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Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf

Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf

Titel: Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Renee Jones
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wenn er jetzt ins Gras biss? Doch es war zu spät – alles wurde schwarz.
    Einige Stunden nach Michaels Operation hockte Cassandra auf der Bettkante und kühlte seine Stirn mit einem feuchten Lappen, bangte um ihn, wusste nicht, was sie tun sollte. Sie hatte den Heilungsprozess der GTECHs schon oft beobachtet, der von prickelnder Haut bei kleinen Schnitten bis zu heftigen Muskelkrämpfen bei größeren Verletzungen reichte. Aber noch nie hatte sie solche Qualen erlebt, wie Michael sie durchlitt. Er hatte hohes Fieber, seine Muskeln zuckten und krampften. Sie konnte sie unter der Haut pulsieren sehen.
    Von Sorge übermannt, legte sie den Kopf auf seine Brust. Wie viele Schmerzen dieser Art konnte sein Herz bewältigen? Was, wenn die Patrone vergiftet gewesen war?
    Sie musste Hilfe rufen, und die einzige Person, die sie informieren konnte, war Caleb. Das Handy, dachte sie. Michael musste eines bei sich haben. Vielleicht hatte er Calebs Nummer gespeichert. Sie durchsuchte seine Hose und fand tatsächlich ein superschlankes Telefon in der vorderen Tasche.
    »Ja«, flüsterte sie, kramte das Handy heraus und ging rasch die gespeicherten Nummern durch. Ihr Herzschlag setzte aus, als sie auf Adams stieß. Sein Name verursachte einen Krampf in ihrem Magen, und sie konnte nicht anders, als die Anrufliste zu durchstöbern. Diesmal drehte sich ihr der Magen um. Er hatte sich vor kurzem bei Adam gemeldet. Als sie Datum und Zeit überprüfte, überschlugen sich ihre Gedanken. O mein Gott. Er hatte an jenem Abend mit Adam gesprochen, als er sie in Washington in der Toilette aufgesucht hatte. Da hatte er behauptet, die Zodius bereits verlassen zu haben. Mit wem hatte sie denn nun telefoniert? Caleb oder Adam?
    Michael setzte sich unvermittelt auf. Überzeugt, dass er gleich das Handy packen würde, schnappte Cassandra überrascht nach Luft. Stattdessen stand er auf und stolperte vornübergebeugt ins Badezimmer – ihm war übel. Sie rannte ihm nach.
    Er kauerte vor der Toilettenschüssel und übergab sich. Cassandra suchte am Türknauf Halt, zwang sich, nicht zu ihm zu gehen, auch wenn ihre Instinkte danach verlangten.
    Das Telefon immer noch in der Hand, überlegte sie, ob sie Caleb anrufen sollte. Hilfe rufen oder warten, bis es ausgestanden war? Michael würgte ohne Unterlass, ihm war so übel – zu übel. Ihr Verstand raste, während die Angst sie entzweiriss. Sie hatte gehört, wie Lucian eindeutig klargestellt hatte, dass Michael nicht mehr zu den Zodius gehörte. Doch was, wenn das Ganze ein abgekartetes Spiel war? Was, wenn er sich nicht von ihnen abgewendet hatte? Das sollte sie mehr als alles andere dazu bewegen, sich bei Caleb zu melden, doch Gott steh ihr bei, so war es nicht. Was würde Caleb mit Michael machen, wenn er doch ein Zodius war? Und noch wichtiger: Warum kümmerte es sie überhaupt?

11
    Michael setzte sich keuchend auf, sah sich im Zimmer um und registrierte, dass er auf dem Boden des Badezimmers hockte. Allmächtiger! Und Cassandra war bei ihm. Während er sich zu orientieren versuchte, atmete er tief durch.
    »Ganz ruhig«, raunte sie. Als sie über seine Brust strich, nahm er die leichten, mit der Heilung einhergehenden Krämpfe wahr.
    Ihr Duft – weich, weiblich, unverkennbar Cassandra – stieg ihm in die Nase und beförderte ihn wieder ins Hier und Jetzt. Erinnerungsfetzen stürmten auf ihn ein. Der Angriff, das Geschoss. Stundenlang hatte er sich über die verfluchte Kloschüssel gekrümmt, während Cassandra ihn beruhigt hatte. »Wie lange war ich weg?«
    »Etwa sechs Stunden«, erwiderte sie.
    »Mist«, murmelte er. Er musste sich bei Caleb melden. Er griff in seine Tasche und stellte fest, dass sie leer war.
    Als er sich aufrappeln wollte, packte Cassandra seinen Arm. »Dir ging es so schlecht, wie ich es noch bei keinem GTECH erlebt habe, Michael.«
    »Mir geht’s gut«, sagte er und berührte ihre Wange. Verflixt. »Die heilende Krankheit ist bei vielen GTECHs schlimmer geworden. Wenn sie vorbei ist, hat man’s aber endgültig überstanden.« Er stand auf, bewegte die Arme und tastete über die geheilte Stelle. »Ich bin schon fast gesund. Ich bin nur geschwächt und hungrig.« Er streckte Cassandra die Hand hin und half ihr auf.
    »Wovon wird die Reaktion ausgelöst?«, fragte sie. Sie wirkte müde. Sie hatte nicht geschlafen, auf der blassen Haut unter den Augen prangten dunkle Ringe. »Es war schlimm, Michael. Ich hatte Angst, dass dein Herz die Schmerzen nicht bewältigen

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