Zivilcourage - Keine Frage
unterwegs sind. Und beim nächsten Mal investieren Sie besser in ein Taxi oder übernachten gleich bei Ihrer Freundin.
9.2 | Pöbelei im Nahverkehr
Sie sitzen im Bus und bekommen mit, wie der junge Mann zwei Sitzreihen vor Ihnen von zwei Gleichaltrigen angepöbelt wird. Die Bustür schließt nicht richtig, die zwei jungen Männer machen den dritten dafür verantwortlich. Sie sehen, dass der eigentliche Grund eine Frau ist, die in der Lichtschranke steht; deshalb geht die Tür nicht zu. Es gibt ein kurzes Wortgefecht; die beiden drohen dem jungen Mann. Dann setzen sie sich in die Sitzreihe direkt hinter ihm. Sie hören, wie die beiden einen Plan aushecken: Nach dem Aussteigen wollen sie zuschlagen. Sie überlegen, wie ernst das gemeint ist und drehen sich um; die anderen Fahrgäste haben die brenzlige Situation bislang offenbar nicht bemerkt. Sie sehen, dass der junge Mann aufsteht und offenbar aussteigen will. Begleiten Sie ihn oder nicht – wie entscheiden Sie sich?
Expertentipp:
Sie haben zwei Möglichkeiten: Sie können abwarten, ob die beiden anderen auch aussteigen. Oder Sie entscheiden sich dafür, dem jungen Mann von vornherein zur Seite zu stehen. Wenn Sie abwarten, verlassen die Täter vielleicht in allerletzter Sekunde den Bus – während die Tür vor Ihrer Nase schließt. Nun müssten Sie sich an den Busfahrer wenden, ihn bitten, die Polizei zu rufen und dann verspätet der Gruppe hinterherlaufen. Möglicherweise ist die Situation dann schon eskaliert und das Opfer schwer verletzt. Der bessere – und auch für Sie sichere – Weg wäre, den jungen Mann anzusprechen, ihn zu fragen, ob Sie ihn ein Stück begleiten dürften. Lehnt er ab, können Sie immer noch die Polizei rufen und diese auf die drohende Gewaltsituation aufmerksam machen.
9.3 | Kinder in Gefahr
Seit etwa einer halben Stunde beobachten Sie am Baggersee zwei Männer um die vierzig und zwei Jungs im Grundschulalter. Ihnen fällt auf, dass einer der beiden Männer die Jungs lange und intensiv mit Sonnenmilch eincremt. Sie sind relativ nah an der Gruppe dran, können aber nicht verstehen, was die vier miteinander sprechen. Sie wissen nicht so recht, was Sie tun sollen. Man hört ja immer wieder vom Missbrauch von Kindern. Aber Sie wollen auch niemanden zu Unrecht verdächtigen, zumal auch keiner der anderen Badegäste reagiert. Als der ältere der beiden Jungs sich ein Eis holt, nutzen Sie die Gelegenheit und fragen ihn, ob sein Vater kein Eis essen will. Sie wollen herausfinden, mit wem der Junge da ist. Er verneint Ihre Frage kurz angebunden und geht mit gesenktem Kopf schnell zurück. Nach einem kurzen Wortgeplänkel spazieren die vier langsam in Richtung eines nahe gelegenen Wäldchens. Was tun Sie?
Expertentipp:
Ihr Verdacht, die Männer könnten die Jungs missbrauchen, ist berechtigt. In dieser Situation ist schnelles Handeln erforderlich; die Männer könnten sich jeden Moment an den Kindern vergehen. Rufen Sie die Polizei und schildern Sie Ihre Beobachtungen. Bitten Sie einen anderen Badegast, Sie in den Wald zu begleiten. Erstens sind es zwei Männer, außerdem haben Sie zu zweit mehr Handlungsmöglichkeiten, falls die beiden Täter türmen wollen. Folgen Sie der kleinen Gruppe und sprechen Sie die Kinder an: Wie heißt ihr? Mit wem seid ihr unterwegs? Lassen Sie sich nicht verunsichern, wenn die Kinder die Männer kennen – Missbrauch geschieht meist im sozialen Umfeld: durch den Exfreund der Mutter, den Onkel, einen Nachbarn. Versuchen Sie in der Nähe zu bleiben, bis die Streife eintrifft. Päderasten scheuen übrigens in der Regel die Öffentlichkeit; viele Gefahrensituationen spielen sich weitaus weniger offensichtlich ab. Ihre Aufmerksamkeit ist in solchen Situationen also besonders gefragt.
9.4 | Mobbing am Arbeitsplatz
Sie arbeiten erst seit einigen Wochen für die Kommunikationsabteilung einer großen Versicherung. Der Kollege, mit dem Sie sich das Büro teilen, lästert immer wieder über eine gemeinsame Arbeitskollegin. Sie sei völlig überbezahlt, hätte nur ein abgebrochenes Studium vorzuweisen. Neulich habe sie sogar eine Pressemitteilung zu spät rausgeschickt. Eines Tages kommt die Kollegin nicht zur Arbeit, weil ihr Kind krank ist. Beim gemeinsamen Mittagessen mit der großen Büro-Runde erwähnt der Kollege beiläufig, die Kollegin schöbe die Erkrankung ihres Kindes vor, um sich selbst eine Atempause zu verschaffen. Wie verhalten Sie sich?
Expertentipp:
Verschaffen Sie sich mehr Klarheit über die
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