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Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Als er fertig war, erntete er von der anderen Schreibtischseite ein anerkennendes Nicken.
    »Gut gemacht. Aber ich war auch nicht ganz untätig in der Zeit. Ich hab nämlich herausgefunden, woher sich Fehling und Topuz kannten«, erklärte Hain seinem Chef. Der sah ihn überrascht an.
    »Und?«
    »Die Daten auf den Rechnern und die Kommentare in drei verschiedenen Foren lassen nur den Schluss zu, dass sowohl Fehling als auch Topuz als überaus aggressive Trolle unterwegs waren.«
    Lenz verstand kein Wort.
    »Was zum Teufel ist ein Troll?«
    »Das ist jemand, der aus purer Lust an der Provokation in Diskussionsforen für Unruhe sorgt. Meistens beteiligt er sich gar nicht am eigentlichen Thema, sondern beleidigt nur die anderen Teilnehmer oder sabotiert die Diskussion.«
    »Und was gewinnt er mit einem solchen Verhalten?«
    Hain zuckte mit den Schultern.
    »Was weiß ich? Es gibt nun mal Menschen, denen so etwas Spaß macht. Unseren beiden Opfern scheint es jedenfalls große Freude bereitet zu haben.«
    Er griff zum Tisch und nahm ein paar Blätter in die Hand.
    »Hier zum Beispiel hat Topuz , wenn ich richtig liege, und daran habe ich keinen Zweifel, den Fehling beschimpft, ein Nazi zu sein. Der revanchierte sich, indem er ihm unterstellt hat, seine eigene Mutter zu beschälen.«
    Der Hauptkommissar sah ihn angewidert an.
    »Und so geht es weiter. Schweinefresser und Fundisau sind noch eher Nettigkeiten, mit denen sie sich tituliert haben.«
    »Bist du sicher, dass es wirklich die beiden gewesen sind?«
    »Ganz sicher. Fehlings Alias ist Archicad gewesen, das ist ein Computerprogramm für Architekten, Topuz hat sich in allen Foren als Messias07 angemeldet. Ich habe die Onlinezeiten verglichen, es passt alles haargenau.«
    Er machte ein zufriedenes Gesicht.
    »Aber das ist noch nicht alles. Die IP, nach der wir suchen, ist einem Benutzer in Wilhelmshöhe zugewiesen.«
    »Die Adresse dieser Amygdala , meinst du?«
    »Genau. Unsere Amygdala aus Frankfurt sitzt in Wilhelmshöhe und schreibt dem Bülent aus der Westendstraße heiße Mails.«
    »Hast du die Adresse?«
    Hain wedelte mit den Blättern in seiner Hand.
    »Christian Söntgerath , Lange Straße 24.«
    »Dann lass uns gleich losfahren und ihn fragen, ob mit seiner Amygdala alles in Ordnung ist.«
    »Genau. Aber vorher fahren wir bei mir zu Hause vorbei und holen mein Laptop.«
    »Wozu brauchst du das Ding denn?«
    Der Oberkommissar nahm seine Jacke vom Haken und ging zur Tür.
    »Das erkläre ich dir im Auto.«

     
    Eine halbe Stunde später stellte Hain das kleine Cabrio vor der Hausnummer 24 in der Langen Straße an den Bordstein und schaltete den Motor aus. Lenz hatte die Tasche mit dem Laptop auf dem Schoß. Draußen war es inzwischen dunkel geworden.
    »Und nun?«
    »Jetzt sehen wir nach, ob der gute Herr Söntgerath vielleicht gar nichts davon weiß, dass diese Amygdala ihre Post von seinem Briefkasten weggeschickt hat.«
    Damit griff er nach der Tasche, holte das Laptop heraus, klappte es auf und drückte auf den Startknopf. »Ich habe keine Ahnung, was du hier veranstaltest, Thilo. Aber ich bin ganz zuversichtlich, dass du mich im Verlauf deiner Exkursion noch aufklärst.«
    Hain ließ seinen rechten Zeigefinger über das Touchpad gleiten und drückte eine Taste.
    »Es ist eigentlich ganz einfach, Paul. Viele Menschen benutzen heutzutage einen drahtlosen Zugang zum Internet. Leider sind nicht alle schlau genug, diesen Zugang auch so zu sichern, dass er von keinem Dritten unbefugt benutzt werden kann. Wenn jetzt also jemand von diesen Unvorsichtigen im Internet ist oder auch nur seinen Router eingeschaltet hat, kann sich jeder in der Nähe gratis bedienen. Und er surft über die IP dieses Trottels.«
    Das Gerät auf seinem Schoß piepte.
    »Bingo. Hier in der Gegend sind…«, er zählte kurz durch, »neun W-LAN Netzwerke aktiv. Acht sind mit WPA geschützt, eins offen. Das probieren wir jetzt einfach aus.«
    Wieder gab er ein paar Befehle ein und wartete.
    »Willst du mal eben deinen Kontostand wissen?«, fragte er kurze Zeit später.
    »Wie…«
    »Wir sind drin. Das Netzwerk, das uns den Zugang ermöglicht hat, heißt CS-Net. Sagt dir das was?«
    Lenz dachte einen Moment nach.
    »Nein, nie gehört.«
    Hain stöhnte auf.
    »CS. Christian Söntgerath . So heißt der Typ.«
    »Scheiße«, murmelte der Hauptkommissar, »jetzt ziehe ich meinen Hut aber ganz tief vor dir, Thilo. Das ist wirklich gute Arbeit.«
    »Was allerdings noch nicht heißt, dass dieser

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