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Zirkus zur dreizehnten Stunde

Zirkus zur dreizehnten Stunde

Titel: Zirkus zur dreizehnten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassy Fox
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überlegen.
    „Wer bist du?“ Sein Blick hielt sich immer wieder an der Innenfläche seiner Hand fest. Aramis war völlig verwirrt. Alles in ihm schien sich zu drehen. Was war das? Wie hatte sie gegen ihn ankommen können?
    „Lillian“, antwortete sie, blinzelte und sah mit einem verwirrten Blick zu ihm auf.
    Er schüttelte sich, ließ die Hand sinken und starrte sie an, sah sein Spiegelbild in ihren Augen. Kalte Augen. Augen aus Eis, nicht von dieser Welt. Eingefasst in helle Haut, makellos und umrahmt von dunklen, glatten Haaren. Sein eigenes Spiegelbild ließ ihn den Blick abwenden. „Willkommen bei uns“, meinte er nur.
    ***
    Sein Gesicht war so unglaublich schön. Die Augen so klar. Doch dann drehte er sich plötzlich weg. Hatte sie etwas in seinem Blick aufleuchten gesehen? War dort gerade etwas gewesen oder hatte sie es sich nur eingebildet? Es war zu spät. Er starrte in eine andere Richtung. Und nun ging er langsam wieder weg von ihr.
    Er ging, ohne anzuhalten.
    „Wer bist du?“, rief sie ihm schließlich nach. Ihre Stimme schwankte. Sie hatte keine Kontrolle über sie. Doch Lillian wollte noch einen Moment. Einen Augenblick. Nur eine letzte Aufmerksamkeit.
    „Aramis“, erklang seine ruhige Stimme, tief und fest, wie ein Anker in aufgewühlter See, eine Insel, die sie erreichen wollte. Zwei weitere Schritte, dann war er verschwunden. Als hätte ihn die Nacht verschluckt.
    Lillians Muskeln entspannten sich.
    Aramis. Der Name klang wie ein sanftes Versprechen, das sich auf ihre Seele legte und diese wie Balsam umgab.
     
    Wenn nur diese Flammen nicht wären …

7. III – Die Herrscherin
    Die Sachen waren verpackt worden, alles auf den Wagen verstaut. In Windeseile war das Lager abgebaut, noch bevor die Sonne ganz über den Horizont geklettert war. Ein letzter prüfender Blick, ob alles gesichert war, und die Reise ging weiter.
    Endlich kamen sie ihrem Ziel entgegen. Je nachdem, wie alles lief, war es noch einer, im schlimmsten Fall zwei Tage. Etwas wurde unruhig in Antigone. Ein Kribbeln, das sie nicht einordnen konnte. War es gut? Spürte sie, dass sie bald wieder jemandem würde helfen können? Oder war es ein mulmiges Gefühl, eine Angst vor kommendem Unheil?
    „Du lässt von deinem Plan also nicht ab“, stellte die Stimme hinter ihr fest.
    „Nein“, Antigone drehte sich um. Kismet, die Seherin, stand hinter ihr, die Hände verschwanden in ihren Ärmeln, ihr Blick schien ernst.
    „Es ist ein großes Risiko, was du hier eingehst.“ Sie ging neben den fahrenden Wagen her, bildete mit ihrem das Ende der Karawane.
    „Ich habe keine Wahl“, auch Antigone setzte sich in Bewegung.
    „Keine Wahl?“ Ihrer Frage folgte ein Geräusch, das wie eine Mischung aus Schnauben und Seufzen klang. „Eine Rebellin wie du sieht keine Wahl bei dem Weg, den sie einschlägt?“
    „Kismet.“ Antigone schüttelte den Kopf. „Es wäre völlig entgegen meiner Überzeugung, wenn ich diesen Meldungen nicht nachginge.“
    Die Seherin atmete laut ein und stieß die Luft mit einem gequälten Laut wieder aus.
    Antigone spürte, dass ihr etwas auf dem Herzen lag. „Gibt es etwas, das du mir sagen willst?“
    Kismet ging weiter, als hätte sie die Frage gar nicht gehört. Schritt für Schritt, ohne eine Regung im Gesicht.
    „Was passieren soll, wird passieren, Hüterin“, erwiderte sie schließlich. Ihr Blick ging geradeaus. Wäre sie nicht blind, würde man meinen, sie fixiere einen Punkt in der Ferne.
    „Hast du etwas gesehen?“ Einen Augenblick blieb Antigone stehen.
    Die Seherin ging weiter, ohne sich zu ihr zu wenden. „Ich sehe immer etwas“, meinte diese nur. „Die Schatten vergangener Tage, die Schemen zukünftiger Taten. Zerbrechende Welten und werdende Mütter. Alles gefangen in einem Kreislauf. Doch was ich nicht sehe …“, sie stockte, „was ich nicht sehe, ist die Gegenwart. Und das, was man nicht sieht, ist das, was bedrohlich ist.“
    „Wenn dem wirklich so ist, dann ist es doch egal, was ich im Augenblick mache.“ Antigone holte wieder zu ihr auf und legte ihr die Hand auf die Schulter. „Und das, was ich im Moment vorhabe, wird vielleicht viele unserer Art beschützen.“
    „Du hoffst also auf Neuzugänge“, stellte Kismet kühl fest.
    „Ich hoffe auf unverdorbene Seelen, die eine Zukunft haben.“ Antigone blickte in den Himmel, der blau zu ihr herab strahlte. Der Tag war für die Jahreszeit recht warm und angenehm. Vielleicht ein Omen dafür, dass es doch der richtige Weg war?
    Der

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