Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
notierte.
Das Beweismaterial, das die Polizisten aus Benicia gesammelt hatten, würde zusammen mit den Fotos an das Sheriff-Büro von Solano County übergeben werden. Pitta und Warner hatten dafür gesorgt, dass am Tatort nichts verändert wurde, bevor nicht jedes Detail fotografisch festgehalten und exakt untersucht und vermessen war. Auf diese Weise wurde sichergestellt, dass die Beweismittel später unverändert dem Gericht vorgelegt werden konnten. Man musste jedoch auch das mögliche Vorhandensein von kaum wahrnehmbaren Hinweisen einkalkulieren - und so machte man sich auch auf die Suche nach Spermaspuren.
Schließlich wurden noch neun weitere leere Patronenhülsen gefunden. Bei der Tatwaffe schien es sich mit gro ßer Wahrscheinlichkeit um eine JC Higgins Model 80 oder eine Hi Standard Model 101 vom Kaliber 22 zu handeln. Der Mörder hatte Super X-Patronen verwendet, die erst seit Oktober 1967 von der Foirma Winchester hergestellt wurden - also eine ziemlich neue Munition.
Auf dem Dach des Kombis fand man Spuren eines Querschlägers, und vor dem Wagen wurden schwach sichtbare Fußabdrücke entdeckt, die zur Beifahrerseite führten. Außerdem fand man einen tiefen Abdruck eines Absatzes hinter dem Pumpwerk.
Einer der Sanitäter meinte, dass er noch nie so viel Blut auf oder neben einer Straße gesehen habe. »Es war ein ganz besonders schrecklicher Doppelmord,« stimmte Lundblad zu.
Um 1.04 Uhr fuhr Lundblad ins Krankenhaus von Vallejo und danach ins Leichenhaus, wo er mit Butterbach und Waterman zusammentraf und mit Horan über die Positionen der Kugeln in Betty Lou Jensens Körper sprach.
Lundblad stand etwas abseits, als das tote Mädchen im grellen Licht der Lampen entkleidet wurde. Plötzlich fiel etwas aus ihrem rosa-weißen Slip auf den Boden und rollte dem Detective direkt vor die Füße. Lundblad bückte sich und hob den kleinen Gegenstand auf. Es war eine Kugel vom Kaliber 22, die sich in ihrer Kleidung verfangen hatte. Mit grimmiger Miene gab Lundblad das Projektil in ein Tablettenfläschchen, sammelte die blutbefleckten Kleider ein und machte sich auf den Weg in sein Büro. Butterbach und Waterman arbeiteten noch bis 4.30 Uhr, ehe sie endlich nach Hause gingen.
Gegen Mittag des folgenden Tages wurde die Autopsie an Betty Lou vorgenommen. Eineinhalb Stunden nach Betty Lou wurde auch David obduziert, und um 1.38 Uhr fand der Pathologe Dr. S. Shirai die Kugel, die den jungen Mann getötet hatte. Das Projektil steckte zusammengedrückt an der rechten Seite des Schädels.
Insgesamt konnten aus dem Auto und aus den Körpern der Opfer sieben Kugeln sichergestellt werden - vier davon in gutem Zustand, der Rest stark beschädigt. Zwei Projektile konnten nie gefunden werden - sie blieben irgendwo im Feld an der Lake Herman Road verborgen. Jede der sichergestellten Kugeln wies eine Markierung aus sechs Feldern und sechs Zügen auf.
Bei der Herstellung einer Schusswaffe wird der Lauf innen mit mehreren Einschnitten versehen, die spiralförmig gewunden verlaufen und die das Geschoss zum Rotieren bringen. Das Muster dieser gewundenen Einschnitte, auch Züge genannt, sowie der dazwischen liegenden Erhöhungen, der so genannten Felder, schneidet sich in die abgefeuerte Kugel ein. Die Waffe hinterlässt auf dem Projektil somit ihre charakteristische »Handschrift«, an der sie gegebenenfalls identifiziert werden kann. Auch die Patronenhülse wird durch den Auswerfermechanismus mit einer bestimmten Prägung versehen, sodass sich unter dem Mikroskop feststellen lässt, ob eine Hülse von einer bestimmten Waffe abgefeuert wurde oder nicht.
»Die Ermittlungen müssen so verlaufen wie die Äste eines Baumes,« meinte Lundblad. Die Spuren, die es systematisch zu verfolgen galt, würden wie Äste vom Baum der Fakten ausgehen. Der Detective begann damit, dass er die Strecken zwischen den Wohnungen von Verdächtigen und Zeugen und dem Tatort mit unterschiedlicher Geschwindigkeit abfuhr, um zu ermitteln, wie schnell die jeweiligen Entfernungen zurückgelegt werden konnten. Außerdem wurde der letzte Tag der beiden Opfer peinlich genau rekonstruiert; dazu wurden nicht weniger als vierunddreißig detaillierte Aussagen aufgenommen. Lundblad arbeitete praktisch rund um die Uhr, um das gesamte Privatleben der beiden Opfer unter die Lupe zu nehmen. Die Angehörigen und Freunde von Betty Lou und David wurden ebenso vernommen wie die üblichen Verdächtigen, die bei jeder Straftat überprüft wurden. Laut der Nervenklinik in
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