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Zirkus zur dreizehnten Stunde

Zirkus zur dreizehnten Stunde

Titel: Zirkus zur dreizehnten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassy Fox
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begann nach Luft zu ringen. Ihre Augen quollen regelrecht aus den Höhlen.
    „Genau … hier …“ seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen und sein langer Fingernagel markierte ein Kreuz auf ihrer Brust. „Hier liegt dein verkommenes Herz.“ Er spürte ihre Angst, die nun doch in ihr aufwallte.
    „Wa–“, sie keuchte. Versuchte sich zu wehren. Doch ihr Körper war geschwächt. Niemand half ihr. Alle lagen nur um sie herum. Dann sah sie es.
    Ja, jetzt bemerkte sie es endlich, jetzt hob sich der Schleier, den Drogen über ihren Blick gelegt hatten, Stück für Stück.
    Blut! Überall war Blut! Tote Körper, ausgeschlachtet und weggeworfen.
    „Mal sehen, wie es schmecken wird!“ Er grinste und mit einem Biss schlug er ihr die Zähne in den Hals. Ein schmatzendes Geräusch mischte sich unter den Rauch. Die erstickte Stimme war fast augenblicklich erloschen. Dann fiel der Körper zu Boden. Kalt, leer, eine gewaltige Wunde in der Brust.
    „Menschen“, ein abfälliges Schnauben erklang. Er hob das Herz, das er ihr aus der Brust gerissen hatte und schlug erneut die Zähne hinein, „haben Angst vor den Wesen der Nacht, aber verkaufen ihre Seele für einen Rausch, der ihnen das Leben nimmt.“ Er spuckte aus und verzog das Gesicht. „Benebelte Gefühle.“ Das Herz fiel zu Boden. „Wie sehr mich dieser Geschmack langweilt!“
    Langsam stand er auf, nahm seinen Mantel und ging auf die Tür hinzu. Hinter ihm lagen die Körper seiner Opfer. Alle mit fassungslosem oder ängstlichem Blick. Es kümmerte ihn nicht. Die Tür fiel wieder ins Schloss, kurz darauf ging das ganze Haus in Flammen auf. Damit verschwand die Erinnerung schon wieder aus seinen Gedanken.
    Das letzte Blut wurde er an einem kleinen Brunnen los. Dann verließ er die Stadt und folgte den Pfaden weiter in die Nacht. Bis eine Sternschnuppe seine Aufmerksamkeit erregte.
    „Sie fallen wieder“, meinte er nur und lächelte sanft. Dann ein Geräusch. Ein Knacken, gefolgt von einem Poltern und einem erstickten Aufschrei. Eigentlich kümmerten ihn so etwas nicht. Doch heute war etwas anders. Er konnte nicht einmal sagen, was es war. Es trieb ihn, dem Geräusch nachzugehen.
    Bereits nach wenigen Schritten erreichte er eine Lichtung. Am gegenüberliegenden Rand sah er, was die Geräusche verursacht hatte. Eine Frau mit unordentlichen Kleidern presste ein Bündel an sich und lief. Er roch ihren Schweiß, ihr Blut. Sie hatte Angst, Panik.
    Kurz darauf brach hinter ihr eine Gestalt durch das Unterholz. Flügel zerschnitten die Luft, ein Körper raste wie ein Pfeil auf die Fliehende zu. Er traf sie. Sie wurde zu Boden gerissen und lag zuckend auf der Erde.
    Der Engel thronte über ihr. In den Händen ein Schwert, das er über sie hob.
    Der Beobachter fauchte und seine Lippen verzogen sich und gaben die Zähne frei. Alles an ihm spannte sich.
    „Halt!“, eine Frau stolperte nach vorne. Sie war schwer verletzt, die Kleidung zerrissen, alles voll Blut. „Amaliel, hör bitte auf.“
    „Misch dich nicht ein, Antigone“, die Stimme klang kalt. „Du kennst das Gesetz!“
    „Aber wir können doch nicht –“ der Satz wurde mit einem Schrei unterbrochen, als der Engel seine Waffe auf die Frau niederrasen ließ.
    „Nein!“ Antigone sprang hinzu, wehrte den zweiten Hieb ab und krallte sich das Bündel aus den toten Armen der Frau. „Es ist ein Kind!“, ihre Stimme war ein einziges Kreischen. Die Tränen überzogen ihre Wangen und …
    Der Vampir stockte. Das durfte nicht wahr sein. Das war einfach nicht möglich!
    „Es ist ein Dämon“, grollte Amaliel. „Der Auftrag lautet, die Menschen davor zu schützen.“
    „Aber du hast eben einen Menschen getötet“, sagte sie barsch. „Warum können nicht alle beschützt werden? Warum können wir nicht lieben?“
    „Sie hat einen Pakt mit einem Dämon geschlossen.“ Der Engel ging gar nicht auf ihre Fragen ein. „Leg das Kind ab, oder du machst dich ebenfalls schuldig!“
    Ihre Tränen nahmen zu. Die junge Frau litt. Vermutlich mehr an den Worten als an den vielen Verletzungen, die ihrem Körper bereits zugefügt worden waren. „Ich … kann nicht“, murmelte sie nur.
    Der Engel ließ nicht einmal einen Laut des Bedauerns hören. Er griff seine Waffe fester und ging auf sie zu, holte aus und …
    Keuchte!
    Die Augen verdrehten sich. Direkt aus seinem Brustkorb war eine Hand getreten, die sich durch seinen Körper gebohrt hatte.
    „ Wa –“, Amaliel schnappte nach Luft, versuchte sich umzudrehen und

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