Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf
auch nichts, wenn wir uns wie auf Eiern bewegen. Wir schnappen ihn, und niemand wird es erfahren. Wir knöpfen uns Powell, meine Mutter und Taylor Industries in ein- und derselben Nacht vor. Wir konfiszieren alles, was wir tragen können, einschließlich Powell, und kerkern ihn in Sunrise City ein. Wir schärfen ihm ein, dass er uns besser hilft, Red Dart abzuschalten, bevor Adam ihn in die Finger bekommt und uns alle damit verfolgt.«
Sterlings Computer summte erneut. Er las die Nachricht. »Green Hornets auf dem Weg nach Sunrise City. Weder Gegenwehr noch Verletzte gemeldet.«
»Diese Munition hat das Schlachtfeld dem Erdboden gleichgemacht«, sagte Michael. »Schaffen wir uns einen Feind vom Hals. Lasst uns Powell hochnehmen.«
Caleb runzelte die Stirn, ehe er entschieden nickte. »Morgen Nacht.«
26
Michael hatte sich tatsächlich verabschieden wollen. Cassandra lehnte am Kopfende von Michaels Bett und versuchte sich auf den Film zu konzentrieren, den sie nur eingelegt hatte, um nicht ständig auf die Uhr sehen zu müssen. Mit jedem Atemzug wünschte sie sich Michael herbei. Sie war aufgekratzt vom Lunch zurückgekehrt, und hatte Michael von den Plänen erzählen wollen, die sie mit den Frauen geschmiedet hatte. Ihre Euphorie hatte sich jedoch schon vor Stunden in Luft aufgelöst.
Als es klopfte, raste Cassandra durchs Zimmer, riss die Tür auf und ließ bei Kellys Anblick enttäuscht die Schultern hängen.
»Lass mich raten, du hast Mister Groß-mysteriös-und-super-launig erwartet?«
»Ja«, gestand sie betrübt und trat von der Tür zurück. »Im Augenblick wäre mir seine miese Laune sogar willkommen.«
»Ich bin sicher, dass das zusätzliche Chromosom, von dem ich dir erzählt habe, für seinen Sturkopf verantwortlich ist«, sagte Kelly, als sie eintrat und die Tür schloss. »Du willst wahrscheinlich nicht hören, dass die nächste Blutspende fällig ist.«
Cassandra ließ sich auf die Couch plumpsen und streckte den Arm aus. »Bitte, nur zu. Ich kann’s kaum erwarten.«
Das zusätzliche Chromosom. Als sie davon erfahren hatte, hatte sie sich auf einen langen Kampf gefasst gemacht, Michael davon zu überzeugen, dass es kein Grund zur Sorge war, denn sie liebte Michael so, wie er war. Was ihm auch bevorstehen mochte, sie würde ihm zur Seite stehen. Diese Entscheidung stand fest, und davon würde sie nicht abrücken. »Ich hatte gestern im Fahrstuhl das Gefühl, als könnte Caleb meine Gedanken lesen. Kann er das? Gedanken lesen?«
»Er liest menschliche Emotionen«, erwiderte Kelly, während sie die Nadel in Cassandras Vene einführte. »Bei GTECHs funktioniert es allerdings nicht. Er nimmt wahr, wenn sich jemand fürchtet oder besorgt oder glücklich ist. Er sagt, es ist, als würde ihm eine Farbe erscheinen.«
»Also«, sagte Cassandra, »hat er auch das zusätzliche Chromosom? Werden dadurch die einzigartigen Gaben ausgelöst?«
»Er hat es nicht. Jedenfalls noch nicht. Es ist möglicherweise noch im Aufbau begriffen und kann noch nicht nachgewiesen werden. Michael war kurz nach seiner Wandlung zum GTECH in der Lage, den Wind zu beherrschen, so wie Adam mit Wölfen kommunizieren konnte. Calebs Gabe ist relativ neu. Ich habe nichts Schlüssiges vorzuweisen, woran man erkennen könnte, warum einige GTECHs über besondere Gaben verfügen. Dennoch wäre es interessant zu wissen, ob Adam dieses Chromosom hat.«
Cassandra verzog das Gesicht. »Ich bin froh, dass wir’s nicht wissen. Es wäre nur ein weiterer Grund für Michael, sich mit Adam zu vergleichen.«
»Auch wenn Michael dieses Chromosom zum Teufel wünscht, ist es wissenschaftlich gesehen ein Zeichen für die Weiterentwicklung und die zunehmende Stärke der GTECHs. Ich würde das gern dokumentieren. Du wärst eine große Hilfe, wenn du Michael davon überzeugen könntest, mir weitere Untersuchungen zu gestatten. Ich wollte Caleb ebenfalls bitten, mit ihm zu reden, kann ihn jedoch nicht erreichen. Er verschanzt sich schon seit Stunden hinter verschlossenen Türen.« Sie musterte Cassandra. »Deine Augen sind fast wieder normal.«
Mit einem mulmigen Gefühl fasste sich Cassandra an die Wange. »Wirklich?« Und schon machte sich Michael aus dem Staub.
Kelly bedachte sie mit einem mitfühlenden Blick. »Du willst ihn wirklich nicht verlassen, oder?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich liebe ihn.«
»Und er liebt dich, sonst würde er sich nicht solche Sorgen um dich machen«, sagte Kelly und berührte sie am Arm. »Hör nicht auf, es
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