ZITRONENLIMONADE (German Edition)
sozusagen als Ansporn zum Autofahren in der Garage jederzeit
ansehen konnte!
Um
eventuellen unangebrachten Vermutungen vorzubeugen, hatte ich Robert den beiden
gegenüber eine Freundin verpasst, die derzeit beruflich in Köln unterwegs war…Und ihn als guten Freund, als Retter in der Not
sozusagen, deklariert, der mir diese Wohnung bis zu meiner endgültigen Selbstständigkeit
zur Verfügung stellen würde. Ich war mir nicht ganz sicher, ob sie mir die
Story abnahmen, aber zumindest sagte keine der beiden etwas Unpassendes.
Die
restlichen Tage meiner Reha verflogen rasch, mit Geh- und Treppenübungen, der
Suche nach einem Leihrollstuhl sowie einem eigenen Rollator und einem fähigen
Physiotherapeuten, der mich, bis ich selbst zu ihm kommen konnte, zuhause therapieren
würde. Robert hatte durch seinen Anwalt ein gesalzenes Schreiben an Toskopharm
geschickt und als Folge davon hatten sie sich mit mir sehr schnell
außergerichtlich auf eine saftige Abfindung, die um vieles höher ausfiel als die zunächst angebotene, geeinigt.
Auch
Mark hatte mir mittlerweile den Anteil an meiner Wohnung abgekauft, vermutlich
war Marlas Papi finanziell eingesprungen. Meine Eltern halfen mir beim
Möbelkauf und endlich kam der Tag, an
welchem ich endgültig in mein neues Heim umzog. Robert holte mich persönlich von
der Klinik ab, um Mama und Papa den erneuten langen Weg von Ludwigsburg her zu
ersparen.
Meinen 31. Geburtstag feierte ich vierzehn
Tage später mit Eltern, Sabine mit Familie, Robert, Iris und Urs zusammen an
einem strahlenden Maisonntag auf der Mainau noch im Rollstuhl sitzend. Aber ich
war bereits in der Lage, den Stuhl wenige Meter vor mir her zu schieben. Von
meinem "Vermieter" hatte ich eine Jahreskarte für die Insel geschenkt
bekommen. Es war eine völlig andere Atmosphäre als bei meiner Riesenparty zum Dreißigsten
ein Jahr zuvor, aber erstaunt stellte ich fest, dass ich sehr viel
ausgeglichener und ruhiger war als damals und die harmonische Stimmung, die
zwischen allen Anwesenden zu spüren war, genoss.
An
diesem Abend, als alle anderen wieder abgefahren waren und nur Robert und ich
im Haus allein zurück blieben, hinkte ich mittels Rollator in mein Badezimmer,
öffnete den Spiegelschrank und spülte meinen gesamten Vorrat an Schlafpillen in
die Toilette hinunter. Ich hätte die Dinger sowieso nicht geschluckt. Sie
waren, wie ich jetzt erkannte, lediglich so eine Art Versicherung für mich
gewesen, dass ich die Kontrolle über mein Leben nicht völlig verloren hatte. Omas
Stimme meldete sich freundlich: Siehst du Kind, ich sag´s ja immer, nichts wird
so heiß gegessen wie es gekocht wird! Ich winkte meiner aufdringlichen
Vorfahrin im Geiste zu. Ist gut, Oma, aber jetzt lass´ mich bitte in Frieden,
ich muss etwas erledigen…
Gleich
danach schloss ich die Verbindungstür zum Haupthaus auf und rief nach Robert.
Zusammen mit den Tabletten hatte ich meine gesamten Skrupel und Zweifel entsorgt. Ich war mir ganz sicher, dass das,
was ich nun vorhatte, das Richtige war und ich die sauren Zitronen endgültig zu
süßer Limonade verarbeiten würde Als Robert
erwartungsvoll vor mir auftauchte, streckte ich ihm den Schlüssel zu meinen
Räumen entgegen und sagte leichthin:
"Behalte
den ab sofort bei dir. Dass du JEDERZEIT auf einen Kaffee bei mir vorbei kommen
kannst."
Er
strahlte mich mit seinem umwerfenden Lächeln an, ergriff den Schlüssel und steckte
ihn ein. Dann schob er mein Gehwägelchen zur Seite, nahm mich in die Arme und
erwiderte augenzwinkernd: "Das trifft sich hervorragend, ich wollte dir
heute Abend nämlich meine Briefmarkensammlung zeigen!"
Damit
waren wir den Rest der Nacht dann ausreichend beschäftigt.
Und
nur der Vollständigkeit halber:
Es
hatte auch mit Mark Spaß gemacht, aber das Sichten der Briefmarkensammlung mit
Robert zusammen war einfach überirdisch!
ENDE
Liebe
Leser,
ich
hoffe, dieses Buch hat Ihnen beim Lesen Freude bereitet. Über Rezensionen bei
Amazon würde ich mich
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