Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf
seine Hand in ein Aquarium voll Piranhas stecken würde. Er stieß den Öffner wieder in Brocks Schenkel und kostete es aus, als dieser ächzte. Der Schmerz würde ihn lehren, sich zusammenzureißen. »Sie glauben vielleicht, alle Beweise vernichtet zu haben, aber ich werde sie finden. Sie lügen, und dafür werden Sie bezahlen.«
Er drehte sich um und entdeckte Dr. Chin neben Jocelyn. »Denken Sie nicht mal daran, ihn zusammenzuflicken. Und lassen Sie das Messer, wo es ist. Ich will, dass die Wunde heilt, während es darin steckt. Das wird ihn lehren, mir lieber nicht in die Quere zu kommen. Ansonsten fahren wir wie geplant fort. Wir machen ihn mit Red Dart mürbe.«
Er betrachtete Jocelyn mit einem kalten Blick. Schwäche verachtete er. Heute hatte sie bewiesen, dass sie am besten unter ihm aufgehoben war, nicht an seiner Seite. »Sieh einfach nur zu, dass Red Dart bereit ist, wenn Chin das Startzeichen gibt.«
»Was ist mit Michael?«, fragte sie mit leicht bebender Stimme.
Er zog eine Braue hoch. »Was soll mit ihm sein?«
»Er wird wiederkommen.«
»Dann sind wir vorbereitet«, versicherte er. »Tatsächlich werden wir ihn willkommen heißen. Wenn Michael zu uns kommt, erspart er es uns, Jagd auf ihn machen zu müssen. Hoffentlich bringt er noch andere mit. Wir markieren ihn mit Red Dart, dann brechen und beherrschen wir ihn wie alle GTECHs. Sie werden unsere Beschützer, nicht unsere Invasoren. Wenn man bedenkt, wie er uns das Leben zur Hölle gemacht hat, scheint es mir durchaus angemessen, Michael als Ersten zu Fall zu bringen.« Sein Mund zuckte. »Das wird ein weiterer Grund zu feiern sein.« Er wandte sich an Chin. »Rufen Sie mich, wenn Sie so weit sind.« Er warf einen Blick auf die Uhr und kalkulierte, wie viele Stunden Chin benötigen würde, bis Red Dart zur nächsten Dämmerung zur Verfügung stand. Er wagte es nicht, weitere Verzögerungen in Kauf zu nehmen. »Sie haben zehn Stunden.«
Powell stapfte davon, in Gedanken bereits mit seinen Plänen beschäftigt. Je mehr er über Michael nachdachte, desto mehr freute er sich darauf, ihn in die Knie zu zwingen.
20
Cassandra saß mit bis zum Kinn hochgezogenen Knien in dem weichen grünen Sessel zwischen Damions und Sterlings Betten. Damion war endlich eingeschlafen. Der arme Kerl war durch die sprichwörtliche Hölle gegangen. Er hatte sich übergeben und am ganzen Leib gezittert. Michael hatte dieselben Symptome gezeigt, und obwohl Sterling ernsthaftere Verletzungen davongetragen hatte, schlief er friedlich.
»Klopf, klopf.«
Cassandra sah auf und entdeckte Kelly in der Tür. »Hey«, sagte sie lächelnd. Kelly hatte alle Hände voll zu tun gehabt, war hereingesaust, hatte Blut abgenommen, Vitalfunktionen überprüft und war wieder herausgeeilt.
»Was ist aus meiner Anweisung geworden, dich auszuruhen?«, fragte Kelly.
»Das mache ich, wenn du dich ausruhst«, versprach Cassandra.
»Ich sehe schon, kompliziert wie eh und je«, neckte Kelly, als sie den Arztstuhl heranrollte. »Und bevor du fragst: Ich habe dein Blutbild noch nicht.«
Cassandra lächelte. »Ich wollte tatsächlich fragen.«
»Ich weiß. Ich fasse es immer noch nicht, dass du Michaels Symbol schon in Groom Lake getragen und es mir verschwiegen hast. Ich hätte es niemandem verraten.«
»Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen«, sagte Cassandra. »Ich dachte immer, wir würden uns zu erkennen geben. Die Dinge sind einfach … passiert.«
»Dinge«, schnaubte sie. »So kann man’s auch nennen.«
Cassandra plagte das schlechte Gewissen. »Es tut mir leid, dass ich mich einfach in Luft aufgelöst habe.«
»Wenn du auf Deutschland und die lange Funkstille anspielst«, sagte Kelly, »tut es mir nicht leid. Du hättest dableiben sollen. Dort warst du sicher.«
»Solange Adam frei herumläuft, ist Sicherheit nur eine Illusion.« Sie wechselte das Thema und fragte endlich, was sie nicht hatte aussprechen können, als Kelly beschäftigt gewesen war. »Der endgültige Vorgang, der mich zum GTECH macht, hat sich doch nicht verändert, oder? Dass sich die Augenfarbe ändert und diese Übelkeit. Meine Beschwerden deuten auf eine Wandlung hin, obwohl wir keinen Blutaustausch vorgenommen haben.«
»Diese Beschwerden treten nach dem Sex auf, stimmt’s?«, fragte sie. Cassandra nickte und Kelly fuhr fort: »Möglicherweise hat sich Michaels Körper weiterentwickelt, sodass für den Prozess nun kein Blutaustausch mehr benötigt wird. Vielleicht reichen jetzt ein paar sexuelle
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