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Zirkus zur dreizehnten Stunde

Zirkus zur dreizehnten Stunde

Titel: Zirkus zur dreizehnten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassy Fox
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richtige Weg …
    Die Worte klangen seltsam, sogar in ihren Gedanken.
    „Wir müssen sie alle beschützen und zusammenhalten. Dieser Zirkus ist das, was sie brauchen. Ich muss sie einfach nur finden“, die Worte waren eigentlich mehr an sie selbst gerichtet.
    „Brauchen sie den Zirkus?“, Kismets Augen schienen aufzuleuchten. Sie hielt inne, drehte sich langsam zu Antigone. „Oder brauchst du den Zirkus und seine Mitglieder?“
    „Wir brauchen alle diesen Zirkus!“
    „Du kannst immer nur deinen Weg gehen, jedoch niemals den Pfad der anderen beeinflussen.“ Die Seherin schlug die Augen nieder und ging weiter.
    „Kismet, du glaubst nicht an das, was ich tue, nicht wahr?“ Antigone spürte ein Stechen in der Brust.
    Kismet schien etwas zu beschäftigen. War wirklich ihr Ziel das Problem?
    „Es kommt die Zeit, da endet jeder Traum einmal.“ Die Seherin wandte den Blick zum Himmel und kniff die Augen ein wenig zusammen.
    Sah sie etwas? In diesem Moment? Warum sonst sollten blinde Augen die Welt der Wolken absuchen?
    „Dein Traum, Hüterin, endete, als du ihn verraten hast!“
    Ein Schlag ins Gesicht hätte Antigone nicht mehr überrascht. Jedoch deutlich weniger gelähmt. Einen Moment schienen ihre Beine zu erstarren. Wie Eis, das plötzlich an ihren Waden nach oben kroch und alles zum Stillstand brachte. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, die Fingernägel schnitten in ihre eigenen Handflächen.
    Kismet schritt weiter, während sie immer mehr zurückfiel.
    Der Traum. Der Traum von einer Heimat.
    Dann der Bruch. Eine Welle raste durch Antigones Körper. Als würde ihre Aura erschüttert, ihr Blut in andere Bahnen gelenkt. Es schien als würde einfach der normale Lauf der Dinge komplett umgedreht.
    Was geschah hier nur? Was –
    Sie blickte zur Seite. Das Mädchen neben ihr schien ruhig, vollkommen kontrolliert. Langes Haar schleifte auf dem Boden hinter ihr her von Spinnenweben durchzogen.
    Clotho .
    Ihr Blick war seltsam. Sie wirkte schon immer vollkommen in sich zurückgezogen, auch damals, als Antigone sie durch Kismet in der Wildnis gefunden hatte. Eingesponnen von diesen Achtbeinern. Damals war es ihr so vorgekommen, als hätte die Seherin ihren Traum noch geteilt. Immerhin hatte sie Antigone auf diese arme Seele aufmerksam gemacht. Das Spinnenmädchen hatte damals weder einen Namen, noch war sie den Umgang mit anderen gewohnt. Letzteres verweigerte sie beharrlich. Seit kurzem hatte sie sich noch mehr zurückgezogen und verändert. Der Blick schien irgendwie leer. Aber etwas war an ihr. Etwas, das Antigone verwirrte.
    Die Hand des Mädchens Hand kroch langsam an ihrem Arm hoch, berührte sie erst sanft und schließlich schlossen sich die kleinen Finger, zuerst vorsichtig. Doch dann drückten sie zu. Die Nägel gruben sich in Antigones Haut.
    „Was –“, Verwirrung. Was tat das Mädchen nur? Was war mit ihr los?
    „Hilf …“, ein Flüstern drang aus der Kehle der Kleinen. Das Wort sank in ihr Bewusstsein wie zähflüssiger Honig. Antigone hatte noch nie die Stimme von ihr gehört. Die Augen des Mädchens schienen sich zu weiten.
    „Nicht!“, eine andere Stimme unterbrach die Szene. Etwas zog sich in die Augen des Spinnenmädchens zurück. Schritte.
    Plötzlich war Kismet heran. Sie packte das Handgelenk der Kleinen und zog es weg.
    „Warte“, reagierte Antigone sofort. Doch zu langsam. Clotho verschwand hinter der Seherin.
    „Sie ist eine Spinne“, meinte Kismet. Eine Spur zu laut und zu hart. „Wenn du nicht aufpasst, wird ihr Gift auch dich angreifen. Gerade du solltest wissen, dass man vorsichtig sein muss.“ Mit diesen Worten verschwand sie und nahm das Kind mit sich.
    Antigone starrte ihr einen Moment nach, bevor ihr Blick wieder auf die Stelle an ihrem Arm fiel. Sie fühlte noch immer die Finger und Nägel, die sich in ihre Haut gebohrt hatten.
    Schließlich lief sie rasch zu ihrem Wagen. Rastlos lief sie in dem beengten Raum umher. Ihr Blick fiel immer wieder auf die Wagen, vor denen Ochsen und Pferde gespannt waren, sowie die einzelnen Schausteller. Ein Schwarm so vielfältig und bunt, wie man es sonst nie sah.
    Lag sie wirklich falsch mit dem, was sie vorhatte? So viele waren gegen das, was sie tat. Nicht nur früher, auch jetzt noch, nicht nur außerhalb, sondern auch innerhalb des Zirkus. Wie konnte sie allein gegen eine solche Übermacht bestehen? Was bildete sie sich ein, die Erste sein zu wollen, die das Schicksal überwand und einen ungeschriebenen Weg ging?
    Antigone

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