Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf
ihm zu sagen. Irgendwann dringst du zu ihm durch.« Sie tätschelte ihre Tasche. »Ich bringe das jetzt ins Labor und versichere mich, dass es kein Fehler ist, dich morgen loszuschicken. Ihr werdet vermutlich bei Tagesanbruch aufbrechen. Ich kann dich allerdings erst entlassen, wenn die Ergebnisse vorliegen.«
Cassandra erhob sich mit einem Nicken und brachte Kelly zur Tür. »Ich melde mich, sobald ich die Ergebnisse habe.« Als Kelly nach der Tür griff, lief ein leichtes Prickeln an Cassandras Wirbelsäule hinab. Caleb stand mit Michael und Sterling im Eingang. Kelly warf einen Blick über ihre Schulter und zwinkerte Cassandra zu. »Du lockst die Männer ja in Scharen an, Mädel.« Sie beäugte Caleb. »Wir müssen reden, wenn du hier fertig bist.«
Als Cassandra begriff, dass Caleb die Männer anführte und nicht Michael, zog sie sich mit flatterndem Herzen in die Wohnung zurück. »Was ist los?«, fragte sie, während sie Michaels Blick suchte und mit einem kraftvollen Güterzug kollidierte. Er war nicht nur reserviert, sondern derart distanziert, dass es ihr das Herz zerriss.
»Du musst uns helfen, Cassandra«, sagte Caleb, während die drei Männer, alle in schwarzen Tarnanzügen, im Zimmer Stellung bezogen. Krieger, die sich auf eine Schlacht vorbereiten , dachte sie.
Ihr Blick ruhte kurz auf Michael, bevor sie sich jäh an Caleb wandte. »Jederzeit«, versprach sie.
Er winkte sie zur Couch hinüber. Cassandra hockte sich auf die Sofakante. Sterling nahm neben ihr Platz und öffnete seine Laptoptasche, während sich Caleb neben sie auf den Sessel setzte. Als Caleb von Brocks Anruf berichtete, gab sich Michael weiterhin distanziert. Obwohl sie Caleb ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte, war sie sich die ganze Zeit über bewusst, dass Michael mit unergründlicher Miene über ihnen emporragte, die Augen hinter dichten, schwarzen Wimpern verborgen.
»Wir haben beide gehört, wie Brock in dieser Gasse in Washington gesagt hat, dass er das Serum will«, sagte Michael. »Er wird es sich irgendwie beschaffen. Wir wissen nicht, ob er von deinem Vater oder von Adam beauftragt wurde, dich anzurufen. Möglicherweise hat uns auch ein Spion deines Vaters vor deiner Wohnung gesehen, und nun will dein Vater dich mit Red Dart ködern. Was allerdings nicht heißt, dass Brock dich nicht mehr aus dem Weg räumen will. Im Prinzip hat dein Vater sogar die Weichen dafür gestellt.«
»Um es kurz zu machen, Cassandra«, sagte Caleb, »wir schlagen morgen Nacht zu.«
Sie sah Michael direkt in die Augen. »Was soll das heißen?«, wollte sie wissen.
Caleb kam Michael zuvor. »Es steht eindeutig fest, dass zwischen Michaels Mutter und deinem Vater eine Verbindung besteht. Wir werden das Haus deines Vaters und Taylor Industries durchkämmen. Er wird in Sunrise City inhaftiert, was ihn hoffentlich veranlasst, uns endlich zu verraten, wo er Red Dart versteckt hält. Wir möchten, dass du dich bei ihm meldest. Ihn in Sicherheit wiegst und überzeugst, dass du morgen kommst.«
»Das hört sich an, als würde ich nicht kommen«, sagte sie, während sie in ihren Gesichtern las und verstand, dass es genau so war. »Ich muss aber zurück. Du hast doch selbst gesagt, dass mein Vater von Michaels Beteiligung und höchstwahrscheinlich auch von seinem Kontakt zu mir weiß. Wenn ich nicht komme, wird er sofort argwöhnisch und sucht mit Red Dart das Weite, bevor ihr zuschlagen könnt.«
»Nein«, donnerte Michael. »Ich lasse nicht zu, dass du so ein Risiko eingehst.«
Sie sah ihm unverwandt in die Augen. »Das entscheide immer noch ich.« Sie funkelte Michael einen Moment an, ehe sie sich Caleb zuwandte. »Ich rufe an. Zuerst bei Brock. Dann bei meinem Vater.«
Caleb sah Michael mit hochgezogenen Brauen an. »Sie hat recht«, sagte er. »Sie muss zurück. Wir behalten sie im Auge, Michael.«
Zähes Schweigen breitete sich in der Wohnung aus, ehe Michael sie anblickte. »Wir verkabeln dich, und du tust genau das, was ich dir sage.«
»Selbstverständlich«, erwiderte sie mit einem triumphierenden und zugleich mulmigen Gefühl. Sie würde ihren Vater ans Messer liefern. Das war nichts, worauf sie stolz war, doch sie hatte keine Wahl.
Als die anderen zu Ohrstöpseln griffen, um störende Geräusche beim Mithören des Gesprächs auszublenden, reichte Sterling ihr das Telefon. Zuerst war das Telefonat mit Brock an der Reihe. Cassandra versicherte ihm, am nächsten Tag wieder bei der Arbeit zu erscheinen, und bedankte sich, in ihrem
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