Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
war.
Als sich ein weiterer Wagen näherte und die beiden Jäger mit seinen Scheinwerfern erfasste, hielten sich Betty Lou und David wahrscheinlich gerade in den Armen. Anstatt weiterzufahren, verließ dieses Auto die Straße und hielt etwa drei Meter rechts von dem Kombi an.
Von außen konnte man wahrscheinlich nur die Umrisse der geduckten stämmigen Gestalt erkennen, die, mit einer Windjacke bekleidet, am Lenkrad des Wagens saß. Einen kurzen Moment lang blitzte wohl etwas auf, so als wäre ein Lichtstrahl von einer Brille zurückgeworfen worden. Die beiden Autos standen nun Seite an Seite an der abgelegenen leeren Landstraße.
Um 23.10 Uhr war ein Arbeiter von Humble Oil in Benicia gerade auf dem Weg nach Hause, als er an dem Kombi vor dem Tor vorbeikam. Dieser Wagen blieb ihm sehr wohl im Gedächtnis, während er Form und Farbe des Autos daneben kaum zur Kenntnis nahm.
Ein kalter Wind wehte durch das gefrorene Gras neben der Straße, als der Wagen des Arbeiters in der Dunkelheit verschwand.
Was danach geschah, könnte sich folgendermaßen zugetragen haben:
Der Fahrer des zweiten Wagens kurbelte sein Fenster herunter und sprach David und Betty Lou an; möglicherweise forderte er sie auf, auszusteigen.
Die beiden jungen Leute waren ziemlich verdutzt und weigerten sich, der Aufforderung nachzukommen. Der stämmige Mann öffnete die Fahrertür, stieg aus und zog dabei eine Pistole aus seiner dunklen Jacke hervor.
Der Fremde starrte auf Betty Lou hinunter, deren Fenster offen stand. Anstatt gleich das offene Fenster auf der Beifahrerseite für seine Attacke zu nützen, ging er zunächst zum Heck des Wagens. Er richtete seine Waffe auf das rechte hintere Fenster und feuerte eine Kugel ab, die das Glas zersplittern ließ. Dann trat er an die linke Seite des Wagens und schoss auf den Radkasten links hinten. Er wollte damit wohl die beiden jungen Leute dazu bewegen, das Auto durch die Beifahrertür zu verlassen.
Sein Plan ging auf. Während die beiden Teenager ins Freie zu kommen versuchten, lief der Fremde auf die rechte Seite des Kombis zurück.
Betty Lou war bereits aus dem Wagen geflüchtet, als David auf den Beifahrersitz rutschte und ihr folgen wollte. In diesem Augenblick steckte der Mann die Pistole in das offene Fenster, setzte sie dem Jungen hinter dem linken Ohr an den Kopf und drückte ab. Die Kugel durchquerte den Kopf und hinterließ die typischen Schmauchspuren einer Kontaktwunde.
Betty Lou schrie auf und lief nach Norden, in Richtung Vallejo davon. Der stämmige Mann folgte ihr augenblicklich mit der Pistole in der Hand. Als er keine drei Meter hinter ihr war, feuerte er fünf Kugeln auf Betty Lou ab, die sie alle rechts oben in den Rücken trafen. Eine geradezu verblüffende Treffsicherheit, wenn man bedachte, dass der Schütze auf ein bewegtes Ziel feuerte, selbst über Kies lief und es ringsum fast völlig dunkel war.
Betty Lou stürzte neuneinhalb Meter von der hinteren Stoßstange des Kombis entfernt tot zu Boden. Das Mädchen hatte bei seinem Fluchtversuch nicht einmal den Bürgersteig der Straße erreicht. Sie lag auf der rechten Seite mit dem Gesicht nach unten, während David neben dem Wagen auf dem Rücken lag, die Füße zum rechten Hinterrad zeigend. Er atmete noch, wenn auch unmerklich, während sich rund um seinen Kopf eine große Blutlache bildete.
Der stämmige Mann fuhr seinen Wagen rückwärts zur Straße zurück und verschwand auf der dunklen gewundenen Landstraße.
Mrs. Borges, die ihren Mantel gar nicht ausgezogen hatte, legte den Hörer auf und ging wieder zum Wagen hinaus, um nach Benicia zu fahren. Bevor sie das Haus verließ, warf sie noch einen raschen Blick auf die Küchenuhr; es war genau 23.10 Uhr.
Sie fuhr mit etwa fünfundfünfzig Kilometer in der Stunde und kam nach vier bis fünf Minuten zu der Stelle, an der David seinen Wagen geparkt hatte. Als sie nach der Biegung an einem Ende des Maschendrahtzauns den Ort des schrecklichen Geschehens mit ihren Scheinwerfern beleuchtete, glaubte sie zunächst, der junge Mann wäre aus dem Wagen gefallen. Dann sah sie Betty Lou am Boden liegen. Die Wagentür rechts vorne stand immer noch offen, sodass man in der nächtlichen Stille das Summen der Heizung hören konnte.
Mrs. Borges trat auf das Gaspedal, um so schnell wie möglich nach Benicia zu kommen und Hilfe zu holen. Nördlich des Interstate Highway 680 sah sie einen Streifenwagen, dessen Insassen sie mit Hupen und Lichtsignalen auf sich aufmerksam zu machen
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