Zivilcourage - Keine Frage
Situation. Dann wird es für Sie leichter sein, sich für ein Vorgehen zu entscheiden. Zeigen Sie der Kollegin Ihr Interesse, zum Beispiel indem Sie sie fragen, ob sie mit Ihnen einen Kaffee trinken gehen will. Ihrem Kollegen sollten Sie freundlich aber bestimmt sagen, dass Sie sein Verhalten missbilligen. Das erfordert Mut, sicher. Er kann seine Lügen und Anfeindungen aber nur verbreiten, wenn sich keiner traut, dagegen zu opponieren. Ziel sollte es sein, dass Sie im Team miteinander auskommen – Sie müssen sich ja nicht lieben. Trauen Sie sich nicht, allein etwas zu tun? Wenn der Kollege auch nach Ihrer Kritik sein Verhalten nicht ändert, sprechen Sie andere Kollegen oder Kolleginnen an und überlegen Sie gemeinsam, was zu tun ist. Vielleicht können Sie mit Ihrem Anliegen auch zu Ihrem Vorgesetzten gehen. Möglicherweise ist der Betriebsrat die richtige Adresse. Sie sollten jedenfalls mit Ihrer Furcht und Ihrem Unbehagen nicht allein bleiben – auf Dauer kann das auch Sie krank machen.
9.5 | Häusliche Gewalt
Gemeinsam mit einer Freundin sind Sie in einem Lebensmittel-Großmarkt zum Einkaufen unterwegs. Dort fällt Ihnen ein Pärchen mit einem etwa dreijährigen Mädchen auf. Das Kind wirkt abwesend, fast schläfrig und ist im Gesicht fleckig. Erst glauben Sie, sie habe sich mit Schokoladeneis oder Kakao beschmiert. Aber als Sie näher an ihr vorbeigehen, sehen Sie, dass das blaue Flecke sind. Jetzt bemerken Sie auch, dass sie ganz abgemagert ist und ihre Ärmchen ebenfalls Blutergüsse aufweisen. Sie sind beunruhigt und schockiert. Ihnen zittern die Knie, weil Sie ahnen, dass hier etwas nicht stimmt. Aber Sie sind sich unsicher, was Sie tun sollen. Sie rufen Ihre Freundin herbei und machen sie auf das Kind aufmerksam. Die Freundin hat ähnliche Befürchtungen wie Sie. Gemeinsam überlegen Sie, was zu tun ist.
Expertentipp:
Seit 2000 ist das Züchtigungsrecht für Eltern abgeschafft. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Handlungen sind dem Bürgerlichen Gesetzbuch zufolge unzulässig und werden strafrechtlich verfolgt. Hier liegt es klar auf der Hand – das Kind wird mindestens körperlich misshandelt. Dieses Martyrium müssen Sie beenden. Dazu haben Sie verschiedene Möglichkeiten. Rufen Sie die Polizei und schildern Sie die Situation. Zwei Verkäufer eines Elektronikmarktes haben sich in einer ähnlichen Situation unter einem Vorwand die Adresse des Paares besorgt und das zuständige Jugendamt informiert. Sprechen Sie die beiden möglichst nicht auf die Verletzungen des Kindes an. Denn das könnte dazu führen, dass sie den Ort des Geschehens fluchtartig verlassen – und das Kind endlos weitergequält wird.
9.6 | Streit im Straßenverkehr
Es ist ein sonniger Morgen, Sie sind mit dem Fahrrad unterwegs zur Arbeit. Auf halber Strecke ist der Radweg durch ein quer stehendes Auto versperrt. Sie können gerade noch bremsen, um nicht auf der Kühlerhaube zu landen. Sie ärgern sich und wollen den Fahrer des Wagens darauf hinweisen. Doch dann sehen Sie, dass er anderweitig beschäftigt ist. Der Fahrer steht mitten auf der Straße und streitet sich sichtlich erregt mit einem anderen Autofahrer. Offensichtlich hält er ihn davon ab, einfach wegzufahren. Beide Autos sind kaputt, es hat also kurz zuvor einen Unfall gegeben. Die Beteiligten beschimpfen sich in übelster Art, verletzt scheinen sie nicht zu sein. Sie spüren, dass jetzt Ihre Hilfe benötigt wird. Was können Sie tun?
Expertentipp:
Sie kommen an den Unfallort, nachdem schon (fast) alles gelaufen ist. Als Unfallzeuge können Sie zumindest nichts beitragen. Dennoch hat Ihre Anwesenheit Sinn. Merken Sie sich das Nummernschild des potenziellen Fahrerflüchtigen, und versuchen Sie sich einzuprägen, wie die Autos zueinander stehen. Das ist wichtig, damit die Polizei den Tathergang später genau rekonstruieren kann. Haben Sie ein Handy oder eine Kamera dabei, fotografieren Sie den Unfallort. Wenden Sie sich nun den Streitenden zu, und fragen Sie sie ruhig und besonnen, ob Sie helfen können. Vielleicht können Sie den Streit dadurch eindämmen. Schauen Sie, ob die beiden gefährdet sind, denn schließlich stehen sie mitten auf der Straße. Sagen Sie den beiden, dass Sie jetzt die Polizei anrufen werden. Bleiben Sie da, bis der Streifenwagen eintrifft, und stehen Sie als Zeugin zur Verfügung.
9.7 | » Abziehen« und Erpressung
Sie verbringen den Nachmittag auf dem Rummel. Ihre Kinder fahren Kettenkarussell; Sie
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