Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zivilcourage - Keine Frage

Titel: Zivilcourage - Keine Frage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Wagner , Constanze Loeffler
Vom Netzwerk:
warten am gegenüberliegenden Eisstand auf die beiden. Wenige Meter neben Ihnen stehen vier Jugendliche, die offensichtlich ein Kind bedrängen. Sie sprechen auf den Jungen ein, kommen dabei immer näher. Die Musik auf der Kirmes ist extrem laut. Trotzdem erahnen Sie, was die Jugendlichen von ihm wollen: Zeig mal deinen MP 3 -Player. Die Körpersprache des Jungen lässt vermuten, dass er sich bedroht fühlt. Seine Hände verschwinden mitsamt dem MP 3 -Player in seinen Taschen, die Schultern sind hochgezogen. Er schaut verängstigt zu Boden. Für Sie ist klar: Die Jugendlichen wollen das Musikgerät nicht nur anschauen, sondern » abziehen « , also die Herausgabe des MP 3 -Players erzwingen. Wie können Sie das verhindern?
    Expertentipp:
    Mit Ihrer Vermutung, dass die Gruppe dem Jungen das Gerät wegnimmt, liegen Sie wahrscheinlich richtig. Denn das sogenannte Abziehen ist mittlerweile ein beliebter Sport bei Jugendgangs. Sie sollten also in jedem Fall aktiv werden. Sprechen Sie einen männlichen Erwachsenen an, vielleicht einen Vater, der wie Sie auf seine Kinder wartet. Erklären Sie ihm kurz, was Sie beobachtet haben, und gehen Sie gemeinsam auf die Jugendlichen zu. Sprechen Sie den Jungen in der Mitte gezielt an. Schauen Sie ihm dabei in die Augen und erklären Sie mit ruhigen Worten, dass Sie ihm helfen werden und die Polizei bereits unterwegs ist. Wahrscheinlich verlassen die älteren Jungs jetzt fluchtartig das Gelände, denn statt mit dem MP 3 -Player müssen sie nun mit Ärger rechnen. Fangen die Jugendlichen hingegen an, Sie zu bedrohen, machen Sie ihnen klar: Mit mir nicht! Rufen Sie ihnen zu: » Bleibt stehen. Fasst mich nicht an! « Ihre Klarheit und Ihr Mut wird die Bande überraschen, sie werden sich trollen.
    9.8 | Bewaffneter Überfall
    Sie sind neu in Berlin und erkunden nach und nach die verschiedenen Bezirke. Eines frühen Abends schlendern Sie allein durch Moabit, ein durchmischter Kiez mit relativ hoher Kriminalitätsrate. Sie lieben Antiquitäten und finden einen alten Trödelladen. Nichtsahnend betreten Sie den dunklen, schmalen Verkaufsraum, der durch Unmengen von Ware völlig unübersichtlich ist. Plötzlich werden Sie Zeuge eines bewaffneten Überfalls: Zwei junge Männer stehen mit dem Rücken zum Verkaufsraum an der Kasse und bedrohen die Verkäuferin mit einer Waffe. Sie soll das Geld aus der Kasse herausgeben. Die beiden Männer sind so mit sich beschäftigt, dass sie nicht bemerkt haben, dass Sie den Laden betreten und die bedrohliche Situation mitbekommen haben. Die Frau hat die Arme nach oben gestreckt, sie schaut ängstlich zwischen den beiden Gangstern in Ihre Richtung. Sie hat Sie also bemerkt. Was können Sie tun?
    Expertentipp:
    Versuchen Sie, so schnell wie möglich, das Geschäft wieder zu verlassen. Wichtig ist, dass die beiden Täter keinen Verdacht schöpfen, Sie müssen sich also ganz leise rausschleichen. Geben Sie der Verkäuferin ein kurzes Zeichen, dass Sie sie nicht alleine lassen, sondern Hilfe holen. Auf der Straße rufen Sie umgehend die Polizei und geben den Überfall und die Adresse durch. Bleiben Sie in der Nähe des Ladens. Nur so können Sie beobachten, ob bis zur Ankunft des Streifenwagens etwas passiert. Außerdem sollten Sie später als Zeuge aussagen können. Wenn Sie Angst haben, sprechen Sie andere Passanten an, berichten Sie von dem Geschehen und bitten sie, gemeinsam mit Ihnen zu warten.
    9.9 | Noch Streit oder schon Misshandlung?
    Es ist Wochenende, Sie erwarten am Abend Besuch von Freunden und wollen noch schnell Oliven, Gemüse und Brot beim Türken holen. Als Sie den Supermarkt mit tausend Tüten verlassen, fällt Ihnen ein junges Pärchen im Hauseingang auf. Sie steht mit verschränkten Armen und in sich zusammengekauert in der Ecke. Er hat sich vor ihr aufgebaut, redet wild auf sie ein und kommt ihr dabei immer näher. Im nächsten Moment hebt er seinen Arm und schlägt ihr ins Gesicht. Vor Schreck lassen Sie Ihre Tüten fallen, wissen aber nicht, was Sie am besten tun sollen. Was geht hier vor? Dürfen Sie eingreifen?
    Expertentipp:
    Egal, warum der Mann zuschlägt, er hat kein Recht dazu. Greifen Sie ein, ganz gleich, ob es sich um ein Problem Liebender oder einen Familienstreit handelt. Die junge Frau ist offenbar nicht in der Lage, sich zu wehren. Sie braucht Ihre Hilfe. Sprechen Sie sie laut an, so dass auch andere Passanten die Situation mitbekommen. Noch besser wäre es, wenn Sie sich schon jemanden zur Unterstützung geholt hätten.

Weitere Kostenlose Bücher