du auch der Ansicht, dass alles untergehen wird, und mein Traum eines friedlichen Zusammenlebens nur Schall und Rauch ist?“ Etwas explodierte einfach in Antigone.
    „Ah“, Verwirrung und Erschrecken spiegelte sich in Mischkas Gesicht. „Um Himmels willen, Antigone, was ist denn passiert?“
    Antigone hielt inne. Sie zuckte zurück. Vor ihr saß Mischka, die gute Seele im Zirkus, die Mutter für alle. Sie hatte niemals gezweifelt, warum sollte sie es also jetzt tun? Scham erfüllte Antigone und sie senkte den Kopf. „Es … tut mir leid.“ Sie seufzte, ließ sich selbst wieder sinken.
    „Du stehst unter ziemlichem Druck.“ Mischka kam zu ihr, legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. „Ich wollte deine Entscheidung nicht infrage stellen, du weißt, dass ich hinter dir stehe.“
    „Sicher“, Antigone griff nach ihrer Hand und drückte sie. „Es … war einfach etwas zu viel“, sagte sie schließlich ausweichend. „So viele verstehen mein Handeln nicht.“
    „Ich werde immer hinter dir stehen.“ Mischka lächelte. „Aber …“, sie setzte erneut an. „London ist eine große Stadt.“ Ihr Blick ging ein wenig ins Leere. „Ich mache mir einfach Sorgen und frage mich, ob unsere Mitglieder den Versuchungen gewachsen sind.
    „Denkst du an jemand Bestimmtes?“ Antigone horchte interessiert auf. Zum ersten Mal näherten sie sich einer derart großen Stadt. London wuchs von Tag zu Tag. Stets kamen neue Außengebiete hinzu und die Industrie entwickelte sich rasch. Doch diese Entwicklung brachte auch Schattenseiten mit sich. Zudem war es gefährlich, so vielen Menschen nahe zu sein.
    Nur ein Fehler …
    „Es gibt viele, die mir Sorgen bereiten.“ Ein besorgtes Lächeln umspielte Mischkas Lippen. „Damian vor allem. Was, wenn er sein Unwesen in der Stadt treibt. Oder Aramis, auch er hat in letzter Zeit sehr viel Aufmerksamkeit erregt. Die meisten sind so aufgeregt, dass wir nach London kommen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich mache mir Gedanken, ob wir alle im Zaum halten können.“
    „Du hast recht.“ Antigone wurde nachdenklich. Hatte sie wirklich so überstürzt gehandelt? Sie hatte das Ziel

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