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Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Ministerpräsidenten, zu Mittag gegessen und das Thema angesprochen habe. Er hat mir zugesichert, sein ganzes politisches Gewicht in die Waagschale zu werfen, um die Dinge in unserem Interesse zu beschleunigen. Hätten wir in Wiesbaden noch die Mehrheitsverhältnisse der letzten Legislaturperiode, wäre das Gesetz, zumindest für Hessen, längst verabschiedet. Und er steht mit dem Bundesinnenministerium in engstem Kontakt, um auch im Bund für klare Verhältnisse zu sorgen.«
    »Das bedeutet, dass wir in absehbarer Zeit mit einer Entscheidung rechnen können?«
    Zeislinger hob entschuldigend die Hände.
    »Ich hoffe es.«
    Vogt drückte sich mit beiden Händen an den Greifringen seines Rollstuhls ab, entspannte seine Sitzfläche und ließ sich zurückfallen.
    »Da wäre noch etwas, Herr Zeislinger .«
    Der OB winkte ab.
    »Ich weiß, das Interesse der Italiener an dem Auftrag. Da kann ich Sie voll und ganz beruhigen, Herr Vogt. Solange ich im Amt bin, wird in Kassel keine ›Spaghetti-Kamera‹ montiert werden.«
    »Aber Aufträge dieser Größenordnung müssen nun einmal EU-weit ausgeschrieben werden. Ein gewisses Restrisiko bleibt bei dieser dummen Praxis immer bestehen, das können Sie nicht leugnen.«
    »Will ich doch gar nicht, natürlich nicht. Allerdings haben wir noch immer unsere Mittel und Wege gefunden, damit ortsfremde Anbieter unseren hiesigen Unternehmen nicht die Butter vom Brot nehmen. Und in diesem Fall…«, er klopfte erneut auf den Umschlag in seiner Tasche, »…habe ich sogar ein höchst persönliches Interesse an der Sache.«
    Vogt bewegte seinen Rollstuhl ein paar Zentimeter in die Richtung des OB.
    »Und es wird nicht Ihr Schaden sein, Herr Zeislinger , auch wenn Sie mal nicht mehr OB sein sollten. Menschen, die in die richtige Richtung denken, so wie Sie, sind mir als Berater immer herzlich willkommen.«
    Er rieb Daumen und Zeigefinger der rechten Hand aneinander.
    »Gegen ein bekömmliches Honorar, versteht sich.«
    »Natürlich«, erwiderte der OB und lächelte dabei.

13

     
    Lenz gähnte herzhaft, kratzte die dünne Eisschicht von der Frontscheibe des französischen Kleinwagens, startete den Motor und verließ den großen Parkplatz hinter der Fußgängerzone in Fritzlar. Als er auf die Autobahn einbog, tanzten die ersten Schneeflocken des Winters vor seinen Scheinwerfern. Er drehte das Radio lauter, summte die Melodie mit und machte sich ernsthaft Gedanken darüber, wie er den Ausgang der Kasseler OB-Wahl im März beeinflussen könnte. Und er war zum ersten Mal seit vielen Jahren nicht mehr davon überzeugt, dass sein Leben als Single enden würde.

     
    »Sie will ihn verlassen«, begann er das Gespräch mit seinem Freund Uwe Wagner am nächsten Morgen. Der brauchte einen Moment, bis er Lenz’ Worte und dessen penetrante gute Laune eingeordnet hatte.
    »Maria ihren Schoppen-Erich ?«
    »Genau!«
    »Red keinen Scheiß. Warum sollte eine so tolle Frau einen so mächtigen Mann wie Erich Zeislinger wegen eines kleinen Kripobeamten wie dir sitzen lassen?«
    Wagner war einer der ganz wenigen Menschen, die in die Liaison zwischen dem Kommissar und der Frau des OB eingeweiht waren.
    »Animalische Ausstrahlung? Sexuelle Anziehung? Mein prall gefülltes Portemonnaie? Such dir was aus, mir ist es egal«, gab Lenz vergnügt zurück. »Wir haben uns gestern…«
    Weiter kam er nicht, weil in diesem Moment die Tür aufflog und Thilo Hain in den Raum stürmte.
    »Das war klar, dass du hier sitzt und Kaffee trinkst«, begann der Oberkommissar hechelnd.
    Lenz und Wagner sahen ihn erschrocken an.
    »Wer ist denn hinter dir her, Thilo?«, fand der Pressesprecher als Erster zu Worten.
    Hain stemmte die Arme auf die Knie und japste nach Luft.
    »Wir haben einen Toten in der Westendstraße. Die Jungs, die vor Ort sind, sagen, es gäbe signifikante Ähnlichkeiten mit der Geschichte von gestern.«
    Wieder schnappte er nach Luft.
    Lenz war aus dem Stuhl hochgesprungen und sah seinen Kollegen fassungslos an.
    »Wie, signifikante Ähnlichkeiten?«
    »Schüsse in beide Knie, danach gab’s den Rest«, antwortete der Oberkommissar.

     
    Das Haus, in dem Bülent Topuz gestorben war, machte von außen einen gepflegten Eindruck. Hain fuhr bis dicht an die von zwei Uniformierten bewachte Absperrung und stellte den Motor ab.
    »Dann los«, sagte Lenz gequält und schälte sich aus dem Opel Vectra.
    Im Hausflur trafen sie auf Heini Kostkamp, der versuchte, sich in einen Tyvekanzug zu zwängen.
    »Na, Heini, ist das

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