Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
Vom Netzwerk:
Missverständnisses, der unschuldige Leidtragende einer Verwechslung. Diese Hoffnung war nun schlagartig gestorben.
    »Bitte«, wollte er sagen, aber es kam wieder nur ein unverständliches Stöhnen aus seinem verschlossenen Mund.
    Er zog die beiden Arme nach vorne, rieb sich die Handgelenke und holte tief Luft.
    »Möchten Sie mit mir sprechen, Herr Topuz ? Soll ich das Tape von Ihrem Mund nehmen?«
    Wieder nickte der Türke eifrig.
    »Aber ich verlasse mich darauf, dass Sie keinen Unsinn machen und nicht schreien. Kann ich Ihnen vertrauen?«
    Topuz riss die Augen auf und nickte erneut.
    Der Fremde trat vor ihn, riss mit einem hässlichen Geräusch das Klebeband aus seinem Gesicht, zerknüllte es und steckte den Klumpen in die Hosentasche.
    »Was…«, begann der Türke sofort, aber der erhobene Zeigefinger seines Gegenübers und die auf ihn gerichtete Waffe in der anderen Hand ließen ihn verstummen. Offenbar wollte der Fremde etwas sagen, doch anstatt den Mund zu öffnen, verdrehte er die Augen und schluckte deutlich sichtbar, so, als würde er sich jeden Moment übergeben.
    Topuz presste sich mit dem Rücken gegen die Lehne des Sessels, um möglichst viel Abstand zwischen sich und den Unbekannten zu bringen, auf dessen Kinn jetzt eine helle Flüssigkeit zu sehen war. Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete der Türke, wie sein Gegenüber zu röcheln begann, sein Körper in wilde Zuckungen verfiel und ihm die Beine wegknickten. Noch bevor er auf dem Boden aufschlug, hatte sich die Waffe aus seiner Hand gelöst und war mit einem dumpfen Schlag auf dem Teppich gelandet. Dann lag der Fremde zusammengekrümmt vor ihm und zuckte spastisch.
    Bülent brauchte einige Sekunden, um zu verstehen, dass der Mann offenbar einen epileptischen Anfall oder etwas Ähnliches hatte. Dann sprang er auf, griff nach der Pistole und richtete sie zitternd auf den Eindringling.

     
    So stand er etwa 20 Sekunden da, unfähig, sich zu bewegen, und starrte auf den zuckenden Mann vor seinen Füßen. Ganz langsam ging er rückwärts, bis er den Sessel erreicht hatte, auf den ihn der Mann vorher bugsiert hatte, ließ sich fallen und schloss kurz die Augen.
    Welch ein Albtraum, dachte er.
    Der Blonde zuckte weiterhin, doch nun wurden seine Bewegungen spärlicher. Innerhalb von Sekunden ließen sie ganz nach, und der Körper erschlaffte.
    In Topuz ’ Kopf pochte noch immer ein durchdringender, betäubender Schmerz, der es ihm schwer machte, einen klaren Gedanken zu fassen. Wie in Trance realisierte er, dass der Fremde nun den Kopf hob, ihn angrinste und mit der linken Hand unter die rechte Achselhöhle griff. Als die Hand wieder zum Vorschein kam, lag eine Pistole darin. Topuz ’ Blick sprang von dieser Pistole, die ebenfalls mit einem Schalldämpfer bestückt war, zu der Pistole in seiner Hand und wieder zurück. Er verkrampfte sich völlig, als sich die Hand hob und die Mündung der Waffe direkt auf sein Gesicht zeigte. Dann bewegte der Mann den Daumen und machte sich offenbar schussbereit.

     
    Topuz hatte noch nie eine echte Waffe in der Hand gehalten, und wie man eine bediente, war ihm höchstens aus Filmen bekannt. Aber er wusste, dass er den Zeigefinger würde krümmen müssen, wenn er vor dem Fremden schießen wollte. Reflexartig ertastete er den Abzug, fand den Druckpunkt und zog den Finger weiter durch. Das Geräusch, das dabei entstand, erstaunte ihn, denn es war deutlich lauter als das, was schallgedämpfte Pistolen im Kino oder im Fernsehen an Lärm produzierten. Es klang, als klatschte man laut in die Hände.
    Sein Gegenüber sah ihn unbeeindruckt an. Noch immer grinste der Mann und bedrohte Topuz mit der Waffe in seiner linken Hand. Der Türke drückte erneut ab. Und noch einmal. Wieder keine Reaktion. Es war, als durchschlügen die Projektile den Körper des Mannes, ohne eine Verletzung zu verursachen.
    Sieben Mal schoss Topuz insgesamt, doch der Gesichtsausdruck des Blonden veränderte sich nicht. Er grinste.
    Völlig verwirrt betrachtete Topuz die Waffe in seiner Hand. Er hatte geschossen, das war klar, aber die Kugeln hatten keinen Schaden angerichtet. Und in diesem Moment setzte schlagartig eine Angst ein, wie er sie noch nie erlebt hatte. Mit einem kehligen Schrei warf er die Pistole nach dem Mann, verfehlte ihn aber trotz der kurzen Distanz um einen halben Meter. Dann sprang er auf, hetzte an dem völlig ruhig dasitzenden Fremden vorbei und wollte nach der Türklinke greifen.

     
    Der Schmerz kam augenblicklich. Es war,

Weitere Kostenlose Bücher