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Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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griff nach der Flasche und füllte die Gläser mit dem Wein.
    »Geben wir ihm die Zeit, die er braucht. Bis dahin kann ich Ihnen mein Bedauern darüber zum Ausdruck bringen, dass Ihre Frau es offenbar wieder nicht geschafft hat, Sie zu begleiten.«
    Zeislinger verbarg die Tatsache, dass er seiner Frau gegenüber den Termin nicht einmal erwähnt hatte, hinter einem traurigen Gesicht.
    »Das Bedauern ist ganz auf meiner Seite, nicht. Aber meine Frau hat sich seit einigen Jahren der Esoterik verschrieben, und an manchen Tagen ist sie durch nichts davon abzubringen, sich mit ihrem esoterischen Zirkel zu treffen und Dinge zu machen, von denen ich beim besten Willen keine Ahnung habe.«
    Vogt erwiderte nichts.
    »Sie hat mir einmal erklärt, nicht, dass sie und ihre Kolleginnen sich Besen schnitzen würden, um damit an Vollmond durch die Gegend zu fliegen. Natürlich ist das Nonsens, aber ich fahre gut damit, einige ihrer Aktivitäten nicht zu hinterfragen. Das bringt mir manche Freiheit ein, die ich sonst nicht hätte, nicht?«
    »Ich verstehe«, erwiderte Vogt verschwörerisch, obwohl er keine Ahnung hatte, wovon der OB sprach. »Und so bedauernswert es auch sein mag, umso mehr freue ich mich, dass Sie meiner Einladung folgen konnten.«
    Er reichte Zeislinger eines der Weingläser, nahm das andere in die Hand und hob es an.
    »Zum Wohl!«
    »Zum Wohl, Herr Vogt.«
    Nachdem beide zuerst genippt und danach einen größeren Schluck genommen hatten, stellten sie die Gläser zurück.
    »Eine Pracht«, lobte Zeislinger den Wein.
    »Ja, ein guter Tropfen.«
    Der Politiker räusperte sich.
    »Aber sicher haben Sie mich nicht hierher eingeladen, um mit mir Ihren besten Brunello zu köpfen. Sehe ich das richtig?«
    Vogt nickte.
    »Durchaus. Natürlich wollte ich mich auch mit Ihnen über den Sachstand in Bezug auf die flächendeckende Videoüberwachung aller öffentlichen Plätze unterhalten.«
    Zeislinger stöhnte auf.
    »Aber Herr Vogt«, begann er pathetisch, »Sie wissen doch ganz genau, dass ich mit Ihnen als potenziellem Teilnehmer an der Ausschreibung gar nicht über das Projekt sprechen dürfte, ohne ein, sagen wir mal, Geschmäckle zu provozieren, nicht?«
    »Nun bleiben Sie mal auf dem Teppich, Herr Zeislinger .« Vogts Tonfall war eine Spur schneidender geworden.
    »Gegen ein informelles Gespräch zweier Menschen, die in die gleiche Richtung denken, kann und wird niemand einen Einwand haben.«
    »Das sagen Sie so. In unserer heutigen Zeit ist man schon wegen kleinerer Irritationen rücktrittsgefährdet. Vergessen Sie bitte nicht, dass im März der OB zur Wahl steht.«
    »Genau darum geht es mir, Herr Zeislinger . Weder Sie noch ich wollen, dass Ihren politischen Gegnern die Macht in die Hände fällt.«
    Er griff in die Innentasche seines Sakkos, beförderte einen Briefumschlag hervor und reichte ihn dem OB.
    »Das sollte Ihre Bemühungen, im Amt zu bleiben, in gebührender Weise unterstützen.«
    »Aber Herr Vogt, Sie wissen doch, nicht, wie sensibel Barspenden …«
    Der Unternehmer winkte ab.
    »Machen Sie damit, was Sie wollen, ich benötige nicht einmal eine Spendenquittung. Ich übergebe Ihnen das zu Ihrer freien Verfügung und sichere Ihnen weitere Mittel zu, die Sie mit einem Anruf abrufen können. Meine einzige Bedingung: Ersparen Sie mir einen Wechsel an der Rathausspitze.«
    Nun griff Zeislinger nach dem Umschlag, warf einen flüchtigen Blick hinein und steckte ihn in seine Jacke.
    »Ich werde tun, was ich kann, nicht, obwohl die momentanen Umfragewerte eher schlecht für mich sind.«
    Er klopfte auf das Geld in seiner Tasche. »Aber diese Unterstützung kann viel bewirken, das versichere ich Ihnen.«
    Vogt nickte zufrieden.
    »So möchte ich Sie hören. Und nun erzählen Sie mir von Ihren Bemühungen in Bezug auf die Überwachungsmaßnahmen.«
    Zeislinger nahm einen weiteren Schluck Wein, lehnte sich zurück und faltete die Hände vor dem Bauch.
    Ein Politiker eben, dachte Vogt verächtlich.

     
    »Natürlich gäbe es schon die lückenlose Überwachung aller öffentlichen Plätze, wenn es nach uns ginge, nicht, aber leider sind die Konstellationen in Berlin und Wiesbaden im Moment alles andere als einfach. Und seit der Herr Bundesinnenminister die eine oder andere Rüge des Bundesverfassungsgerichtes wegen seiner Gesetze zur Inneren Sicherheit einstecken musste, ist ein Vorstoß in diese Richtung noch problematischer. Allerdings kann ich Ihnen berichten, dass ich vor einer Woche mit dem MP, also dem

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